Die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen besichtigten vier Flüchtlingsunterkünfte im Kreis Forchheim. Die Vertreter der SPD und der Grünen kritisierten: Das Betreuerkonzept sei an seine Grenzen gestoßen.
Die Verhältnisse in den Unterkünften sind überhaupt nicht vergleichbar. Diese Erfahrung machten die Fraktionsvorsitzenden des Kreistages Forchheim auf ihrer Rundfahrt am Mittwoch. Das Landratsamt hatte die Kreispolitiker eingeladen, sich ein Bild von den Wohnverhältnissen in vier Häusern zu machen: Sie besuchten den ehemaligen Gasthof Grüner Baum in Heroldsbach, das einstige Theiler-Haus in Ebermannstadt, das Ex-ASB-Heim in Forchheim und die Familien- Unterkunft in Burk.
"In jedem Heim läuft es anders", resümierte Kreisrat Reiner Büttner (SPD). "Erstaunlich" sei, was die Betreiber und vor allem die Ehrenamtlichen leisteten: "Doch ich bezweifle, ob dieser wahnsinnige Idealismus auf Dauer aufrechtzuerhalten ist." Daher forderte Büttner nach der Rundfahrt "mehr Unterstützung vom bayerischen Staat". Die Betreiber der Wohnheim seien an der Grenze angelangt. "Und die große Arbeit der Integration kommt ja erst noch auf uns zu", meint Büttner.
Das "Kernproblem"'
Edwin Dippacher, der CSU-Fraktionsvorsitzende, sieht das "Kernproblem" sämtlicher Unterkünfte in der mangelnden Beschäftigung der Flüchtlinge. In einer Gemeinde wie Heroldsbach mit einem "unheimlich großen Helferkreis von 60 Ehrenamtlichen für 30 Asylbewerber" sei das Miteinander leichter zu organisieren als etwa im ehemaligen ASB-Haus Forchheim: "Dort ist es sehr problematisch, weil alle wissen, dass sie höchstwahrscheinlich abgeschoben werden."
Schon im Vorfeld der Rundfahrt hatte der Grüne-Fraktionsvorsitzende Karl Waldmann Kritik geübt: Ehrenamtliche und Helfer der Caritas hätten mit auf die Tour gehen müssen: "Wenn nur der Vermieter einer Unterkunft berichtet, ist mir das zu einseitig." Natürlich gebe es "gute und weniger gute Beispiele", sagt Waldmann. Wenn der Vermieter einer Unterkunft rund um die Uhr anwesend sei, wie in Heroldsbach, sei das gut. "Aber es gibt andere Modelle: Da betreuen das Geschäftsleute nebenbei." Waldmann empfindet diese Form der Organisation als "undurchsichtig". Wie qualifiziert ist das Personal? Wie sind die Arbeitsumfänge genau? Diese Fragen will der Grüne-Kreisrat beantwortet wissen und fordert ein Umdenken bei der Betreuung: "Solche Einrichtungen gehören in die Hände gemeinnütziger Träger."
Das bezweifelt Manfred Hümmer, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. Entscheidend sei, "zu Beginn einer Zuweisung mit den Leuten intensiv zu arbeiten, denn viele tappen in die Kulturfalle". Probleme entstünden gar nicht so sehr in den Unterkünften, meint Hümmer: "Manche Flüchtlinge, die das Haus verlassen, betreten eine andere Welt: Da gibt es viel Konfliktpotenzial."
Unterschiede in den Unterkünften
Bei der Besichtigungstour hat der FW-Kreisrat "Unterschiede in den Konzepten und in der Qualität der Räume" bemerkt. Es sei nachvollziehbar, dass in einer "Notaufnahme" mit ständig wechselnden Flüchtlingen wie dem ASB-Heim nicht derselbe Komfort herrsche wie beispielsweise in der Familienunterkunft von Karl-Heinz Fleckenstein in Burk. Zudem sei die Stimmung im ASB-Heim durch die Aussichten der Flüchtlinge (zumeist aus dem Kosovo) geprägt: "90 Prozent werden in sechs Monaten abgeschoben. Die sind total frustriert."
Was die Betreuungskräfte betrifft, sagt Manfred Hümmer: "Es wäre nicht verkehrt, einen pädagogischen Hintergrunde zu haben, für zwingend erforderlich halte ich es nicht." Der Idealtypus des Betreuers sei der "Kümmerer mit Herzblut".
Solche Kümmerer hat der Heroldsbacher Bürgermeister Edgar Büttner (SPD) viele in seiner Gemeinde. Doch fast genauso wichtig sei die richtige Informationspolitik, ist Büttner überzeugt: "Bevor die Flüchtlinge kamen, hatten wir einen Informationsabend mit 200 Leuten. Man muss die Bürger vorbereiten. Bei uns gab es dann nicht eine kritische Stimme."
Landkreis Forchheim steigt nicht ein
Wie immer die Asylpolitik weitergeht, eines steht fest: Der Landkreis wird in dieses Geschäft nicht einsteigen. Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt, sagte nach der Rundfahrt: "Wir können nicht 24 Stunden vor Ort sein. Wir müssten außerdem 30 bis 40 Häuser kaufen, unterhalten und sanieren. Das ist weder logistisch noch personell zu schaffen."
Super Bericht. In Obertrubach ist auch eine Unterkunft und so weit ich das beurteilen kann ist abends/nachts kein Ansprechpartner/Hausmeister anwesend. Da ist Ärger vorprogrammiert, wenn sich die Nachbarn gestört fühlen durch Lärmbelästigung usw. Sprechen kann man mit den Flüchtlingen nicht, da niemand diemSprache spricht. Es sollte verboten werden, dass Privatleute eine Unterkunft betreiben dürfen. Warum darf eine Stadt/Gemeinede so was nicht übernehmen. Dann wäre Schluss mit der Geldmacherei!