Wenn Handwerk auf Kunst trifft

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Klassenleiter Reimund Köberlein bearbeitet mit seinen Schülern die Ytong-Steine. Fotos: Petra Malbrich
Klassenleiter Reimund Köberlein bearbeitet mit seinen Schülern die Ytong-Steine. Fotos: Petra Malbrich
Foto: Petra Malbrich
Foto: Petra Malbrich
 
Zwei der Kunstwerke aus Schülerhand Foto: Petra Malbrich
Zwei der Kunstwerke aus Schülerhand Foto: Petra Malbrich
 

Neunkirchener Schüler bearbeiten Ytong-Steine auf höchst unterschiedliche Weise und werden dabei von Steinmetz Sebastian Berthold begleitet.

"Das ist das chinesische Schriftzeichen für Glück", sagt eine Schülerin, die das Relief schwarz nachzeichnet, während Maia ihr Relief, einen Delfin, der im Sonnenuntergang aus dem Wasser springt, schon fertig in der Hand hält. Ein anderes Mädchen ist Paris Fan und hat diese Vorliebe auf ihrem Ytong-Stein deutlich hervorgehoben, malt das nun in den französischen Nationalfarben nach.

Am andern Tisch klopft es ununterbrochen, die Jungs hämmern mit dem Meisel ihr Bild heraus. Auf dem Boden liegen Reliefs in Naturfarbe. Ein Schmetterling, ein Herz, Personen, die sich gegenseitig halten, stellen eine Familie dar oder eine Person, um die Ringe gelegt sind -"gefangen", erklärt Reimund Köberlein, der Klassenleiter der Schüler der siebten Jahrgangsstufe des M-Zugs.


Begeisterte Schüler

Da gerade die Stilrichtung Kubismus im Unterricht durchgenommen wurde, fiel die Wahl schnell auf den bekannten amerikanischen Künstler Keith Haring. Harmonie, Familie, Leben, sind die Themen, die Haring in einfachen Gesten und Dingen auszudrücken vermag und die dann nach dessen Vorlagen in der Projektwoche "Handwerker meets Künstler" zunächst auf Papier und dann frei Hand auf den Ytong-Steinen herausgearbeitet worden sind. Finanziert wurde diese Projektwoche von der Regierung von Oberfranken, das Material spendierte die Gemeinde Neunkirchen, denn ein Handwerker und Künstler ist auch vor Ort, zeigt den begeisterten Schülern unter dem Schutz des Daches der Fahrradhalle, wie man einen Stein bearbeitet.

"Ein Stein ist hart und kann dennoch umsichtig bearbeitet werden", erklärt Köberlein. Dass der ortsansässige Steinmetz Sebastian Berthold für diese Aktionswoche gewonnen werden konnte, ist das große Glück. "Er hat ein Super-Händchen, mit den Schülern umzugehen", lobt Köberlein. "Es ist für die Schüler glaubwürdiger, wenn ein Handwerker mit ihnen arbeitet, als wenn sie die Anweisungen in einem Film sehen oder vom Lehrer erhalten", sagt Köberlein. Tatsächlich haben die Schüler selbst nach vier Projekttagen noch nicht genug, klopfen, raspeln und feilen mit Begeisterung an dem Stein herum, bis ihre Motive zum Vorschein und richtig zur Geltung kommen. Der Ytong ist das passende Material dafür. "Er ist weich, lässt sich raspeln und feilen und hat wenig Staubbelastung", bringt Steinmetz Sebastian Berthold die Vorteile auf den Punkt. Die Konturen werden dann mit Schleifpapier fein geschliffen.

Jan und Leon schauen ihre Arbeit nachdenklich an. Die farbig bemalten Werke sind die Freiarbeiten, die von den Schülern mit nach Hause genommen werden dürfen. Die Haring Werke bleiben in der Schule, bilden eine Kunstwand mit den Reliefs. "Ich hätte nie gedacht, dass es so schön ist, 3-D-Kunstwerke zu schaffen", sagt Jan, der ebenso überrascht war, als er vom Beruf des Steinmetz gehört hat, den er zuvor noch nicht kannte.


Praktikum beim Steinmetz

Und es ist auch ein Anliegen der Schule, den Schülern ein Handwerk näher vorzustellen. Nach einem Maler und einer Gartengestaltungsfirma sollte es nun der Steinmetz sein. Es passt zum Thema der Projektwoche. Denn auch ein Steinmetz ist Handwerker und Künstler. "Es ist einer der ältesten Berufe, älter als der Zimmermann", erklärt Berthold, der seine Meisterprüfung als Steinmetz und Bildhauer ablegte. Der Steinmetz ist der, der die Grabsteine fertigt, aber auch Fassaden restauriert, während der Bildhauer, der auch in diesem Berufsbild vereint ist, sich um die Ornamente kümmert oder bei der Restauration Gesichter "nachschlägt".

"Ich werde auf jeden Fall ein Praktikum dort machen", erklärt Leon, während sein Klassenkamerad Jan schon sicher ist, nach der zehnten Klasse ebenfalls Steinmetz lernen zu wollen. Die Arbeit mit dem Stein erfordert viel Geschicklichkeit und Kreativität. Diese ist bald dauerhaft sichtbar als Erinnerung an diese Projektwoche an der Schulwand zu bewundern.