Hochwasser oder Verkehrslärm? Nur eines dieser Übel können die Menschen in Weigelshofen künftig vermeiden. Die Entscheidung ist noch völlig offen.
Der Krach der Schwerlasttransporte und der Durchgangsverkehr sind vielen in Weigelshofen schon lange ein Dorn im Auge. Das betrifft vor allem jene Einwohner, die entlang der Ortsdurchfahrt "Eggerbachstraße" leben. Entsprechend leidenschaftlich diskutiert wurde in den vergangenen Jahrzehnten die Möglichkeit einer Ortsumgehung. Am Ende war sie jedoch verworfen worden.
Auch Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) hält eine Umgehungsstraße nach wie vor für nicht gerechtfertigt und machte das jetzt in der außerordentlichen Bürgerversammlung auch deutlich: "Jeder kennt die alte Planung. Mittlerweile hat sich die Welt verändert. Eggolsheim hat keine Autobahnausfahrt."
Das Tor in die Fränkische Schweiz liege jetzt woanders, nämlich bei Buttenheim. Dabei war der Zankapfel "Ortsumgehung Weigelshofen" ursprünglich gar nicht der Grund gewesen, weswegen die Gemeinde das Zusammentreffen einberufen hatte.
Im Gegenteil, sowohl der Bürgermeister als auch viele Einwohner des Eggolsheimer Ortsteils hatten dieses Thema gar nicht mehr "auf dem Schirm".
Weigelshofen hat die Wahl Eigentlich sollte über die Erneuerung der Ortsdurchfahrt und eine Umlegung des Kohlbachs, der regelmäßig für Überschwemmungen sorgt, diskutiert werden.
Doch die Umsetzung dieser beiden Angelegenheiten hat eine entscheidende Voraussetzung, die vielen Anwohnern sauer aufstößt: Die Weigelshöfer müssten für alle Zeiten auf die Umgehungsstraße verzichten.
Der Kohlbach soll nach aktueller Planung in Zukunft über einen offenen Graben außerhalb der Ortschaft verlaufen. Der Punkt ist, dass dieser Graben genau über jene Trasse führt, die einmal für die Ortsumgehung bestimmt war.
Wird er gebaut, ist diese Straße, die den Verkehr aus Weigelshofen hinausleiten würde, endgültig vom Tisch.
Andererseits, sollte die Gemeinde für eine Umgehung tatsächlich Zuschüsse beantragen, könnte die Ortsdurchfahrt nicht so ausgebaut werden wie geplant. Sie würde ihren Status als "Kreisstraße" verlieren - mit der Konsequenz, dass andere Richtlinien gelten. Aktuell ist ein Vollausbau der maroden Straße angedacht.
Etwa 3000 Fahrzeuge verzeichnete die letzte Verkehrszählung vor drei Jahren. Diese Belastung sei nicht relevant für eine Ortsumgehung, sagte Schwarzmann. Er habe kein Problem damit, die Pläne "über den Haufen zu schmeißen", jedoch müssten die Bürger dann Geduld aufbringen.
Die Chancen für Zuschüsse in naher Zukunft stünden schlecht.
Schwarzmann selbst hält es für zielführender, stattdessen den Verkehr in Weigelshofen selbst besser zu regeln. "Ich würde trotzdem gerne über eine Umgehungsstraße diskutieren", sagte Anwohnerin Anja Krämer: "Müssen wir erst Verhältnisse wie in Gosberg haben, damit sie in Betracht kommt?"
Kostenpunkt: 600 000 Euro Auch Christian Herbst ist Anwohner in der Eggerbachstraße, und auch er klagt: "Wir kriegen den Verkehr nicht weg. Es ist darum wichtig, darüber zu reden, wie wird der Verkehr beruhigt. Eine Umgehung kriegen wir nicht und wenn doch, dann erst in zehn oder 15 Jahren."
Ingenieur Wolfgang Harrer hatte drei Varianten geprüft, die den Kohlbach daran hindern würden, den Ort zu überfluten.
Doch nur die Umleitung des Kohlbachs über den offenen Graben mit Kosten von etwa 600 000 Euro ist seiner Überzeugung nach förderfähig. Eine Verrohrung des Bachs im Ort würde etwa ebenso viel kosten. Einen Zuschuss würde diese Variante allerdings nicht bekommen. Die in Weigelshofen vom Hochwasser drohenden Schäden seien viel zu gering, um auf Fördergeld bei einer Hochwasserfreilegung hoffen zu können. Darum läuft die Maßnahme auch unter dem Namen "ökologischer Gewässerausbau" und ist zu 50 Prozent förderfähig.
Am Ende des langen Diskussionsabends ließ Schwarzmann darüber abstimmen, ob die Weigelshöfer die umstrittene Trasse für die Umleitung des Kohlbachs hergeben möchten oder nicht. Etwa 80 Einwohner waren zu der Bürgerversammlung gekommen, doch je später der Abend, desto mehr hatten den den Heimweg angetreten.
25 Bürger stimmten am Ende dafür, die Trasse für eine Ortsumgehungsstraße freizuhalten. 19 sprachen sich dafür aus, den Kohlbach über den offenen Graben umzuleiten. Enthaltungen wurden nicht mitgerechnet. Nun muss der Gemeinderat des Marktes Eggolsheim in dieser Angelegenheit eine Entscheidung treffen.