Die beiden Deutschen haben die Quali beim ATP-Challenger-Turnier in Eckental geschafft. Kevin Krawietz steht wegen der Becker-Absage in der ersten Runde.
Nach 23 Einzeln sind die ersten Würfel beim mit 50 000 Dollar dotierten ATP-Challenger-Turnier in
Eckental gefallen: Getreu dem Motto "Wer binnen 48 Stunden drei Mal siegt" schafften neben dem Australier Alex de Minaur und dem Russen Alexey Vatutin auch zwei deutsche Spieler den Sprung ins Hauptfeld des Bauer-Watertechnology-Cups. Oscar Otte aus Köln und Tim Pütz aus Frankfurt behielten in zwei deutsch-deutschen Endspielen souverän die Oberhand und stehen nach der harten Qualifikationsmühle im erlesenen 32er-Feld.
Pütz nicht so platt wie erwartet
"Es überrascht mich, dass ich mich nicht so platt gefühlt habe, wie es zu erwarten war nach dem Drei-Stunden-Match am Sonntag in der zweiten Runde", wunderte sich Pütz nach seinem ungefährdeten Hauptfeld-Einzug gegen René Schulte. Pütz und Eckental - das scheint irgendwie zu passen.
Bereits 2014 sorgte der diesjährige Qualifikant für Furore und erreichte das Finale. Der 28-Jährige musste sich vor gut einem Jahr einer schwierigen Patellasehnen- und Knie-Operation unterziehen und kehrte erst vor sechs Wochen in den Turnierzirkus zurück. "Eckental ist erst mein viertes Turnier und das Knie hat trotz des stumpfen Teppichbodens gut gehalten", erklärte Pütz.
Aber auch der Unterlegene war hoch erfreut über sein verlängertes Wochenende in Franken. Der 27-Jährige ist Vollzeit-Tennislehrer in Ludwigshafen, spielt kaum Turniere und hat keinen einzigen ATP-Weltranglisten-Punkt. Seinen Zutritt zur Quali verschaffte er sich mit dem Erfolg bei den TC-Forchheim-Open im Juni.
"Am Ende haben die Kräfte nicht mehr gereicht, die Belastung war einfach zu groß", begründete Schulte das schnelle 0:6 nach dem recht ausgeglichenen ersten Satz (4:6). Am Mittwoch hält er vormittags wieder Trainerstunden, seine zwei erfolgreichen Spiele und das Quali-Finale wird er aber sicher in Erinnerung behalten.
Ähnlich wie Schulte erging es Kevin Krawietz: Der an Nummer 7 Gesetzte hielt im ersten Durchgang gegen den hoch aufgeschossenen Oscar Otte gut mit, hatte dann aber schnell das Nachsehen. Der Sieger nutzte drei seiner sechs Breakchancen, während der Coburger, der in diesem Jahr zwei Doppelsiege in Marokko und Italien feierte und um 130 ATP-Ränge besser als Otte platziert ist, keine einzige Möglichkeit wahrnahm.
Otte zeigte sich auch beim Service stabiler und zog verdient in die erste Runde ein.
Krawietz rückt für Becker nach
Nicht mehr dabei ist der an Nummer 3 gesetzte Benjamin Becker aus dem Saarland: Er sagte sein für Montagabend angesetztes Erstrundenspiel gegen den Italiener Federico Gaio wegen einer Hüftverletzung kurzfristig ab. Da Quali-Verlierer Krawietz nachrückt, stehen trotzdem neun Deutsche im Hauptfeld. Welche Anziehungskraft dieses seit Jahren international geschätzte Turnier besitzt, wird dadurch unterstrichen, dass im "House of Sports" 16 Nationen vertreten sind.
Der "Marathon"-Dienstag wird mit zwölf Begegnungen ein Großkampftag: Die ersten Auftritte des topgesetzten Bayreuthers Florian Mayer (gegen Aldin Setkic, nicht vor 18 Uhr) und des Österreichers Jürgen Melzer (gegen Mirza Basic, gegen 16 Uhr) werden am Feiertag sicherlich auf großes
Publikums-Interesse stoßen. Der Serbe Janko Tipsarevic steigt erst am Mittwoch gegen Tobias Kamke aus Lübeck ein.
Krawietz hatte längst seine Sachen gepackt, als er von der Becker-Absage erfuhr und trotz der Niederlage als "Lucky Loser" ins Hauptfeld rutschte. Allerdings steht er hier vor einer großen Aufgabe: Auf ihn wartet am Dienstag Lukas Lacko. Der Slowake ist die aktuelle Nummer 116 der Welt und damit fast 300 Plätze besser platziert als der 24-jährige Franke.