Staffelberg & Co: Beliebte Ausflugsziele sind vergessene Machtzentren
Autor: Susi Geus
Franken, Sonntag, 16. November 2025
Die Fränkische Schweiz und das Maintal sind reich an vergessenen Orten früherer Kulturen. Mächtige Festungen und keltische Siedlungen prägen bis heute das Bild Oberfrankens.
In Oberfranken finden sich zahlreiche ehemalige Festungen, bedeutende Siedlungen und rätselhafte Burganlagen, die bis heute die Region prägen. Zu den bekanntesten zählen der Staffelberg und die Ehrenbürg auf dem Walberla. Viele dieser Orte geben bis in die Gegenwart faszinierende Einblicke in lange vergangene Zeiten.
Das Maintal sowie die Fränkische Schweiz sind nicht nur beliebte Wanderregionen, sondern beherbergen auch zahlreiche Spuren früherer Machtzentren. Was viele Ausflügler oft nicht wissen: "Einige der Orte, die heute bekannte Ausflugsziele für Naturerlebnisse sind, waren früher Zentren der Macht." Wegweisende Städte, Festungsanlagen und Siedlungen, die einst von großer Bedeutung waren, sind mittlerweile aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Hier stellen wir einige dieser vergessenen Orte vor.
Das Oppidum auf dem Staffelberg
Wie Ausgrabungen ergeben haben, gab es schon in der Jungsteinzeit, 5000 vor Christus, rund um die Hochebene des Staffelberges unbefestigte Höhlensiedlungen. Anfang des 5. Jahrhunderts vor Christus bauten die Kelten das Felsplateau zu einer städtischen Siedlung aus, einem sogenannten Oppidum. Der erste Wall bestand aus Erde und Holz und umschloss die gesamte Siedlung inklusive einer Art Zisterne zur Wasserversorgung. Die Mauern und Wälle waren bis zu fünf Meter hoch. Zur Abschreckung hatten die Bewohner der Siedlung auf dem Eingangstor mindestens 30 menschliche Schädel drapiert, wie Ausgrabungen bewiesen haben. Durch die strategisch günstige Lage wurde das Oppidum eines der politischen und wirtschaftlichen Zentren des heutigen Oberfrankens.
Bis in die 2000er Jahre nahmen Wissenschaftler an, dass die Siedlung der Stadt Menosgada entspricht, die der griechische Geograf Claudius Ptolemäus im 2. Jahrhundert in seinem Werk über die Kartierung des römischen Reiches erwähnt. Erst im Jahr 2022 wurden die Ergebnisse von Ausgrabungen an dem beliebten oberfränkischen Ausflugsziel vorgestellt. Daran zweifeln die Forscher jedoch heutzutage, da es zur damaligen Zeit mehrere, noch größere Oppida gab und die Ortsangaben sehr ungenau sind. Etwa um 30 vor Christus wurde die Siedlung verlassen. Warum, weiß man nicht. Erst im 4. Jahrhundert nach Christus errichteten Germanen dort eine Burg. Endgültig aufgegeben wurde das Oppidum im Laufe der Völkerwanderung (375 nach Christus bis 700 nach Christus).
Eine digitale Rekonstruktion, des Freiburger Unternehmen LINK3D zeigt, wie beeindruckend groß die Stadt war. Das Gipfelplateau im Zentrum des Bergs war der Oberschicht vorbehalten. Die einfache Bevölkerung hatte ihre Häuser auf der unteren Hochebene. Unter Ihnen lebten Eisen verarbeitende Handwerker, wie Schlackefunde vermuten lassen. Wenn du heute auf einem der zahlreichen Wanderwege hochläufst, kannst du am Gipfelplateau einen rekonstruierten Teil der ehemaligen Befestigung sehen. Einige Funde der Ausgrabungen sind im Stadtmuseum Staffelstein ausgestellt. Der kürzeste Fußweg führt vom Friedhof-Parkplatz Staffelstein bis hoch auf das Plateau und ist mit M für Mainwanderweg gekennzeichnet.
Die Ehrenbürg auf dem Walberla
Das Walberla in der Fränkischen Schweiz ist ein Hügel, der circa 200 m über dem Wiesenttal liegt. Wenn du auf der A73 an Forchheim vorbeifährst, kannst du die sattelförmige Erhebung gut erkennen. In der Bronze- und Eisenzeit war der Berg, ebenso wie der Staffelberg, eines der wichtigen Machtzentren Oberfrankens, das man auch Ehrenbürg nennt. Älteste Funde weisen auf eine Besiedlung seit der Jungsteinzeit (circa 4 000 vor Christus) hin. Den Wall, der die gesamte Hochebene umgibt, kannst du heute noch gut erkennen. Das Oppidum verdankte seinen Wohlstand seiner verkehrsgünstigen Lage auf dem Weg zum Frankenwald und zum Fichtelgebirge. Die Heunischenburg bei Kronach stand wahrscheinlich ebenfalls in enger Verbindung zur keltischen Stadt, da sie als Sicherungsposten für die Zinn- und Kupfertransporte diente.
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Über die Bauweise der Behausungen ist nicht viel bekannt, da die Gebäude alle aus Holz und anderen, Naturmaterialien bestanden und verrottet sind. Die Befestigungsmauern wurden mit Holz und Steinen errichtet. Sicher scheint jedoch, dass die Häuser über niedrigen Kellergruben standen, von denen einige ausgegraben wurden. Den höchsten Teil der Ehrenbürg, bewohnte die adelige Oberschicht. Auch das tiefer liegende Hochplateau war für die damaligen Verhältnisse dicht besiedelt. Viele Handwerker, die hauptsächlich Metall verarbeiteten, lebten dort. Die benötigten Lebensmittel bauten Bauern auf Feldern rund um den Berg an.