Trockene Sommer setzen dem Wald in der Fränkischen Schweiz zu. Förster raten zum Anpflanzen von klimatoleranten Arten wie Baumhasel oder Libanonzeder. Bei Störnhof wächst sogar ein Mammutbaum aus Amerika.
Bäche trocknen aus, Quellen versiegen. Der Klimawandel macht vor allem dem Wald sehr zu schaffen. Einheimische Baumarten, vor allem die Fichte, oder sogar schon die Buche und Eiche leiden unter Wassermangel und vertrocknen. Deshalb hat das Amt für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg ein Projekt "Alternative Baumarten im Klimawandel" gestartet.
Das Projekt stellte der Forstdirektor Michael Kreppel zusammen mit Förster David Schwarzmann und Waldbesitzer Christoph Dietsch in dessen "Versuchswald" bei Störnhof (Marktgemeinde Wiesenttal) vor. In dem eingezäunten Areal wachsen und gedeihen ganz andere Bäume als üblich - zum Beispiel eine Baumhasel, deren Holz bei Schreinern als "Rosenholz" sehr begehrt ist, oder Mammutbäume, die größten und ältesten Bäume der Welt, die normalerweise in Amerika wachsen. "Spätestens heuer im dritten Trockensommer hintereinander wird klar, dass einige unserer Hauptbaumarten wie Fichte und Kiefer nicht an die künftigen Wetterbedingungen angepasst sind. Vor allem die hohen Temperaturen und geringen Niederschläge der Sommermonate machen diesen Baumarten zu schaffen", erklärt Kreppel. Deshalb gelte es herauszufinden, welche Baumarten möglichst klimatolerant sind.
Bayernweite Initiative
Im Rahmen der bayernweiten "Initiative Zukunftswald" wurde vorerst befristet auf zwei Jahre Förster David Schwarzmann eingestellt. Er untersucht, welche Baumarten auf welchen Standorten im Gebiet der Landkreise Forchheim und Bamberg künftig besonders geeignet sind. Schwarzmann hat sich bereits einen Überblick verschafft und viele besondere Baumartenanbauten angeschaut. "Es ist sinnvoll, möglichst mehrere klimatolerante Baumarten auf einer Fläche einzusetzen", empfiehlt er.
Natürlich sollte in erster Linie auf heimische Hauptbaumarten wie Stiel- und Traubeneiche oder Bergahorn zurückgegriffen werden. Wo möglich sollte die Naturverjüngung dieser Baumarten bevorzugt werden. "Weitere seltenere heimische Baumarten mit Klimatoleranz sollten stärker beteiligt werden", setzt Schwarzmann hinzu, "und da gibt es eine hohe Anzahl: zum Beispiel Elsbeere, Feldahorn, Flatterulme, Vogelkirsche, Sommer- und Winterlinde, Walnuss, Wildapfel und Wildbirne sowie die schon seit längerem erprobte Edelkastanie."
Anbauversuche
Als letzten Punkt sieht er die Möglichkeit, neue alternative Baumarten durch Versuchsanbauten zu erproben, deren Anwuchserfolge zu dokumentieren und daraus Erfahrungen zu sammeln. Dazu sollen in den nächsten Jahren kleinflächige "Praxisanbauversuche" bei privaten und kommunalen Waldbesitzern angelegt und von der Forstverwaltung gefördert werden. Die infrage kommenden Baumarten wie Libanonzeder, Atlaszeder und Baumhasel sind teurer. Daher sind die Fördersätze pro Pflanze entsprechend höher.
Amt für Waldgenetik
Problematisch ist aber die Verfügbarkeit der richtigen Pflanzenherkünfte. Diese werden auf wissenschaftlicher Grundlage vom Amt für Waldgenetik in Teisendorf (Kreis Berchtesgadener Land) gewählt. David Schwarzmann wird außerdem zwei kleine Arboreten (Gehölzlisten) im Amtsbereich und einen Exkursionsführer zu ausgewählten Anschauungsobjekten erstellen. In Form von Kursen können dort Waldbesitzer von den Erfahrungen anderer profitieren. "Das Wichtigste ist, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen", meint Schwarzmann. Strukturreichtum in Mischwäldern spricht für besonders widerstandsfähige Waldformen. So sollten neben den Misch- und Begleitbaumarten der Buchen- und Eichenwälder Bäume jeder Altersstufe stehen. Dann profitiert selbst eine Vielzahl heimischer Nutzinsekten.
Waldbesitzer aus Veilbronn
Der Waldbesitzer Christoph Dietsch und sein Sohn Alexander aus Veilbronn haben schon vor acht Jahren vorausschauend bei der Aufforstung einer größeren Fläche bei Störnhof eine ganze Reihe verschiedener klimatoleranter Baumarten ausprobiert. Nebeneinander gedeihen hier Elsbeere, Vogelkirsche, Walnuss, Wildbirne, Edelkastanie, aber auch Schwarzkiefer, Baumhasel und der Riesenmammutbaum. Es gab einige Probleme bei der Kulturanlage, doch durch stetiges Tun und Handeln, vorausschauendes Denken sowie und einen grünen Daumen konnten sie eine ansehnliche Kultur schaffen. Über 20 verschiedene Baumarten stehen in der drei Hektar großen Kultur. Vorbildlich pflegen die Waldbesitzer ihre Laubholzkultur, indem sie laufend durch Zwieselschnitte die Qualität der Baumpflanzen erhöhen. Der gerade Wuchs der Baumhasel überzeugt. Diese Baumart ist von der Türkei bis Afghanistan verbreitet. Sie liefert mit ihrem wertvollen und dekorativ gefärbten Holz Schreinerware zum Möbelbau. "Durchaus vorstellbar zur Steigerung der Diversität, aber auch der Wirtschaftlichkeit unserer heimischen Waldökosysteme", erläutert David Schwarzmann.
Der Mammutbaum
Zum Mammutbaum sind die Erfahrungen des Waldbesitzers zwiespältig. "Die Pflanzen vertragen keine Schattenkonkurrenz und sind daher für kleinere Flächen im Wald ungeeignet", erklärt Christoph Dietsch. Auch sind starke Frostlagen nicht geeignet. "Oft sind es auch die limitierenden Standortgegebenheiten unserer heimischen Böden, die den Riesen unter den Bäumen zu schaffen machen", wirft David Schwarzmann ein. Anders hingegen bei Baumhasel, Libanonzeder und Atlaszeder: Diese sind Temperaturextreme aus ihren natürlichen Wuchsgebieten, dem vorderen Orient, gewöhnt. Oft stocken sie auf Standorten nahe der Waldgrenze. Die Böden dort sind trocken und karg. "Wichtig ist es, diese Baumarten richtig einzusetzen und mehr über sie zu erfahren. In Form der Praxisanbauversuche möchten wir die Baumarten vorerst auf kleiner Fläche aus forstwissenschaftlicher Sicht betrachten", kündigt Schwarzmann an. Studiert werden Anwuchsverhalten, Wuchsdynamik und gegebenenfalls notwendige Pflegemaßnahmen. Förster Schwarzmann weiß: "Natürlich spielen der Ertrag und die Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle für den Waldbesitzer." Diese Baumarten können zum Erhalt von Waldflächen, der Aufforstung von Kahlflächen und zur Risikominimierung in Mischbeständen beitragen. Auch ein Lehrpfad soll angelegt werden. Waldbesitzer, die Interesse an einem solchen Versuch haben, können sich an ihr zuständiges Forstrevier oder direkt an David Schwarzmann per E-Mail an David.Schwarzmann@aelf-ba.bayern.de wenden.