Gregor Scheller wird 60 Jahre alt. Zu seinem Ehrentag wird er sich selbst ein Ständchen spielen - zumindest hat er sich das vorgenommen.
Der Vorstandsvorsitzende der Forchheimer Volksbank, Gregor Scheller, feiert am Pfingstsonntag seinen 60. Geburtstag. Seit 1991 ist er bei der Volksbank
Forchheim und fühlt sich bis heute mit Leib und Seele als Banker. An den Ruhestand denkt er noch lange nicht.
Der große Geburtstag steht an. Wie werden Sie feiern?
Gregor Scheller: Meine erste Überlegung war es wegzufahren - mit meiner Frau und meinen Kindern. Aber bei einem 60. Geburtstag kommt man ja doch nicht vorbei an einer Feier. Und jetzt feiere ich gleich drei Mal! Einmal privat mit der Familie und Freunden, einmal offiziell in der Bank und dann lade ich noch alle Mitarbeiter zu einer Feier im Sportheim in Trailsdorf ein. Als Abschluss der Feierlichkeiten sozusagen gehe ich dann am Samstag nach meinem Geburtstag mit meinem Enkel Felix, meinem Sohn und meinem Schwiegersohn zum Fußball-Länderspiel nach Nürnberg ins Stadion.
Was wünschen Sie sich denn zum Geburtstag, beruflich und privat?
Eigentlich gibt es nichts Bestimmtes, was ich mir wünsche. Ich habe das Glück gehabt, dass ich bislang in meinem Leben von größeren Krankheiten verschont geblieben bin. Weiterhin gesund zu bleiben, das wäre natürlich ein Wunsch. Außerdem würde ich mir ein bisschen mehr Zeit für meine Familie wünschen. Und schön wäre es auch, wenn ich meine Unbeschwertheit und Gelassenheit auch künftig nicht verliere. Beruflich würde ich mir wünschen, dass unsere Mitarbeiter trotz aller Herausforderungen weiter Spaß an ihren Aufgaben haben. Denn ich bin überzeugt, nur wer Spaß an der Arbeit hat, ist auch erfolgreich.
Stichwort: die aktuellen Herausforderungen. Kriegen Sie die Verärgerung der Kunden mit?
Die Kunden sind meines Erachtens nicht verärgert. Die Herausforderung ist derzeit, Kunden zu erklären, warum sie bei Nullzinsen überhaupt sparen sollten beziehungsweise warum sie eigentlich sogar noch mehr als früher zur Seite legen müssen. Dahinter steckt der Zinseszinseffekt. Dieser Effekt, der früher langfristig zu einem beachtlichen Aufbau des Vermögens führte, ist nun weggefallen. Sprich: Kunden müssen heute viel mehr fürs Alter zurücklegen. Wir haben unsere Kunden frühzeitig darüber aufgeklärt und ihnen alternative Anlagemöglichkeiten angeboten. Diese umfassende Beratung schätzen unsere Kunden.
Ein anderes Ärgernis für viele Bankkunden auf dem Land ist immer wieder im Gespräch: das Schließen der ländlichen Filialen. Sehen Sie da für die Forchheimer Volksbank eine Veränderung in den kommenden Jahren?
Die Volksbank Forchheim wird sich verändern, verändern müssen. Und zwar weil das Verhalten der Kunden sich verändert. Seit jeher richten wir uns an den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden aus. Deswegen sind wir auch im Moment daran ein Konzept "Kundenwelt 2025" zu erarbeiten. Ich möchte dabei betonen, dass wir glauben, dass die Nähe zu den Kunden auch künftig eine große Rolle spielen wird. Gleichzeitig machen wir uns Gedanken darüber, ob es gewünscht ist, dass wir in jeder Filiale jederzeit jeglichen Service und eine umfassende persönliche Beratung anbieten.
Viele Einkäufe erledigen die Menschen heute online und wenn es nicht gefällt, wird es wieder zurückgeschickt. Bankprodukte wie eine Baufinanzierung oder eine Altersvorsorge kann man aber nicht einfach zurückschicken. Bei diesen beratungsintensiven Produkten werden Kunden auch in Zukunft eine gute Beratung vor Ort schätzen. Ganz anders sieht es bei alltäglichen Geschäften wie zum Beispiel Überweisungen aus.
Im vergangenen Jahr gingen die Transaktionen, die bei uns am Schalter getätigt wurden, um 25 Prozent zurück. Gleichzeitig konnten wir bei den Online-Transaktionen eine starke Steigerung feststellen. Wir müssen uns also anpassen an das, was unsere Kunden wollen.
Ihnen ist das "vor Ort sein" wichtig. Was gefällt Ihnen denn besonders gut an der Region?
Unsere Region ist eine Region, in der es sich sehr gut leben lässt. Der Landkreis Forchheim bietet einen tollen Mix. Wirtschaftlich geht es uns gut und wir leben in einer Region, wo andere Urlaub machen. Mit der Fränkischen Schweiz haben wir eine ganz besondere landschaftliche Schönheit vor unserer Haustür. Auch ich bin dort gerne unterwegs - am liebsten mit meinem Cabrio, das ich mir vor einigen Jahren zugelegt habe.
An unserer Region schätze ich außerdem die Menschen. Ich selbst bin in Forchheim geboren, lebe seit nicht ganz 60 Jahren in der Gemeinde Hallerndorf, die meiste Zeit davon in Trailsdorf. Entgegen dem allgemeinen Ruf der Franken empfinde ich die Menschen hier in und um Forchheim als sehr offen, sie halten gern ein Schwätzchen mit dem Nachbarn und kümmern sich umeinander. Das ist in unserer heutigen Zeit leider nicht selbstverständlich. Umso mehr genieße ich dieses Miteinander!
Aber wenn Sie jeder kennt, können Sie dann noch "normaler Mensch" sein? Also eine Privatperson ohne dass Sie der Bankchef sind?
Viele Menschen kennen mich als Bankvorstand oder sehen in mir nur den Banker. Aber natürlich gibt es auch den Privatmenschen Gregor Scheller. Meine Persönlichkeit ist dabei allerdings die gleiche. Schließlich kann ich diese ja nicht verändern, wenn ich morgens durch den Bankeingang komme und abends wieder gehe. Wichtig war und ist es mir, zuverlässig und glaubwürdig zu sein sowie bodenständig zu bleiben - also ein Mensch zu sein, wie jeder andere auch. Dabei bin ich eines: Banker mit Leib und Seele.
Das hört sich ja überhaupt nicht nach Ruhestand an...
Meine Aufgaben als Vorstand machen mir heute wie auch in den vergangenen 25 Jahren sehr viel Spaß. Meine größte Aufgabe sehe ich derzeit darin, dass wir es schaffen, die aktuellen Herausforderungen weiter anzugehen und die Zukunft erfolgreich zu meistern. Der Ruhestand muss also noch ein wenig warten.
Aber den Geburtstag lassen Sie dann wenigstens ruhig angehen?
Naja. Ich habe zum 50. eine Gitarre geschenkt bekommen. Und wenn ich ehrlich bin, lag diese ziemlich lange unbespielt herum. Vier Wochen vor meinem Geburtstag bin ich dann ganz motiviert zu einem Gitarrenlehrer gegangen, um drei Stücke zu lernen, die ich meiner Geburtstagsgesellschaft vorspielen wollte. Schon bei der ersten Stunde habe ich allerdings gemerkt, dass das vermutlich nicht ganz so klappen wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber ich werde auf jeden Fall probieren, bei der Feier mit den Mitarbeitern zumindest ein Stück vorzuspielen. Welches Stück, das verrate ich aber noch nicht. Mal sehn, ob es klappt.
Das Interview führte
Jennifer Hauser