Nach der Wahl: Sechs Abgeordnete in Berlin aus Landkreis Forchheim?

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Grafik: Franziska Schäfer/FT
Grafik: Franziska Schäfer/FT

Anette Kramme (SPD), Thomas Silberhorn und Hartmut Koschyk (beide CSU) können sicher mit ihrer Wiederwahl rechnen. Drei weitere Kandidaten aus den Forchheimer Wahlkreisen haben gute Aussichten für Berlin.

Landkreise und Stimmkreise sind nicht deckungsgleich bei der Bundestagswahl. So sind die Bürger des westlichen Landkreises Forchheim dem Stimmkreis Bamberg-Forchheim zugeordnet, während der östliche Landkreis zum Stimmkreis Bayreuth-Forchheim gehört. Folge dieser Aufteilung: Der Landkreis Forchheim könnte nach der Bundestagswahl mit sechs Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten sein. Sollten die Freien Wähler bundesweit die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, könnten es sogar sieben Kandidaten werden; denn Peter Dorscht, der Rechtsanwalt aus Wiesenttal, hat Platz zwei der Landesliste inne und wäre dann sicher in Berlin.

Drei Kandidaten gelten als gesetzt. MdB Hartmut Koschyk (CSU) verweist auf seine langjährige "Präsenz" und Bürgernähe: "Seit 1994 bin ich der direkt gewählte Abgeordnete für den Bundeswahlkreis Bayreuth, jetzt Bundeswahlkreis Bayreuth-Forchheim.
Dies ist der Weg für eine erfolgreiche Wiederwahl."

Selbstbewusst auch MdB Thomas Silberhorn (CSU) im Wahlkreis Bamberg-Forchheim. "Was meine Chancen für eine Wiederwahl angeht, bin ich ganz optimistisch", sagt Silberhorn, der für sich "wichtige Weichenstellungen" reklamiert - beim Lärmschutz an der A73 und beim ICE-Ausbau.

Und auch die Wiederwahl von MdB Anette Kramme (SPD) gilt als sicher: "Mit dem Listenplatz 2 der Bayern-SPD bin ich im Prinzip hundertprozentig wieder in Berlin", sagt die Abgeordnete aus Heinersreuth. Sie war 1998 auf Listenplatz 33 in den Bundestag gekommen: "Damals hatten wir sensationell viele Abgeordnete ins Parlament gebracht", erinnert Kramme.

Eine kleine Sensation könnte der SPD diesmal im Wahlkreis Bamberg-Forchheim gelingen. Bei den aktuellen Umfragewerten (knapp 25 Prozent) darf sich der SPD-Kandidat Andreas Schwarz Hoffnungen machen. Er ist seit über 17 Jahren Bürgermeister von Strullendorf und hat auf der SPD-Liste Rang 19. Heißt: Mit Schwarz könnte erstmals seit dem Ausscheiden des langjährigen Abgeordneten Hans de With im Jahr 1994 wieder ein Roter aus der Region Bamberg-Forchheim in den Bundestag gelangen.

Sehr gute Chancen auf eine Wiederwahl hat plötzlich auch wieder der Forchheimer FDP-Abgeordnete Sebastian Körber. Zum einen haben sich die vorübergehend abgestürzten Umfragewerte für seine Partei erholt; zudem hat sich die Listensituation für Körber verändert: Nach dem Tod von MdB Max Stadler sei er "formal gesehen auf den Listenplatz sechs der Landesliste vorgerückt". Körber sagt, bei dieser Platzierung benötige die FDP zwischen 5 und 5,5 Prozent der Stimmen, damit er auch im neu gewählten Bundestag sitzen könne.

Badum beflügelt

"Seit Monaten beflügelt von den Umfragewerten", fühlt sich die 29-jährige Politikwissenschaftlerin Lisa Badum aus Forchheim. Sie steht auf Nummer 13 der Grünen Landes-Liste. Ihr würden demnach zwölf Prozent reichen, um in Berlin anzukommen, sagen die Statistiker. Bei den Grünen liegen die Umfragen aktuell bei rund 14 Prozent. Allerdings bemerkt Badum auch, dass die Menschen derzeit "mehr auf Sonne und Schwimmbad geeicht" seien. "Offenbar ist es noch nicht so im Gedächtnis, dass Wahlen sind."Gleichzeitig kritisiert die Forchheimer Grüne, die "Taktik von Merkel, keinen Wahlkampf zu machen". Das hat auch MdB Anette Kramme registriert: "Der Wahlkampf ist nicht angekommen in der Öffentlichkeit, auch weil die Union keinen Wahlkampf macht." Wie vor vier Jahren setze die Union auf eine "Einlullstrategie".

Hartmut Koschyk und Sebastian Körber widersprechen: "Die rege Teilnahme an meinen Veranstaltungen zeigt mir das große Interesse der Bevölkerung an den Bundestagswahlen", sagt Koschyk. Und auch Körber hat bei seiner Tour durch sechs oberfränkische Städte ein "starkes Interesse" an den Themen "Steuern" und "Soli" bemerkt.

Thomas Silberhorn erinnert daran, dass der Schwerpunkt zunächst bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen am 15. September liege. "Je besser die CSU hier abschneidet, desto stärker ist der Rückenwind für die Bundestagswahl." Seinen Wahlkampf betrachte er "eher sportlich, als einen Wettbewerb um die besten Köpfe und Konzepte." Je mehr Splittergruppen antreten, sagt Silberhorn, "desto klarer ist für mich unser Anspruch als Volkspartei: Gemeinwohl statt Partikularinteressen."

Entspannt sieht Peter Dorscht den FW-Wahlkampf: "Ob es klappt oder nicht, ist für mich zweitrangig. Wir wollen uns engagieren, und ich merke, dass sich die Wähler für unsere Themen interessieren." Sollten die bayerischen Freien Wähler 15 Prozent erzielen, könnte es mit den fünf Prozent im Bundesgebiet klappen. Sehr wahrscheinlich sei das nicht, sagt Dorscht, aber: "Die Wähler sind nicht berechenbar."