Die Hitze und Trockenheit der zurückliegenden Wochen hat die Bauern an vielen Fronten in Not gestürzt. Wer seine Tiere nicht mehr ernähren kann, kann sich jetzt bei einer Futterbörse behelfen.
"Verkaufe Heu oder Stroh" - Angebote wie diese sind in den vergangenen Wochen schon etliche bei der Futterbörse des Bayerischen Bauernverbands eingegangen. Auch aus Forchheim, aber vor allem aber aus dem südlichen Bayern, denn dort hat es Regen in Hülle und Fülle gegeben.
Landwirte aus dem trockenen Franken mussten bei dem Angebot schon zuschlagen, weil Hitze und Trockenheit das Leben immer schwerer gemacht haben. Zwei Monate ist es her, dass der Bauernverband die Futterbörse ins Leben gerufen hat. Sie ist für außergewöhnliche Jahre reserviert, so wie auch das Jahr 1947 eines gewesen ist.
Ein schlimmes Jahr
"Die Kühe wurden damals in den Wald getrieben, damit sie das wenige Gras fressen konnten. Oder sie bekamen das grüne Kartoffelkraut, von dem natürlich nicht zu viel verfüttert werden durfte", erzählt der Kreisobmann Hermann Greif. Seine Eltern hatten ihm von diesem schlimmen Jahr berichtet.
Er selbst kann sich ebenfalls an ein besonders trockenes Jahr erinnern: 1976. Das Stroh wurde damals für die Tiere zum Füttern nach Hause gefahren und mit etwas mit Wasser verdünnter Melasse - das sind Zuckerrübenüberbleibsel - vermischt. Das sollte den Kühen besser schmecken. Auch der Landwirt Heinrich Schwarzmann aus Neuses bei Eggolsheim erinnert sich an das Jahr 1976.
Wer nicht genug Futter für seine Tiere hatte oder es sich anderswo besorgen konnte, musste die Ställe ausräumen oder die Tiere verkaufen.
Heuer sind die Bedingungen ähnlich dramatisch: "Von 1976 sind wir nicht mehr weit weg", sagt Greif. Schon jetzt geschehe Außergewöhnliches: Die Häcksler fahren bereits durch die Felder, um Mais zu ernten. Sogar das ZDF kam, um das unglaubliche Geschehen in der Fränkischen Wüste in Bild und Ton festzuhalten. Von Ernten kann da natürlich nicht die Rede sein. Die Wiesen werden gemäht, nur um sie sauber zu halten. Von grünem Gras ist keine Spur, alles ist gelb und braun. Trocken und verwelkt. Dort müsste jetzt aber eigentlich das Futter für die Tiere gedeihen. Ohne Regen gibt es aber auch kein Futter.
Blass und dürr
"Wir haben extreme Schwierigkeiten", sagt Greif. Heinrich Schwarzmann teilt diese Einschätzung: "50 Prozent Ausfälle haben wir bei Mais und Futter."
Der Mais steht blass und hat dürre Blätter. Einen Meter hoch, aber dürr und nichts drin. "An den guten Standorten sind die Wildschweine drin und an den Bachläufen holt sich der Biber die Zuckerrüben", klagt Schwarzmann. Es wird eng. Er und andere Landwirte können das Extremjahr wohl überbrücken, denn sie profitieren noch von den zwei zurückliegenden Hochertragsjahren und haben deshalb ausreichend Futtervorrat.
Deshalb gibt es trotz der gegenwärtigen Hitze bei der Fütterbörse noch Bieter aus Franken", so Daniel Spaderna. Er ist Fachberater des Bayerischen Bauernverbands Forchheim.
Zusätzliche Kosten
"Schwierig wird es für den, der knapp gerechnet hat", glaubt Greif. Und doch greift der eine oder andere Bauer bereits den ersten Schnitt seiner gemähten und silierten Wiese an, um seine Tiere zu füttern.
Heinrich Schwarzmann hat noch ausreichend Futter und konnte deshalb auch schon einem anderen Landwirt mit seinem Vorrat aushelfen. "Die Landwirte helfen sich untereinander", sagen Schwarzmann und Greif unisono.
In der größten Not ermöglicht es die Futterbörse, dass jeder Landwirt Fressen für seine Tiere organisieren kann. Aber das kostet natürlich Geld. Eine Tonne Heurundballen ist beispielsweise für 120 Euro zu bekommen. "Hier sollten kurze Transportwege im Vordergrund stehen, damit zusätzlich zu den Kosten fürs Futter nicht auch noch hohe Frachtkosten anfallen", sagt Spaderna. Die Landwirte aus dem Landkreis reagieren daher vorsichtig bis jetzt, um nicht zusätzliches Geld investieren zu müssen. Die Speditionen verlangen nicht wenig, heißt es dem Vernehmen nach.
Heinrich Schwarzmann weiß, dass Landwirte in der Schweiz bis zu 100 Euro für einen Quaderballen Stroh bezahlen. "Da ist die Fracht teurer als das Produkt", sagt Schwarzmann. Nicht nur er, sondern auch die anderen Landwirte hoffen daher nur auf eines: Regen, Regen, Regen.