Der Startschuss für einen "vorgezogenen Bebauungsplan" auf dem Jahngelände ist gefallen. Der Hamburger Investor Dignus will hier das Philosophen-Viertel hochziehen. Die Räte billigten das Konzept trotz vieler Kritikpunkte.
Mitten in Forchheim wird ein neues Stadtviertel entstehen. Dort, wo die SpVgg Jahn seit bald hundert Jahren Fußball spielt, können in zwei oder drei Jahren rund 500 Bürger wohnen. Am Donnerstag hat der Stadtrat jene Pläne begrüßt, die der Investor unter dem Arbeitstitel "Philosophen-Viertel am Jahn" verwirklichen will. Mit der überraschenden Namensgebung des Quartiers will der Hamburger Investor daran erinnern, dass Deutschland nicht nur von Turnvater Jahn, sondern von Denkern wie Kant, Hegel und Feuerbach geprägt sei.
Wie berichtet, beabsichtigt die Hamburger Firma Dignus Immobilien, auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Wiesent und Jahn-Straße 215 Wohnungen und 125 Appartements zu bauen. Der gut gelaunte Dignus-Geschäftsführer Curt Frühling, Gesellschafter Tilman Rütters und der aus der Oberpfalz stammende Architekt Thomas Lemberger präsentierten ihre Idee im Großen Rathaussaal.
Politisch steht dem Projekt nichts im Wege. Ungelöst, das klang am Donnerstag wiederholt an, bleibt weiter die Frage, wie der Vertrag mit dem Sportverein Jahn aufgelöst werden kann, ohne dass sich die Stadt finanzielle Nachteile einhandelt. Gleichzeitig muss der Umzug der SpVgg Jahn in den Stadtnorden organisiert werden.
Kommunalrechtlich habe er für das Bauvorhaben auf dem Jahngelände "noch kein grünes Licht", betonte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO); was aber den Stadtrat nicht daran hindern sollte, ergänzte Stadtplaner René Franz, den vorgezogenen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.
Das gelang dem Rat dann auch mit fast einhelliger Begeisterung. Quer durch die Fraktionen war die Erleichterung darüber spürbar, dass die Stadt durch das Philosophen-Viertel den Druck vom Mietwohnungsmarkt nehmen wird.
Hans-Werner Eisen (CSU) meinte, das Projekt werde "sämtlichen Mietpreisen in Forchheim zugutekommen" - und die Kaufkraft in der Innenstadt werde steigen. Von einem "schlüssigen Plan" auch dank des Energiekonzeptes (Nahwärmenetz) sprach Sabine Dittrich (FGL) und Ulrich Schürr (JB) sagte, der "Durchbruch beim Mietwohnungsbau" könne erreicht werden.
Architekt Lemberger meinte, dass das Lärmproblem gut lösbar sei, trotz der "konfliktträchtigen gewerblichen Nachbarschaft im Norden" - spricht der Firma Infiana (vormals Huhtamaki). Für den Schallschutz der Bewohner sollen ein Hotel (mit etwa 120 Betten), ein Boardinghaus (etwa 60 Schlafplätze) und Gewerbe-Gebäude sorgen; wobei es Reinhold Otzelberger (SPD) für fragwürdig hielt, den Einzelhandel in dieser Gegend der Stadt auszuweiten.
Kritikpunkte an den Dignus-Plänen gab es einige: Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) fand, dass die fünfgeschossige Bebauung mit ihren rund 16 Metern Höhe "zu massiv und zu hoch" sei. Manfred Hümmer (FW) befürwortete zwar die fünf Geschosse, zweifelte aber daran, dass genügend "geförderter Wohnungsbau" entsteht.
Infiana will wachsen Auch Josua Flierl (CSU) meldete da massive Zweifel an. Die in Aussicht gestellten sechs Euro Kaltmiete pro Quadratmeter seien bei dieser Bauweise in zentraler Lage nicht haltbar. Architekt Lemberger dagegen meinte, ein sozialverträglicher Wohnungsbau sei in dieser Gegend dank Förderprogramme und dank des aktuellen Zinsmarktes zu verwirklichen.
Infiana-Geschäftsführer Gernot Becker war unter den Zuhörern im Rathaussaal. Er hob hervor, dass seine Firma an einer "zukunftsorientierten Stadtplanung interessiert" sei - dass Infiana aber gleichzeitig wachsen wolle "und keine Steine in den Weg gelegt bekommen will".
OB Stumpf, der sich über das frühzeitige Infiana-Engagement freute, versprach, dass er "alles dafür tun" werde, um sowohl die Firma als auch die künftigen Bewohner zufrieden zu stellen.
Werner: Verfrühte Kritik Zum jetzigen Zeitpunkt sei Kritik an Details ohnehin verfrüht, rügte Thomas Werner (CSU) jene Kollegen im Stadtrat, die schon am Donnerstag zahlreiche Verbesserungsvorschläge machten. "Wichtig ist der Startschuss für das Projekt", sagte Thomas Werner. Und den gab der Rat am Ende einstimmig.