Das Kunststoff-Netzwerk Franken macht in der Gräfenberger Realschule auf Berufe in der Brauche aufmerksam.
Während überall gegen Plastik gekämpft wird wirbt die Realschule Gräfenberg mit der Aktion "My Plastics" gemeinsam mit der Firma Bierlein und Schwarz, einem Unternehmen für Formenbau, extra dafür? Simone Rieß, Mitarbeiterin von "My Plastics", des Kunststoff-Netzwerks Franken, schüttelt den Kopf. "Der Begriff Plastik ist abwertend für Kunststoff und was dieser ermöglicht", betont sie. Operationen durch einen Katheder am offenen Herzen wären ohne Kunststoff nicht möglich. Kunststoff lasse sich in jegliche Form biegen und Rieß findet viele Beispiele dafür, wie oft der Mensch schon nach dem Aufwachen am frühen Morgen mit Plastik in Berührung kommt.
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Auch vorne am Lehrerpult sind Gegenstände aufgereiht, die aus Kunststoff hergestellt worden sind.
Das negative Image ist Rieß zufolge wohl eher dem unsachgemäßen Umgang geschuldet. Wenn Plastikmüll fünf Meter vor dem Mülleimer auf den Boden geworfen wird, brauche man sich nicht wundern, wenn der recycelbare Müll nicht dort ankomme, wo er hingehöre. Richtig sind für Rieß dann die Methoden, die Ressourcen wieder dem Kreislauf zurück zu führen. Aus der Flasche werde so ein Joghurtbecher. Was aber haben die vielen Beispiele mit der Firma zu tun, die mit 90 Prozent fast ausschließlich Werkzeuge, Spritzgusswerkzeuge für die Autoindustrie herstellt?
"Der Kunststoff wird ins Werkzeug eingespritzt und in Form gebracht", erklärt Jan Höbel, der Ausbildungsleiter der Firma Bierlein und Schwarz. Die Firma ist immer dabei, wenn es in der Realschule "My Plastics" heißt. Einerseits wird die Firma, die nicht für den Endkunden produziert, sondern für Zulieferer, bekannt gemacht.
Und außerdem will sie mit der Aktion für die beiden Ausbildungsberufe Feinwerkmechaniker und Zerspanungsmechaniker werben.
"Das Handwerk ist hart umkämpft, die technischen Berufe eher unbekannt. Viele finden das abschreckend, verbinden Handwerk mit Schmutz und körperlicher Belastung", erklärt Rieß zugleich, warum mit der Aktion zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Tatsächlich sind an dem einen Tisch, an dem mit Fragebogen und leichten Rechenaufgaben an den Beruf, der unweigerlich mit Plastik, besser Kunststoff zu tun hat, die Schüler auf die Modeberufe eingestellt. "Elektroniker, Mechatroniker", nennen die Jungs der neunten Klasse des mathematischen Zweigs ihre Berufswünsche. Auch ein Forstwirt ist dabei.
Einblicke in die Berufswelt
Trotzdem hat die Aktion Erfolg und die Firma Interessenten auf sich aufmerksam gemacht.
Auch heute erhalten die Schüler an den verschiedenen Stationen Einblicke in den Beruf. Ein Schüler an der Station drei ordnet gerade verschiedene Begriffen den Gegenständen auf dem Tisch zu. "Kantentaster" oder "Bügelmessschraube" steht auf Kärtchen. Bei einer anderen Station konzentriert sich ein Schüler auf das Längenmaß des Gegenstands, den er in der Hand hält. Messübungen gehören eben auch zur Ausbildung des Feinwerkzeug- oder Zerspanungsmechanikers. Selbst ein kleiner Kicker kann aus dem Kunststoff hergestellt werden, wie Bierlein und Schwarz zeigt. Kunststoff oder Plastik ist eben doch besser als sein Ruf.