Obertrubacher Hotel wird Asylbewerberunterkunft

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Die Zeiten als Hotel sind vorbei für das bisherige Hotel Café Grüner in Obertrubach. Bald ziehen Asylanten ein. Das Haus wird also weiter menschen beherbergen. Foto: Franz Galster
Die Zeiten als Hotel sind vorbei für das bisherige Hotel Café Grüner in Obertrubach. Bald ziehen Asylanten ein. Das Haus wird also weiter menschen beherbergen. Foto: Franz Galster

Im bisherigen Hotel Café Grüner in Obertrubach finden bis zu 60 Flüchtlinge ein neues Zuhause. Die Unterkunft betreibt der Forchheimer Stefan Schick, der schon vier weitere im Landkreis Forchheim besitzt.

Was hinter vorgehaltener Hand bei Einheimischen schon gemunkelt wurde, ist jetzt Fakt geworden. Das alteingesessene Drei-Sterne-Hotel Café Grüner in Obertrubach hat den Eigentümer gewechselt und wird nicht mehr für den Tourismus zur Verfügung stehen. Bis zu 60 Asylbewerber finden dort künftig eine Bleibe.

Der bisherige Eigentümer Philipp Grüner begründete den Schritt damit, dass er in seiner Familie keinen Nachfolger für das Hotel finden konnte. Wie seine Frau Brigitte Grüner vor Ort sagte, falle der Schritt zur Veräußerung aus verständlichen Gründen schwer. Der Verkauf betrifft ausschließlich das Hotelgebäude selbst. Alle Nebengebäude bleiben Eigentum der Familie.

Es war eine sehr kurzfristige Entscheidung für den künftigen Besitzer Stefan Schick aus Forchheim. "Ich wurde in den Osterferien von der Familie Grüner angesprochen, und habe mir das Objekt sofort angesehen", erzählt Schick. Das Haus mit über 30 Zimmern befinde sich in sehr gutem Zustand und biete Platz für rund 60 Asylbewerber. Nach Prüfung der Lokalitäten sieht der neue Eigentümer hier hervorragende Möglichkeiten.


Versorgung vor Ort

Obertrubach bietet Eigenversorgung mit kleinem Laden, Schule oder auch Kindergarten. Für den Sportverein ergibt sich die Möglichkeit einer Auffrischung. Das Landratsamt unterstütze Vereinsbeitritte durch Zahlung der Beiträge. Damit versucht man die Integration zu fördern.

Viele kleine Schritte werden auch vor Ort nötig sein. Kontakte knüpfen, Vorurteile abbauen, das sollen Ziele sein. Das Hotelgebäude selbst bietet laut Schick mit seiner Ausstattung beste Voraussetzungen. Eigene Nasszelle, TV, Betten, Schränke, eigener Balkon, es ist alles da und damit ein Glücksfall, so Schick. Damit genießen die Asylanten auch eine gewisse Privatsphäre.

Ab 15. Juni werden die ersten 15 Neuankömmlinge erwartet. Im Wochenrhythmus werden gleichgroße Gruppen kommen bis die Maximalzahl erreicht ist.

Durch den schrittweisen Aufbau soll die Eingliederung erleichtert werden. Außerdem könne man auf diese Weise voneinander lernen. Schick kennt offensichtlich aus seiner Praxis die Herausforderungen und Chancen von Unterbringung und Betreuung.

Er betreibt bereits vier Standorte für Asylanten im Landkreis. Von einem Hausmeisterpool aus wird Obertrubach zunächst betreut. Schick wünscht sich, dass die Obertrubacher offen auf die Neuankömmlinge zugehen, über Familienkontakte, Schulen und Vereine, vielleicht auch Beschäftigungen im Kleinen wie Rasen mähen.


Schwächung für Tourismus

"Der Verlust eines Hotels ist ein herber Schlag für die Gemeinde", sagt Bürgermeister Markus Grüner unumwunden. Obertrubach ist eines der drei größten Tourismuszentren in der Fränkischen Schweiz.

Die Gemeinde habe sich leider vergeblich bemüht, eine weitere Nutzung im Tourismussektor zu erreichen und sprach auch verschiedene Interessenten an. Letztlich sei es die Entscheidung eines Privatmanns. "Angesichts der dramatischen Ereignisse der letzten Tage im Mittelmeer muss sich auch eine kleine Gemeinde wie Obertrubach der Verantwortung stellen und sich um die Flüchtlingsproblematik aktiv kümmern", sagt der Bürgermeister.

Das Thema müsse natürlich sensibel gehandhabt werden, um den Ort nicht zu überlasten. Absolut verträgliche Flüchtlingszahlen gebe es nicht.

Die soziale Struktur sei wichtig. "Unsere Ortsgemeinschaft ist so gefestigt, dass sie das Problem in Angriff nehmen kann. Wir sind sozial gut vernetzt. Ich bin sicher, es wird funktionieren", gibt sich Markus Grüner zuversichtlich.


Bestens geeignet

Frithjof Dier vom Landratsamt Forchheim hat das Hotel in Obertrubach im Vorfeld begutachtet. Es gibt kaum etwas Besseres im Landkreis, sagt er. Alle Gemeinden werden in die Pflicht genommen, und Obertrubach habe Bereitschaft signalisiert. Das Landratsamt schloss einen Vertrag über die Anmietung mit dem künftigen Besitzer.
Genaue Zahlen zur Höhe der Miete waren nicht zu erhalten. Sie liegen im Landkreis, je nach Lage und Beschaffenheit im Allgemeinen zwischen 20 und 30 Euro.