Spontan mit dem ÖPNV von Forchheim aus in den Landkreis - Klappt das oder endet die Fahrt in der Pampa? Um das zu testen, fährt FT-Reporterin Lucie Homann dieses Mal nach Muggendorf.
Luftkurort, das klingt nach Erholung von Körperpein und jeder Menge Müßiggang. Der richtige Ausgleich zum Kaffee-lastigen Redaktionsalltag. Wieso also nicht mal spontan in einen der ältesten Luftkurorte der Fränkischen Schweiz fahren? Auf geht's mit dem ÖPNV nach Muggendorf.
Laut der VGN-App geht es für 5,76 Euro pro Einzelfahrt innerhalb von circa einer Stunde via Ebermannstadt nach Muggendorf. Die Agilis ist an diesem Tag vollgestopft mit Ausflüglern. Im Vierer gegenüber sitzt Wolfgang Rausch mit seinem Sohn Jonas. Massive, lederne Wanderschuhe verraten, was das Vater-Sohn-Duo vor hat. "Wir gehen rauf auf's Walberla", erzählt Rausch und zubbelt dabei an seiner Maske herum. Ein Interview bei Motorenlärm in einem vollen Wagon zu führen, ist schon ohne Maske eine Herausforderung. Nach "Hä?" und "Wie bitte?", habe ich endlich verstanden, dass er aus Altdorf bei Nürnberg kommt.
VGN-Kenner besitzt seit 20 Jahren kein Auto
Rausch fährt nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Er besitzt kein Auto. "Seit 20 Jahren habe ich keines mehr. Es ist einfach zu teuer und ich mache es doch auch irgendwie der Umwelt zuliebe", verrät er. Rausch arbeitet in einem Kulturladen und trägt Zeitungen aus. Von sich selbst behauptet er, ein wahrer VGN-Kenner zu sein. "Ich habe die Mobi-Card. Deswegen fahre ich oft und kenne alle Verbindungen genau. Einmal habe ich sogar der Schaffnerin erklärt, welchen Zug sie nehmen muss", erzählt er lachend.
Die 20-minütige Fahrt Richtung Ebermannstadt füllt Rausch mit seinen skurrilsten Erlebnissen als Vielfahrer. "Ich war wandern mit einem Freund. Auf dem Rückweg haben wir auf einen Bus gewartet, der einfach nicht kam. Also rufe ich in der Zentrale an, stellt sich raus, der Busfahrer liegt noch im Bett und schläft." Am liebsten erzählt er aber die Anekdote, wie ein Busfahrer im tiefsten Winter von seiner Route abgewichen ist, um Rausch nach Hause zu fahren.
Am Bahnhof Ebermannstadt wartet bereits der Bus Richtung Muggendorf. Neben einer Gruppe Wanderer steigt auch die 15-Jährige Julia ein. Sie saß schon in der Agilis ein paar Reihen hinter mir. Das Mädchen aus Scheßlitz fährt oft quer durch den Landkreis, denn ihr Freund wohnt in Ebermannstadt. Sie begleitet mich bis nach Muggendorf, dort trennen sich unsere Wege.
Da ist er also, der Luftkurort. Direkt neben der Bushaltestelle hängt eine Wanderkarte. Ein paar Meter weiter: Radler-Pläne, beliebte Ausflugsziele, Minigolfanlage. Prospekte und Schilder preisen zig Aktiv-Hobbys an. Das klingt mehr nach Körperpein als Müßiggang.
In Muggendorf auf der Suche nach "guadem Bier"
Statt sportlicher Aktivität schlendere ich lieber entspannt durch die Gassen. Ein älterer Herr hält mich für eine Einheimische und fragt nach einem Gasthaus mit "wirklich guadem Bier." "Wir sind in Franken, da gibt es kein Schlechtes", antworte ich.
So vergeht die Stunde Kurzentspannung und schon fährt mein Rückfahrbus-Bus ein. Auch dieses Mal gibt es keine Plauderei mit dem Fahrer. Ein quergestellter Besenstil und Corona-Warnschilder im Gang versperren mir den Weg zu den vorderen Sitzen.
Vor dem Lärm ins Grüne geflohen
Mit im Bus: Inge Reichstein. Die ältere Dame aus Pegnitz fährt häufig durch den Forchheimer Landkreis. "Einfach so", um mal raus zu kommen."Dieses Mal bin ich allerdings auf der Flucht", erzählt sie. "Ich habe einen Wasserschaden in meiner Wohnung. Die zwei aufgestellten Trocknungsgeräte sind so laut. Da musste ich davonlaufen."
Auch sie nutzt die Mobi-Card. "Die Verbindungen sind sehr gut. Die Busse kommen regelmäßig. Wenn ich mal einen verpasst habe, dann war das immer meine eigene Schuld", lacht sie. Trotz ihres Ausflugs ins Grüne, fühlt sie sich nicht gewappnet dem heimischen Maschinenlärm schon gegenüberzutreten. Also plant sie noch einen kurzfristigen Zwischenstopp beim Baumarkt.
Zurück am Forchheimer Bahnhof, entschließe ich mich die 262 Richtung Forchheim Süd auszulassen. Die letzten Meter zurück zur Redaktion möchte ich laufen. Nach einer Stunde Fahrt mit Maske auf der Nase, genieße ich die Spätsommerluft einfach zu sehr.
Allgemeine Informationen zur Mobi-Card
Mobi-Card Modelle: 31-Tage-Mobi-Card,
9-Uhr-Mobi-Card,
Solo 31.
TICKET-STECKBRIEF
Personenzahl
1-6 Personen (max. 2 ab 18 Jahren)
Geltungsdauer
31 Tage in Folge
Zeitraum
Mo.-Fr. ab 9 Uhr,
Wochenende und Feiertage ganztags
Informationen und Preise unter www.vgn.de/tickets/31-tage-mobicard/#Steckbrief
Quelle: VGN