Traditionsbäckerei in Forchheim schließt

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Nach 69 Jahren geht mit der Schließung der Feinbäckerei Lieb in der Hauptstraße 33 auch ein Stück Forchheimer Bäckerei-Geschichte zu Ende. Foto: Ekkehard Roepert
Nach 69 Jahren geht mit der Schließung der Feinbäckerei Lieb in der Hauptstraße 33 auch ein Stück Forchheimer Bäckerei-Geschichte zu Ende. Foto: Ekkehard Roepert

Das Traditionshaus Lieb in der Forchheimer Hauptstraße hat keinen Nachfolger. Leider ist diese Schließung keine Ausnahme, sagt Innungsmeister Alfred Seel. Kleine Betriebe hätte schlechte Chancen, weitergeführt zu werden.

Auf dem Schild an der Eingangstür in der Hauptstraße 33 bedankt sich die Familie Lieb bei ihrer Kundschaft "für Verständnis und langjährige Treue". Damit schließt eine der letzten drei in der Forchheimer Innenstadt produzierenden Bäckereien.

"Aus gesundheitlichen Gründen" kam diese Schließung zwar über Nacht; aber Heinz und Maria Lieb hatten ohnehin aufhören wollen. Am 31. Juli sollte der letzte Arbeitstag sein.

"Einen Nachfolger, der übernimmt, haben wir nicht", bedauert Maria Lieb. Damit endet nach 69 Jahren ein Stück Forchheimer Bäckerei-Geschichte, deren Anfänge im Jahr 1946 liegen. Leonhard Lieb, der Vater von Heinz Lieb, hatte den Laden ein Jahr nach dem Krieg in der Birkenfelder Straße gegründet - und später die Feinbäckerei in der Hauptstraße aufgebaut.

Leider bestätige die Schließung dieser Forchheimer Bäckerei "einen Trend", weiß Alfred Seel, Obermeister der Bäckerinnung Bamberg-Forchheim: "Die kleinen Betriebe nehmen kontinuierlich ab." Obwohl er von seinem Beruf begeistert sei, sagt der in Bamberg produzierende Innungsmeister auch: "Ich kann jeden verstehen, der sich dagegen entscheidet." Eine Bäckerei zu übernehmen bedeute: "Alle neuen Bestimmungen erfüllen, hohe Investitionen tätigen, eine Arbeitswoche von bis zu 60 Stunden auf sich nehmen, früh aufstehen - und in den ersten Jahren deutlich weniger Urlaub machen als in anderen Berufen. "

Maria und Heinz Lieb entschieden sich dennoch für diese Herausforderung. Im Jahr 1977 übernahmen sie das Geschäft von Leonhard Lieb. Vorübergehend war das Unternehmen gewaltig expandiert: Der Feinbäcker eröffnete Niederlassungen beispielsweise auch in der Bammersdorfer Straße, in der Bayreuther Straße oder in Buckenhofen. "Wir hatten bis zu 35 Angestellte", erinnert sich Maria Lieb. Was jetzt aus dem Geschäftshaus in der Forchheimer Hauptstraße werden wird, sei nicht entschieden. "Wir wir wissen noch nicht, was reinkommt."

Nur noch 70 Bäckereien

Im gesamten Innungsgebiet Bamberg-Forchheim gibt es nur noch 70 Bäckereien. "Jedes Jahr sind es vier bis fünf, die zumachen", sagt Innungsmeister Alfred Seel. Betont aber gleichzeitig: "Jeder Betreib hat eine Chance, ein kleiner Betrieb kann immer auch gegen einen Discounter bestehen. Aber man muss sich reinknien."

Bamberg ist das beste Beispiel für Seels These: In der Stadt sind noch elf backende Betriebe aktiv. Bestehen könnten diejenigen Bäckereien, "die was eigenes kreieren", weiß Obermeister Alfred Seel: "Dann passiert es, dass Kunden sogar von weit weg herfahren."