Vortrag über die Aussagen der AfD in Forchheim

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Stefan Dietl liest in Forchheim aus seinem Buch. Foto: Pauline Lindner
Stefan Dietl liest in Forchheim aus seinem Buch.  Foto: Pauline Lindner

"Bunt statt braun" hatte zu einem Vortrag über das Programm der AfD geladen. Ziel war es, potenzielle Wähler zu informieren - doch diese kamen nicht.

Der Journalist Stefan Dietl referierte auf Einladung von "Bunt statt braun" über die AfD, speziell ihre Aussagen im Wahlprogramm. Der Oberpfälzer hat das Buch "Die AfD und die soziale Frage" herausgegeben; der Untertitel lautet: "Zwischen Marktradikalismus und völkischem Antikapitalismus".

In diesem Buch analysiert er, welche Personengruppen sich zur AfD hingezogen fühlen, von Nationalkonservativen, über völkisch-nationalistische Gruppen wie die um Björn Höcke und extreme Wirtschaftsliberale bis hin zu Verfechtern von Verschwörungstheorien. Jede dieser Gruppierungen hat ihre Spuren im Wahlprogramm hinterlassen, vor allem durch das Hervorheben von "Leistung". Auch auf Gebieten, bei denen der Schutz der schwächsten der Gesellschaft im Vordergrund stehen sollte. Oder wie ist die Forderung im Wahlprogramm zu verstehen, dass Familienförderung oder Steuerentlastung nur der "Familie aus Vater, Mutter und Kindern" zuteil werden soll. "Wir hoffen, dass sich Menschen, die mit der einen oder anderen Aussage der AfD liebäugeln, sich dadurch breite Informationen holen können und auch für die, die mit den Parteien nicht zufrieden sind", nannte Mit-Organisatorin Christa Gerdes als Grund für die Veranstaltung in Forchheim.


Weniger Zulauf als erhofft

Doch dieser Personenkreis fühlte sich offenbar wenig angesprochen und kam nicht zur Veranstaltung ins Gasthaus am Marktplatz. Dabei hätten diese Menschen durch Dietls Referat die Kernzüge des Parteiprogramms vorgestellt bekommen, sachlicher und mehr als ihm auf einer Wahlveranstaltung der rechtspopulistischen Partei geboten würde.

Vermutlich für die meisten Zuhörer überraschend, belegte Dietl, dass die Abschaffung der Gewerbesteuer von der AfD gefordert wird. "Das hört sich im ersten Moment nach einer Entlastung vor allem kleiner Unternehmer an", klang es in seinem Vortrag an, "doch zu Ende gedacht heißt es: die Pleite der Kommunen."

FW-Stadtrat Ludwig Preusch belegte dieses mit Zahlen für Forchheim: "Mit zehn bis zwölf Millionen Euro ist die Gewerbesteuer die größte Einnahme der Stadt." Bräche sie weg, könnte Forchheim auf keinem Gebiet mehr etwas investieren, ja nicht einmal die alljährlichen Ausgaben, nicht zu vergessen die für städtisches Personal, stemmen. Weder könnte sie das geplante Gewerbegebiet im Stadtnorden realisieren noch Aufträge für Straßenbau oder Schulhausrenovierungen an die - meist örtliche - Bauwirtschaft vergeben. Die Handwerker und Unternehmer erlitten deutliche Einbußen. Und: Die Stadt Forchheim müsste alsbald den Bankrott erklären. Oberbürgermeister, Stadtrat und Verwaltung wären damit handlungsunfähig und es müsste eine staatliche Zwangsverwaltung eingesetzt werden. Damit wäre das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung - zu Grabe getragen . Der Weg zu Zentralsstaat statt Föderalismus wäre offen.


Würde Franz-Josef AfD wählen?

Allein dieses Beispiel zeigt, dass Max Georg Strauß richtig liegt, wenn er vehement von sich weist, sein verstorbener Vater Franz-Josef würde heute die AfD wählen. Ein anwesender Historiker, dessen Gebiet die jüngere Geschichte ist, sah sich nicht zuletzt durch das breit Diskutierte Beispiel in seiner bisherigen Einschätzung bestätigt. "Ich sehe Parallelen zu einer Partei, die vor 80 Jahren sehr erfolgreich war, mit ähnlichen Parolen und Provokationen, die sich als Partei des kleinen Mannes gerierte."