Ein 27-Jähriger aus Kirchehrenbach möchte der Umwelt helfen. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris konnte er mit vielen Delegierten sprechen und plant auch seine Zukunft im Bereich Klimaschutz.
Wenn Tilman Kiesel aus Kirchehrenbach beschreiben soll, wie er die UN-Klimakonferenz in Paris empfunden hat, fällt es ihm schwer, die Erlebnisse in ein oder zwei Sätze zu packen. "Man könnte es mit den Schlagworten Mulitnationaltität und Multikulturalität umreißen", erzählt der 27-jährige Master-Student.
Für ihn war dieses internationale Flair prägend und beeindruckend. "Man kann mit jedem sprechen", sagt er. Dabei profitiert er auch von dem guten Ruf, den das "Jugendbündnis Zukunftsenergie" genießt. Für diese Jugendorganisation war er als Beobachter in der ersten Woche der Klimakonferenz in Paris vor Ort.
Ein dreiviertel Jahr Vorbereitung
Im Februar hatte er sich dem Jugendbündnis angeschlossen und seither liefen die Vorbereitungen für die große Konferenz.
"Ich würde nach meinem Abschluss gerne weiter im Klimaschutz tätig sein", erzählt der Student der Geographie mit Schwerpunkt Klimaforschung.
"Man muss eine fortschrittliche Position vertreten, wenn man zu einer solchen Verhandlung geht", erklärt Kiesel, "wir treten für das 1,5 Grad-Ziel ein." Das bedeutet, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau beschränkt werden soll. "Wenn man zu so einer Konferenz geht, muss man sich darauf einstellen, dass Kompromisse geschlossen werden müssen", sagt Kiesel. Heißt konkret: Man setzt sich höhere Ziele als man für realistisch betrachtet, um sich dann irgendwo in der Mitte mit den anderen Vertretern zu treffen.
"Selbst wenn wir jetzt zu einem Abkommen kommen, heißt das nicht, dass die Erderwärmung sofort aufhört", weiß der Student.
Obwohl er hofft, dass ein gutes Abkommen unterzeichnet werden kann, zweifelt er in gewissen Teilen an der Umsetzung. "Es gibt einfach immer wieder Nationen, die blockieren", erklärt Kiesel, "deshalb muss auch ein Mechanismus für die Einhaltung der Ziele festgehalten werden. Es hilft nichts, wenn das 1,5-Grad-Ziel im Abkommen verankert ist, aber nicht festgeschrieben wird, wie es erreicht werden soll."
Gespräche mit direkt Betroffenen
Besonders prägend waren für den 27-Jährigen Gespräche mit anderen Jugendvertretern, die direkt vom Klimawandel betroffen sind. So unterhielt er sich zum Beispiel mit Delegierten aus dem Inselstaat Tuvalu, die davon berichtet haben, wie es ihnen in ihrer Heimat ergeht.
Außerdem habe ein Vertreter der "Allianz der kleinen Inselstaaten" unter Tränen davon erzählt, wie in seinem Land bereits zwei Inseln untergegangen seien und er zusehen
muss, wie seine Heimat und Kultur nach und nach untergehen. "Ich verstehe nicht, dass nach solchen Aussagen Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien sich so konservativ zeigen und sich so konsequent gegen ein ambitioniertes Ziel wehren", sagt Tilman Kiesel, der sichtlich von dem Schicksal der Inselstaaten betroffen ist. Trotzdem sehe er natürlich, dass vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer zwischen wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz abwägen müssen. Noch vor Ende der Klimakonferenz schätz Kiesel das Ergebnis so ein: "Ich bin mir relativ sicher, dass ein Klima-Abkommen verabschiedet wird. Nur, was darin steht und wie es umgesetzt werden soll, da bin ich mir nicht sicher, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden sein kann."
Sich selbst engagieren
Wer Interesse am Klimaschutz hat und sich wie Tilman Kiesel engagieren möchte, kann über die Website des JugendbündnissesZukunftsenergie Kontakt aufnehmen. Dort befindet sich auch ein Blog über die Tage in Paris.