Reiner Büttner möchte für die SPD in den Landtag. Aber dem Forchheimer geht es um mehr, als ein Mandat zu gewinnen.
Mit einem Fünf-Liter-Kanister geht Reiner Büttner durch den Wald. Einmal pro Woche macht er sich auf den Weg zum Hollerbrünnlein. Meist nimmt er seine Töchter Vera (17 Monate) und Judith (sechs Jahre) mit, um "Wasser für den Kaffee" zu holen. Dieses entspannende Ritual gehört für den 41-Jährigen auch in der heißen Phase des Wahlkampfes dazu. Das Familienleben in Buckenhofen mit seiner Frau und den beiden Töchtern sieht Reiner Büttner als "Ausgleich zum politischen Leben".
Sollte sich der Traum des SPD-Kreisvorsitzenden erfüllen, werden die Spaziergänge zum Hollerbrünnlein künftig jedoch seltener werden. Dann würde Reiner Büttner im neuen Landtag sitzen und er würde seinen 40-Stunden-Job als Ingenieur und Hörgeräte-Entwickler gegen eine zeitintensive Beschäftigung als Politprofi eintauschen.
Seit Wochenanfang hat Rainer Büttner Urlaub - um sich ganz dem
Wahlkampf zu widmen. Am Montagabend hat er die "Kerwa in Poxdorf" besucht. Er trug ein T-Shirt, auf dem sein Name gedruckt steht - und sein Wahlziel: Für die Forchheimer Kreis-SPD in den bayerischen Landtag. "Mit so einem T-Shirt fällt man schon auf", sagt Büttner. Und da auch sein Konterfei auf Plakaten im ganzen Landkreis zu sehen ist, muss der 41-Jährige momentan viel reden. Die Menschen fragen ihn, wer denn genau Ude sei, für den sich Büttner auf den Plakaten einsetze. Und vor allem fragen sie immer wieder, wie er, Reiner Büttner, denn seine persönlichen Chancen sehe.
Nun, ihm sei schon klar, dass die Wahrscheinlichkeit, das Direktmandat zu gewinnen, nicht so hoch sei wie für einen Michael Hofmann (CSU) oder Thorsten Glauber (FW). Doch dann erinnert Büttner an die Fehler der politischen Gegner, etwa an die zuletzt unrühmliche Rolle von MdL Eduard Nöth (CSU) bei der Bezahlung von Familienangehörigen; und
Büttner erklärt, während er in der Hocke neben dem Hollerbrünnlein geduldig darauf wartet, dass der Wasserkanister voll läuft, wie ein Erfolg gelingen könnte: Wenn eine Koalition von CSU und FDP nicht für die absolute Mehrheit reiche, dann sehe er Ude als neuen Ministerpräsidenten. Er habe ein Fünf-Gänge-Menü darauf gewettet (mit wem, verrät Büttner nicht), dass die Freien Wähler eine Koalition mit der SPD und den Grünen eingehen werden, um mitregieren zu können. "Und es würde auch der CSU gut tun, vom hohen Ross zu steigen und die nächsten fünf Jahre in die Opposition zu gehen."
Den Traum von der CSU in der Opposition, den träumt Reiner Büttner nicht zum ersten Mal. Zur Politik war er, der Sohn eines oberfränkischen Landwirtes, durch die Gewerkschaftsarbeit während seiner Ausbildung gekommen. 1998 hatte sich Büttner dann der SPD angeschlossen.
Bereits 2008 war er für die Kreis-SPD im Landtagswahlkampf unterwegs. Das damalige Stimmergebnis (knapp 13 Prozent) zu verbessern, ist ein Motiv für Büttner.
Bei seinen aktuellen Wahlkampf-Auftritten hat er selbst ein bestimmtes Muster bemerkt: "Erst kostet es mich ein wenig Überwindung, auf die Leute zuzugehen, aber dann mache ich es total gern." Am meisten Resonanz spüre er, wenn es um das Thema "Mindestlohn" geht; oder um den Plan, Forchheim zur Beispiel-Region in Sachen demografischer Wandel zu machen; oder darum, für die Kommunen einen "Entschuldungsfonds" zu schaffen. Dass etwa eine Gemeinde wie Kirchehrenbach ihr Schwimmbad nicht mehr betreiben könne, das sei eine alarmierende Entwicklung.
Während Reiner Büttner den Wasser-Kanister nach Hause trägt und über Christian Ude spricht, bekommt der Spaziergang durch den Wald fast einen symbolischen Charakter.
Auch wenn Büttner kein Wasserträger für Ude ist - jedenfalls sieht er sein Engagement nicht nur im Hinblick auf ein eigenes Mandat. "Ich möchte als Person und durch Inhalte überzeugen und zeigen, dass Politik etwas Langfristiges ist, etwas, das mit Konsequenz zu tun hat. Daher möchte ich auch Stimmen für die bayerische SPD sammeln."
In seinem Wahlkampf-Flyer nennt Büttner "Jesus" als den "Held meiner Kindheit". Jetzt hat er in Christian Ude einen Teil von sich selbst entdeckt: "Christian Ude ist ja keiner, dem die Herzen immer sofort zufliegen", sagt Büttner. Aber gerade weil er auf Sachlichkeit setze, sei Ude so bewundernswert. Die Wahlkampagne für eine Politik, die Wort hält, hat Büttner überzeugt: "Es ist wichtig, ehrlich zu sein, gerade wenn es um unpopuläre Wahrheiten geht, etwa um die Besteuerung der Spitzenverdiener".