Motivierte Außenseiter wollen in den Bezirkstag

2 Min
Sabine Sklenar
Sabine Sklenar

Wer im Landkreis Forchheim als Listenkandidat um die Gunst der Bezirkstags-Wähler wirbt, hat viele prominente Gegner. Die meisten Listenkandidaten gehen gegen die aussichtsreichen Direktbewerber als krasse Außenseiter ins Wahlrennen.

Die Zusammensetzung des Bezirkstages von Oberfranken liest sich wie ein Who is Who oberfränkischer Politprominenz: 14 der 17 Mitglieder dieses Gremiums sind Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landräte oder stellvertretende Landräte. Wer demnach im Landkreis Forchheim am 15. September um die Gunst der Bezirkstags-Wähler wirbt, tritt gegen so populäre Mitbewerber wie den Forchheimer Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU) oder Landrat Reinhardt Glauber (FW) an. Die meisten Listenkandidaten gehen daher gegen die prominenten Direktbewerber als krasse Außenseiter ins Wahlrennen.

Was aber der Motivation keinen Abbruch tut. "Jede Arbeit in der Politik, und sind die Ergebnisse und Fortschritte noch so klein, sehe ich als wichtigen und guten Schritt für die Zukunft", sagt etwa Sabine Sklenar. Die 32-jährige Buchhändlerin ist seit knapp zwei Jahren bei den Grünen und engagiert sich im Orts- und im Kreisverband Forchheim.
Mit der "gleichen Motivation", mit der Sklenar im Ortsverband für Energiesparpolitik, für Kinderbetreuung und für eine bessere Schulbildung kämpft, habe sie sich auch für den Bezirkstag (Listenplatz 9) aufstellen lassen. Sklenar möchte "sozial schwache Familien verstärkt unterstützen, damit jedes Kind die gleichen Chancen bekommt". Sie möchte "das Betreuungsgeld wieder abschaffen und dafür das Geld für kleinere Krippen-Gruppen nutzen".

Die immer wieder geäußerte Kritik, der Bezirk sei eine altmodische, reformbedürftige Einrichtung, teilt die Grüne Buchhändlerin nicht. Würde sie im Bezirkstag sitzen, wäre für Sklenar der "komplette Umstieg auf regenerative Energien" ein zentrales Thema. Sie will "mehr Windräder". Doch der sorgsame Umgang mit Ressourcen gilt für Sklenar auch im persönlichen Alltag. Sie plädiert dafür, das Fahrrad statt das Auto zu nutzen; möglicherweise mit Freunden eine Mobicard zu teilen; oder sich Gedanken über den täglichen Umgang mit Strom und Wasser zu machen.

Im Wahlkampf habe sie festgestellt, erzählt die Grüne Politikerin, dass "viele Bürgerinnen und Bürger die gleichen Wünsche haben". In Kersbach etwa würden immer wieder die fehlenden Radwege und die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten thematisiert. Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, resümiert Sklenar die Erfahrungen ihres ersten Wahlkampfes, "macht mir immer Spaß; nur wenn die Leute resigniert sind, ist das nicht so einfach."

90 Prozent Soziales

Auch für Kerstin Nestrojil aus Kirchehrenbach ist es der erste Wahlkampf. Seit 2008 war sie bei der JU. Anfang 2012 trat Nestrojil der CSU bei, für die sie jetzt auf Platz 12 der Bezirkstagsliste steht. "Als ich gefragt wurde, ob ich kandidieren will, musste ich in Ruhe überlegen", erinnert sich die Jura-Studentin. "Ich hab mich erst mal informiert, was der Bezirkstag genau macht." Dabei entdeckte die 25-Jährige, dass sich viele Aufgaben des Bezirks mit ihren Interessen decken. "Zu über 90 Prozent geht es im Bezirk ja um Soziales." Kerstin Nestrojil hat dreierlei im Blick: eine stärkere Unterstützung des Ehrenamtes; die Versorgung der Senioren und die Stärkung der Landwirtschaft, "die durch geschulte Kräfte vor Ort wieder aufblühen könnte". Mit diesen Themen würde sich die CSU-Kandidatin im Bezirkstag gut aufgehoben fühlen; zugleich merkt Kerstin Nestrojil aber an: "Es ist ja eher unwahrscheinlich, dass ich reinkomme über die Liste."

So ein Satz käme dem optimistischen Manfred Hümmer niemals über die Lippen. "Ich bin Stadt- und Kreisrat, da wäre es der logische Abschluss, mich jetzt auch im Bezirk einzusetzen", sagt der FW-Politiker aus dem Forchheimer Ortsteil Kersbach. Auf dem Stimmzettel zur Bezirkswahl steht der Polizeibeamte auf Platz 10 der FW-Liste. Er sei "bekannt in Oberfranken" - auch deshalb sei seine Kandidatur "sinnvoll", meint Hümmer. Seit Jahren engagiert er sich in der Offenen Behinderten Arbeit (OBA). Nun gehe es darum, die UN-Menschenrechtskonvention und das Thema Inklusion auch auf Bezirksebene voranzubringen. Dafür könne er sich auf Grund seiner Erfahrung "gezielter einsetzen, als die meisten Mitbewerber", sagt Hümmer.

Niedrigste Hebesätze Bayerns

Auch in der Etat-Politik des 360-Millionen-Euro umfassenden Bezirks-Haushaltes möchte der FW-Politiker etwas bewegen: "Der Bezirk Oberfranken hat den niedrigsten Hebesatz aller Bezirke in Bayern, die Landkreise zahlen die niedrigste Umlage. Da gibt es noch viel Handlungsspielraum." Den würde Hümmer als Bezirksrat nutzen, um die "Eingliederungshilfe für Behinderte und die Versorgung hochbetagter pflegebedürftiger Senioren sicherzustellen."

Wobei trotz der vielen sozialen Aufgaben die Kultur nicht zu kurz kommen dürfe, fordert der "erklärte Kultur-Fan" Manfred Hümmer. Er erinnert daran, dass seine Partei den Forchheimer Förderpreis initiiert habe und freut sich auf kulturelle Initiativen auf Bezirksebene.