Die Gemeindechefs der Fränkischen Schweiz müssen damit umgehen, dass ihre Gegend immer beliebter bei Touristen wird. Bürgermeister wie Rudi Braun sind aber zuversichtlich, die Interessen von Besuchern, Einheimischen und auch der Natur ausbalancieren zu können.
Die Zahlen belegen es: Die Touristen haben die Fränkische Schweiz als Urlaubsregion für sich entdeckt. Aber mit den Touristen kommen die Beschwerden. Es reichen wenige, die über die Stränge schlagen und für ein negatives. Laut dem Weißenoher Bürgermeister Rudi Braun (FW) verhält sich gerade einmal ein Promille der jährlich 50.000 Touristen, die den "Fünf-Seidla-Steiges" rund um Gräfenberg pro Jahr besuchen, daneben; "Und das sindmeistens die, die ein Promille zu viel haben", sagt Braun.
Hiltpoltsteins Zweiter Bürgermeister Georg Potzner (CSU) ist auch oft in Orten des Fünf-Seidla-Steigs unterwegs und kennt selbst die Kehrseite des Tourismus. Eine große Gefahr sieht er für Hiltpoltstein grundsätzlich zwar nicht. "Aber es gibt natürlich Interessenskonflikte." Vor allem mit Jägern und Landwirten. Deshalb solle der Tourismus in Bahnen gelenkt werden.
Steigende Zahlen
Beispiel Skiloipen: Vom Parkplatz eines Gräfenberger Supermarkts aus führen Langlaufloipen querfeldein durch die Fränkische Schweiz. Die Strecke wird mit einem Loipengerät gespurt. "Das gefällt den Jägern nicht. Das Willd äst nicht mehr auf der Wiese, sondern werden in den Wald getrieben, wo der Verbiss höher wird."
Auch Wanderer, die ihre Hunde ohne Leine herumlaufen lassen, verschärfen den Konflikt zwischen Jägern und Tourismus. Auf 20.000 bis 30.000 ist die Zahl der Wanderer gestiegen, die entlang der Sinterstufen wandern; seit dem Jahr 2010, als die Sinterstufen neben Rügen oder Helgoland zu den 20 Naturwundern Deutschlands gewählt wurden.Vor den Ferien kommen regelmäßig Schulklassen für Naturerkundungen und Reisegruppen aus ganz Deutschland, um sich die Sinterstufen anzuschauen.
Alternative Route
Probleme, etwa mit Müll, gibt es bislang nicht. "Wir haben keine Papierkörbe aufgestellt", erklärt Bürgermeister Braun, der ein großer Befürworter des Tourismus ist. Man habe bei aufkommenden Problemen schnell gegengesteuert.
Die Zeiten, als Kinder oder Hunde die Kalktuffstufen betraten oder zum Spielen ins Wasser gegangen sind, seien vorbei. Der Wanderweg verlief damals einfach zu nah an den Sinterstufen. "Wir haben zwei Wiesen gekauft und die Wege von den Stufen wegverlegt", erklärt Braun.
Das sei auch notwendig gewesen, weil sich der Bach im Hauptbereich der Kaskaden selbst vergrößerte. Am oberen und unteren Lauf wurden Sitzgruppen aufgestellt, bei den großen Sinterstufen gibt es eine Sitzbank. Über den Bach führt ein Steg, versehen mit einem Handlauf. Diese "Besucherlenkung" war laut Braun der richtige Weg, den ersten negativen Folgen des Tourismus gegenzusteuern.
Drei Zonen für Touristen
Derartige Konzepte werden als notwendig und wichtig erachtet. "Auch um die Menschen für den Naturschutz zu sensibilisieren", sagt Sandra Schneider. Sie ist Geschäftsführerin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Die Natur sie hier ein Pfund, mir dem die Region wuchern könne. Deshalb müsse sich aber auch sorgfältig behandelt werden.
Das Kletterkonzept, das vor 20 Jahren begonnen und nun vollendet worden ist, gehört für das Tourismusgebiet Fränkische Schweiz dazu. Drei Zonen, die auf kleinen Schildern am Felsen angebracht sind, informieren den Touristen, dass er in Zone eins nicht klettern darf, weil beispielsweise Vögel brüten, in Zone zwei die vorhandenen Haken benutzen und in der dritten Zone eigene Haken einschlagen darf. "Den Tourismus zu fördern und in gleichzeitig in geordnete Bahnen zu lenken, muss Hand in Hand gehen", fordert Schneider.
Probleme zwischen Einheimischen und Touristen kann Schneider bis zum heutigen Tag nicht erkennen. Im Gegenteil: Die Urlauber heben ihren Angaben zufolge auf Fragebögen regelmäßig die Freundlichkeit der Einwohner hervor. Dagegen muss sich mancher Gemeindechef durchaus den Unmut seiner Bürger anhören: weil Zufahrten zugeparkt werden oder man keine Ruhe im Garten mehr habe.