Wer mit dem Rad mal einen weiteren Ausflug machen möchte, braucht ein Auto oder nimmt das Rad mit in die Bahn. Doch es wartet so manche Tücke.
Sommerzeit ist Radlzeit. Das Wetter lädt zu Tagesausflügen mit dem Fahrrad ein. So manche Urlauber verbringen die Ferien mit und auf dem Radl. 6,2 Prozent der Deutschen sind im vergangenen Jahr mit dem Velo in den Urlaub gefahren, so die Radreiseanalyse des ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club). 2017 stieg die Anzahl der Tagesausflüge mit Rad deutschlandweit um 11 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.
Ausflügler in die Fränkische
Doch auch wer in der Region Urlaub machen möchte, steigt dazu oft aufs Rad: Die Fränkische Schweiz ist dafür immer einen Ausflug wert. Wer jedoch weiter weg möchte, ohne das Auto zu bemühen, der ist oft auf die Bahn angewiesen. Die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme in Bus und Bahn sind allerdings begrenzt. In Bayern gibt es im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine einheitliche Regelung zur Beförderung von Rädern in öffentlichen Verkehrsmitteln, teilt der ADFC Bayern in einer Pressemitteilung mit. Die Radmitnahme ist kostenpflichtig und häufig nicht gewährleistet.
Bernadette Felsch, Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Bayern, sagt: "Egal, ob es regnet, stürmt oder schneit: In Bayern ist es reine Freundlichkeit des Busfahrers, wenn man sein Rad mit an Bord nehmen darf und pures Glück, wenn ein Zug nicht zu überfüllt ist, um das Fahrrad mitzunehmen. Das erschwert nicht nur Tagesausflüglern und Radreisenden die Planung. Auch Pendler, die auf dem Weg zur Arbeit Fahrrad und Bahn kombinieren, bleiben dabei häufig auf der Strecke."
S-Bahn ist besser als der Franken-Thüringen-Express
Frank Wessel vom ADFC Ortsverband
Forchheim lobt in diesem Zusammenhang die Nürnberger S-Bahn. Dort sei zwar nicht viel Platz, grundsätzlich hätte man aber die Möglichkeit, das Rad mitzunehmen.
Anders sehe es beim "Franken-Thüringen-Express" aus. Dieser ist die schnellere Verbindung nach Nürnberg oder Bamberg und fahre auch weiter Richtung Nordosten, dort sei aber eine Radmitnahme nicht möglich.
Die Bahnverbindung nach Ebermannstadt hingegen wird nicht von der Deutschen Bahn, sondern von der Agilis angeboten. Die Radmitnahme ist dort fast immer möglich. Zur Fahrradmitnahme wurden in allen Agilis-Zügen spezielle Mehrzweckabteile als Stellplätze eingerichtet. So können Fahrräder mitgenommen werden, außer, wenn die Bahn überfüllt ist. Das passiert zum Beispiel während des Walberlafestes. Ansonsten gibt es mit der Agilis auf dem Weg von Forchheim nach Ebermannstadt oder zurück fast immer genug Platz für eine Radmitnahme.
Einheitliches Gesetz
Der ADFC Bayern fordert aufgrund der verschiedenen Situationen ein Rad-Gesetz für Bayern, das unter anderem die Bahn- und Busgesellschaften im ÖPNV verpflichtet, die Kapazitäten für eine kostengünstige Radmitnahme in Bus und Bahn deutlich zu erhöhen.
Über den Ausbau der Kapazitäten hinaus müssen potenzielle Fahrgäste besser über Radmitnahme-Möglichkeiten informiert werden. Bernadette Felsch: "Eine Kombination umweltfreundlicher Verkehrsmittel, z.B. Zug und Rad, ist nur dann attraktiv, wenn es ausreichend Platz für Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln und Zügen gibt. Zudem müssen die Menschen Bescheid wissen, wie sie ihr Rad befördern können!"
In Forchheim gibt es allerdings noch ein größeres Manko als zu wenige Plätze:
die Aufzüge am Bahnhof. Da sie seit Monaten nicht funktionieren, die Züge aber auf den mittleren Gleisen fahren, müssen Radfahrer ihre Räder die Treppen hochtragen. Ein Unding, gerade dann, wenn die Radfahrer schon erschöpft sind von der Fahrt nach Forchheim.
haj
Ganz schön dekadent geworden diese Gesellschaft. Wer es nicht schafft, sein Rad eine Bahnsteigtreppe hoch oder runter zu befördern, der wird in der Regel auch nicht sonderlich weit damit Touren fahren können. Das ist halt nun mal so. Mit einem normalen Fahrrad sollte das kein Problem sein. Die Elektroradler mit ihren schweren Gefährten müssen halt den systeminhärenten Gewichtszuwachs als Konsequenz in Kauf nehmen, wenn sie schon nicht die Kraft zur hundertprozentig eigenen Bewegung aufbringen.
Es kann nun mal nicht jeder alles.
@Foeds
Was hat das mit Dekadenz zu tun? Ich selbe fahre ein Rad ohne elektrischen Antrieb und freue mich über jeden (älteren) Radler mit E-Bike, der ohne diesen Antrieb vielleicht keine größere Radtour mehr bewältigen könnte.
Ausserdem hat Foeds wohl noch nie ein Rad zu einer - mehrtägigen- Tour mit Gepäcktaschen benutzt, sonst würde er nicht so ignorant argumentieren.
Unsere Politiker propagieren laufend den Umstieg aufs Rad und tun NICHTS dafür:
Warum wird z.B. bei der Sanierung der B470 bei Adelsdorf keine Fahrradüberquerung mit eingeplant?
Warum kann ich zwar bei der Bahn ein Ticket fürs Fahhrad teuer bezahlen aber ohne Garantie der Mitnahme? Ich habe jetzt schon viel zu häufig bei der Bahn erlebt, daß Fahrradstellplätze im Zug von anderen Reisenden einfach belegt waren, aber kein Schaffner diese Ignoranten auf freie Sitzplätze hingewiesen hätte : Der Depp ist der Radler, der sich seinen teuer erkauften Stellplatz mit solchen Leuten auch noch erstreiten muss - das macht keinen Spaß!!
Farradfahren und Zug schließt sich für mich in der nächsten Zeit aus - wegen der Ignoranz der Bahnverantwortlichen und Leuten wie Foeds, die Radler dann noch als dekadent brandmarken!
Was die bescheidenen Kapazitäten und die überzogenen Preise für Radbeförderung angeht, stimme ich Ihnen voll zu. Früher konnte man sein Rad in Oberfranken sogar kostenfrei mitnehmen, und es gab dedizierte Gepäckwagen, das war toll.
Auch ist es aus der Sicht von Behinderten unmöglich, dass es noch Bahnsteige gibt, die nicht barrierefrei sind. Für Nichtbehinderte gelten jedoch andere Regeln, denn die haben die Wahl.
Widersprechen muss ich jedoch bei der Unterstellung, dass ich keine Ahnung von Radfahren habe. Allein auf dem Mountainbike habe ich mehr als 6000 km/a. Und mit Packtaschen war ich schon vor dreißig Jahren unterwegs, was aber im Grunde furchtbar ist, ein Transalprucksack sollte für alles ausreichen, was keine Expedition ist, das macht mobil. Darum auch die harte Haltung, dass wer sein Rad nicht mehr transportieren kann, im Grunde selbst schuld ist. Das ist wie bei den kleinen, zierlichen Frauen, die 40 kg schwere Rollkoffer bewegen wollen. Das klappt prima bis zur ersten Treppe.
Dass auch ältere, z.B. arthrosekranke Radler eine Unterstützung beim Antrieb haben, die den Radius erweitert und Bewegung ermöglicht, finde ich auch sehr gut und lobenswert. Die meisten e-Radler, und ich sehe täglich viele, sind aber einfach fett und schwach und faul. Aus Bequemlichkeit und Abneigung gegenüber der Bewegung ein schweres Rad fahren, aber dann die Konsequenz scheuen, das meine ich mit Dekadenz. Oder wenn ich sehe, wer alles sein Rad in den Aufzug am Bahnsteig schiebt. Das sind in 95 % aller Fälle Menschen, die das mit etwas Anstrengung die Treppe rauf und runter tragen könnten...und auch sollten. Was wird als nächstes gefordert, ein barrierefreier Zugang zur Eiger Nordwand für Hobbybergsteiger?