Podiumsdiskussion in Forchheim: Kandidaten, die zum Beifall reizen
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 16. Februar 2016
Die Forchheimer OB-Bewerber stellten sich einer 120-minütigen Auseinandersetzung.
Klatschen und Unmutsäußerungen seien erwünscht, ermunterte Moderator Frank Ebert die gut 270 Besucher in der restlos gefüllten Herder-Aula. Über 30 Mal reagierte das Publikum mit Beifall auf die Beiträge der vier OB-Kandidaten (für die Wahl am 6. März) Ulrich Schürr (CSU/JB), Manfred Hümmer (FW), Uwe Kirschstein (SPD) und Klaus Backer (FOF).
Persönliche Ebene
Hellhörig wurde das Publikum, wenn ein Kandidat auf die persönliche Ebene wechselte. Wiederholt machte das Klaus Backer. Er erzählte von seiner Tochter, die mit einem 1300 Euro-Gehalt auskommen müsse. Daher Backers präzise Antwort, was "bezahlbares Wohnen" heißen muss: "Weniger als sechs Euro pro Quadratmeter."Den Anspruch der Veranstaltung, informativ, interessant und unterhaltsam zu sein, hielten die beiden Moderatoren Michael Memmel (FT-Redaktionsleiter in Forchheim) und Frank Ebert (TV Oberfranken) zu jedem Zeitpunkt des Abends wach. Natürlich versuchten Memmel und Ebert, die unterschiedlichen Standpunkte der OB-Kadidaten herauszuarbeiten.
Das war nicht leicht. Denn es waren die Kandidaten selbst, die immer wieder die Gemeinsamkeiten unterstrichen: Backer bezog sich auf Schürr und propagierte die Nahverdichtung; Schürr forderte wie Hümmer einen "Kümmerer, der die Asylarbeit koordiniert"; Backer tendierte wie Hümmer dazu, die Asylbewerber "Tür an Tür mit Einheimischen" leben sollten. Hümmer betonte "wie Schürr und Kirschstein", die Wichtigkeit eines eigenständigen City-Managers.
Zu Visionen angespornt
Weil sich die Kandidaten zu viel aufeinander beriefen, spornte sie Frank Ebert an: "Eine Vision ist nichts Schädliches." Im Laufe der 120-minütigen Diskussion entwickelten die OB-Kandidaten dann auch schärfere Konturen: Hümmer will als Oberbürgermeister die Integration der Flüchtlinge "zur Chefsache" und Kirschstein die Kultur "zu einem eigenen Teil der Verwaltung" machen. Backer, der den Handel auf der Grünen Wiese "gar nicht so schlimm" findet, hat eine Wohlfühl-Innenstadt mit Cafés und kleinen Läden vor Augen; die Geschäftsleute sollten weniger "mit dem Finger auf den OB zeigen", sondern selbst kreative Geschäftsideen entwickeln, meinte Backer. Ulrich Schürr dagegen ist überzeugt, dass die Stadt auf dem "mühsamen Feld" des Einzelhandels auf Förderung setzen und "neue Wege" gehen müsse. So schlug er als "einen von vielen Mosaiksteinen" ein "lokales Amazon" vor, also eine Plattform, die zeigt, welche typischen Forchheimer Produkte es zu kaufen gibt.
Klaus Backer spielte immer wieder mal humorvoll die Diplomaten-Rolle, die er ja auch als OB pflegen will: Als sich Uwe Kirschstein und Hümmer nicht einig wurden über die "Dimensionierung" der Asylunterkunft in der Jean-Paul-Straße, lehnte sich Backer zurück, schloss die Augen und sagte lächelnd: "Jetzt weiß ich wieder, warum ich hier bin." Kirschstein, Schürr und Hümmer seien im Grunde derselben Meinung - es bedürfte nur noch der Vermittlung, um die Position zu klären.
Als einigermaßen geklärt gelten darf seit der Podiumsdiskussion das Thema "Kolpinghaus": Als zentrales Kulturhaus in Forchheim sieht nur Ulrich Schürr dieses Gebäude. Saniert werden müsse es in jedem Fall. Kirschstein will die Kultur "nicht über Gebäude erschließen" und hält das Thema Kolpinghaus für verfehlt: Im Konzept fehlten "die Bedarfe". Zudem sei das Haus "keine Sanierungsfall", meinte Kirschstein. Massive Kritik an den bisherigen Plänen übte auch Hümmer: "Die Kultur ist nicht auf das Kolpinghaus reduzierbar. Wir brauchen eine Stadthalle und Raum für Basiskultur." Und Backer: Schon vor zehn Jahren habe er im Auftrag von OB Franz Stumpf eine einfache Halle entworfen. Die sei für eine Million Euro zu haben. Gleichzeitig ließe sich das Kolpinghaus "mit wenig Geld auf Vordermann bringen."