Die Forchheimer Clubschwestern von Soroptimist International haben ein Fest für Menschen aus verschiedenen Nationen im BRK-Haus organisiert. Die Schicksale bewegen.
Ursula Ertl erinnert sich noch gut an ihren ersten Besuch im Forchheimer Asylbewerberheim vor knapp eineinhalb Jahren. "Auch ich hatte Berührungsängste", gibt die ehemalige Präsidentin des Soroptimist-Clubs Forchheim zu, "ich habe dort zögernd an eine Tür geklopft und eine Frau mit einem neugeborenen Kind und dessen Vater in einem winzigen Zimmer vorgefunden."
Doch ihre anfänglichen Zweifel verflogen schnell. Die Familie lud Ertl sofort zum Teetrinken ein und teilten mit ihr das Wenige, das ihnen zur Verfügung stand. "Sie haben sich sehr gefreut, dass sich jemand für ihre Ängste und Nöte interessierte", erinnert sich Ertl. Seitdem hatte sie sich entschlossen, die Bewohner in den Asylunterkünften regelmäßig zu besuchen und sich ehrenamtlich für sie einzusetzen.
Zu diesem Engagement gehört auch eine Weihnachtsfeier, die sie zusammen mit ihren Forchheimer Clubschwestern zum zweiten Mal organisiert hat. Das Fest fand nun in den Räumlichkeiten des Bayerischen Roten Kreuzes in Forchheim statt.
Tochter in Deutschland geboren Auch Seyed Hassan Musawi, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt, ist voller Vorfreude zu der Feier gekommen. Auf dem Arm hält er Töchterchen Maria (20 Monate), das in Deutschland geboren ist. Er und seine Frau Aresu Mehri stammen aus Afghanistan. Es ist die junge Familie, die Ertl damals so warmherzig empfangen hat.
Inzwischen ist auch Söhnchen Daniel (vier Monate) auf die Welt gekommen. "Ursula Ertl ist wie eine Mutter für mich", sagt der 25-jährige Vater in gutem Deutsch. "Ich habe einen Deutschkurs besucht und ein Zertifikat erhalten", fügt er stolz hinzu.
Musawi hat die Frau aus Deutschland in sein Herz geschlossen. "Sie hat so viel für meine Familie getan", meint er dankbar. Inzwischen konnte die vierköpfige Familie von ihrem kleinen Zimmer im Asylbewerberheim in eine Sozialwohnung umziehen.
Spezialität aus Afghanistan "Mir gefällt die Weihnachtsfeier", sagt Aresu Mehri. Sie hat, so wie viele andere Familien auch, eine Spezialität aus ihrer Heimat für das Buffet mitgebracht. Halwa ist eine leckere Süßigkeit, die aus Mehl, Öl und Zucker besteht. Immerhin kann die Familie, die dem Chaos und der Gewalt in Afghanistan entkommen ist, in Deutschland zusammen sein.
Nicht alle Asylbewerber in Forchheim haben dieses Glück. Farahnaz Sedighzadeh Tabassi ist vor drei Jahren mit einem Sohn und der Tochter aus dem Iran nach Deutschland gekommen.
Ihren ältesten Sohn und ihren Mann musste sie aber zurücklassen. "Wir haben meinen Vater und meinen Bruder seit drei Jahren nicht gesehen. Für meine Mutter ist das besonders schwer", erzählt Nita Faal traurig.
Die Neunjährige nimmt seit einem Jahr Geigenunterricht am Herder-Gymnasium und hat die Weihnachtsfeier zusammen mit der Streichkonzertgruppe der Schule unter der Leitung von Peter Kammler festlich eingeleitet. Bei solchen Gelegenheiten vermisst die Familie die Zurückgebliebenen ganz besonders. "Es wäre schön, wenn wir hier zusammen Weihnachten feiern könnten", meint Mutter Farahnaz, "ich hoffe, dass es eines Tages so sein wird." Ihre Tochter geht in die dritte Klasse der Martinschule und hat gute Noten. Sohn Matin Faal (18) hat im letzten Jahr den Quali abgelegt und arbeitet nun fieberhaft daran, den Realschulabschluss zu schaffen.
Im Iran hat die Familie kein Weihnachten gefeiert.
Stattdessen gibt es dort ein Fest mit einer ähnlich großen Bedeutung. "Am 20. März feiern die Menschen dort Nouruz, das Frühlingsfest", meint Tabassi und fügt hinzu: "Wir haben uns aber in diesem Jahr auch einen kleinen Weihnachtsbaum gekauft."
Mekonen spricht Englisch Auch die Menschen in Äthiopien würden einen Christbaum aufstellen, meint Mekonen Taye. Er ist erst seit drei Monaten in Deutschland und spricht noch kein Deutsch. "Bei mir Zuhause feiern wir Weihnachten sehr traditionell", erzählt er auf Englisch. "Wir gehen in die Kirche und es gibt eine große Feier. Wir essen zusammen und trinken, eigentlich genau wie hier." Bisher habe er in Forchheim nur gute Menschen kennengelernt. "Sie akzeptieren mich", sagt der 35-Jährige.
Natürliche vermisse er seine Freunde und Familienangehörigen, aber, so sagt er knapp: "So ist das Leben."
Für die Besucher, die sonst nur wenig zum Leben haben, war die Weihnachtsfeier ein schönes Erlebnis. Kurzfristig konnten auch die Bewohner aus der Unterkunft in Gosberg dank eines Sammeltaxis teilnehmen. Ursula Ertl verkündete, dass die Firma Defacto aus Erlangen 2000 Euro für zusätzliche Sprachkurse zur Verfügung gestellt hat.