Neue Produktion von Wolfgang Tietz kommt ohne Puppen aus

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Der Erzählerl Wolfgang Tietz als Maler Foto: Barbara Herbst
Der Erzählerl Wolfgang Tietz als Maler Foto: Barbara Herbst

Für seine neue Produktion hat der Gräfenberger Puppenspieler Wolfgang Tietz die Puppen ganz aus der Hand gelegt.

Liebhaber des Puppentheaters kennen Wolfgang Tietz als Grenzgänger seines Fachs. Der Gräfenberger Puppen-Erzähler hatte seine Bühnenlaufbahn vor über drei Jahrzehnten begonnen. Lange standen Produktionen für Kinder im Mittelpunkt. Und das von Tietz betriebene Theater Regenbogen im Gräfenberger Ortsteil Haishof bietet diese Produktionen noch immer.

Gleichzeitig scheint dem 60-Jährigen das Hantieren mit den selbst geschnitzten Puppen immer unbehaglicher zu werden. Als er zuletzt in Forchheim zu sehen war, erzählte Tietz auf der Bühne des Jungen Theaters die Verwandlungsgeschichte eines Puppenspielers, der an der Gesellschaft zu zerbrechen droht. Die Puppen übernahmen die Funktion, sich gegen ihren Spieler zu erheben.

In seiner neuen Produktion hat Wolfgang Tietz die Puppen ganz aus der Hand gelegt.
"Südseeregen" hat er sein Programm überschrieben. Untertitel: "Von Huren und anderen ehrbaren Leuten." Zum einen ist es eine Hommage an den Schriftsteller Somerset Maugham (1874 bis 1965), der den Stoff der Erzählung liefert; vor allem aber treibt Wolfgang Tietz mit diesem Erzähltheater ein Spiel mit der Frage nach der eigenen Identität.

In dem Stück gibt es beispielsweise einen Weltumsegler, eine Hure, einen Missionar und einen europäischen Maler. "Es ist kein Unterschied, ob ich eine Puppe in der Hand habe oder in eine Rolle schlüpfe", sagt Tietz. Und betont, dass sämtliche Rollen, in die er schlüpft, Anteile seiner Person spiegeln.

Missionar und Hure

Durchaus gebe es einen Missionar in ihm. Und eine Hure? "Ja, die Hure steht für die Lebenslust." Außerdem sei sie eine "Lückenbüßerin für die Unzulänglichkeiten derjenigen, die sie anklagen."

Manchmal wird die Grenze zwischen dem Erzähler Wolfgang Tietz und seinen Rollen auch aufgehoben. "Der Maler ist eine absolute Identifikationsfigur", sagt er. "Wenn ich ihn spiele, dann tue ich nicht mehr so, als ob ich spiele, ich verstecke mich nicht mehr hinter einer Rolle. Der Maler, der auf der Bühne steht, das bin ich."

Wie weit diese Identifikation geht, merkt der Zuschauer auch daran, dass Tietz für dieses neue Stück auch zum Maler geworden ist und zum Pinsel gegriffen hat. Auf der Bühne erzählt er - und illustriert zugleich die Südsee-Reise im naiven Stil eines Gauguin, der ja selbst Südsee-Reisender war.

Bild für Bild werden die scheinbar paradiesischen Zustände im Honolulu der Nachkriegszeit demontiert: Während permanent der Monsunregen prasselt, inszeniert Wolfgang Tietz eine Wort- und Bildgeschichte, die sich um das Gehabe der Mächtigen und die zweifelhafte Moral vermeintlich ehrbarer Menschen dreht.

Eine endgültige Verabschiedung von den Puppen sei diese Inszenierung nicht, versichert Tietz - "es ist ein Spiel mit einem anderen Stil". Er, der sich "in der Puppen-Szene nicht heimisch fühlt", will mit diesem Südsee-Traum-Stück auch demonstrieren, dass ein Puppenspieler "nicht immer in die Schublade des Puppenspielers gesteckt werden sollte".

Premiere Das Erzähltheater-Stück "Südseeregen" wird seine Premiere im Erlanger Kulturforum Logenhaus (Universitätsstraße 25) feiern. Dort gastiert der Gräfenberger Schauspieler Wolfgang Tietz mit seinem Theater Regenbogen am Samstag, 14. September, um 20 Uhr und am Samstag 30. November, um 20 Uhr.