Oberbürgermeister Franz Stumpf wird am Freitag 65 Jahre alt und feiert 25. Dienstjubiläum. Im Gespräch erzählt er von seinen erfolgreichsten Jahren, von den fünf Sachen, die er noch erledigen will, und warum er sich heute nur eine Stunde feiern lässt.
Wie Politik funktioniert - "davon hatte ich im Prinzip keine Ahnung", erinnert sich der Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Als Quereinsteiger kandidierte der leidenschaftliche Jurist 1990 innerhalb der CSU gegen den hoch favorisierten Eduard Nöth - und setzte sich durch. Die ersten Amtsjahre als OB seien auch gleich die erfolgreichsten gewesen, meint Stumpf, der am Freitag, 31. Juli, seinen 65. Geburtstag und sein 25. Dienstjubiläum feiert - und noch einige Erfolge plant.
Wie geht es Ihnen?Franz Stumpf: Ich bin noch nicht ganz ausgeruht nach drei Tagen feiern. Erst der Fassanstich, dann die Feier mit den Gästen aus den Partnerstädten, dann der schöne Annafestzug.
Ist das typisch für Sie, dass Sie sich nicht richtig ausruhen und gleich das Nächste machen?
Ich weiß schon auch, was ausruhen ist, sonst könnte
ich mich nicht unausgeruht fühlen. Aber es ist tatsächlich meine Art: Wenn eine Aufgabe da ist, muss sie erledigt werden. Ich wurde so erzogen, man muss funktionieren und persönliche Befindlichkeiten zurückstellen. Das habe ich schon als Kind gelernt.
Haben Sie die zurückliegenden 25 Jahre als Abarbeiten von Aufgaben erlebt oder gab es auch Höhepunkte?
Eine der emotionalsten Höhepunkte war der Wahlkampf 1990. Da habe ich sechs oder sieben Kilo abgenommen - und dann die erhoffte Überraschung. Ich war ja Quereinsteiger und innerhalb der CSU gegen Eduard Nöth zu kandidieren, das war nicht ohne.
Da gab es einen Graben in der CSU. Wenn Sie Eduard Nöth heute begegnen, ist von den Irritationen was übrig geblieben?Also, bei mir nicht.
Da können Sie selbst meine Feinde fragen - die werden Ihnen bestätigen: Nachtragend bin ich nicht.
An welche Höhepunkte erinnern Sie sich nach dem Wahlsieg 1990?Die Drehung der Meinung im Stadtrat, was den Krankenhaus-Standort betrifft. Lange wollte die Mehrheit eine Sanierung des alten Hauses. Da hätten wir zehn Jahre eine Baustelle in der Innenstadt gehabt. Generell hat der Stadtrat seine Haltung gegenüber Neuem in den 90er-Jahren verändert. Auch die Entscheidung für den Globus wurde erst durch einen Dreh in der Einstellung der meisten Stadträte möglich. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen: Wenn Ende der 80er-Jahre Investoren eines Großprojekt in Forchheim anklopften und wenn man dann Berater fragte, bekam man zur Antwort: So was passt nicht nach Forchheim, schicken Sie die Leute ins Ruhrgebiet... Dieses Denken hat sich Gott sei Dank geändert.
Ein weiterer Glanzpunkt der 90er-Jahre war dann die Verwandlung der Kaiser- in eine Kulturpfalz.
Ist in der letzten Amtsperiode der Erwartungsdruck am höchsten? Sie haben sich neulich gegen die Unterstellung gewehrt, Franz Stumpf sitze im Rathaus und lasse es nur noch ausklingen.Über manche Bemerkungen ärgert man sich, aber schwerer geworden ist es nicht. Die erste Amtsperiode war die schwierigste - aber auch die erfolgreichste. Das parteipolitische Denken war noch nicht so ausgeprägt. Man darf nicht vergessen, die CSU war gespalten, die SPD dachte sich, endlich können wir mal mitreden, und die Freien Wähler dachten über mich, er ist einer von uns.
Es war dadurch viel mehr Dynamik im Stadtrat.
Es gäbe keinen OB Stumpf ohne die Wählerinitiative Unabhängiger Oberbürgermeister (WUO). Sind Sie überhaupt ein richtiger CSUler?
Mein Urgroßvater war der erste liberale Stadtrat in Forchheim. Die Liberalen waren damals verpönter als die SPD. Er war kein Konservativer, mein Vater wiederum war erzkonservativ. Ich bin dazwischen (
lacht) - ich hab überall das Beste rausgeholt. Dabei hat die WUO eine wichtige Rolle gespielt, der sogenannte Elferrat. In den Anfangsjahren hat er einmal im Monat im Hinterzimmer des Rathauses getagt. Das war ein illustrer Haufen, CSU-lastig, aber unorthodox, viele Grenzgänger - das hat mir sehr geholfen.
Dass Sie 25 Jahre an der Spitze der Stadt stehen würden - hätten Sie das 1990 geglaubt?
Nach der letzten Wahl 2014 hab ich mir
verwundert die Augen gerieben, da wurde so gut wie jeder Oberbürgermeister, der länger im Amt war, rausgeschmissen. Nein, an 25 Jahre hab ich nicht geglaubt, obwohl Hans Kotschenreuther (
Anmerkung der Redaktion: CSU-Kreis- und Bezirksrat, er starb 2009 ) es mir prophezeit hatte.
Gab es Momente, in denen Sie bereuten, nicht einfach Jurist geblieben zu sein?Wirkliche Tiefpunkte gab es nicht. Das Negativste an so einem Amt, das sind die Gerüchte. Zum Beispiel, als das Krankenhaus gebaut wurde. Da ging das Gerücht um, ich würde den Standort nur favorisieren, weil ich dort Grundstücke hätte. In der Nähe hab ich tatsächlich welche, aber die liegen alle im Hochwassergebiet. Und negativ ist auch, dass die Familie unter so einem Amt leidet.
Immerhin geben Sie jetzt die Position des Rechtsrates der Stadt ab.
Steckt dahinter die Einsicht, dass Sie kürzer treten müssen?Ich sehe meine Grenzen. Es hat mir immer gefallen, im Rechtsleben zu agieren, da war ich zu Hause, während ich mir die Politik ja erst aneignen musste. Aber die Aufgaben im Rechtlichen sind immer diffiziler geworden. So etwas wie das ICE-Verfahren ist enorm komplex. Da hätte ich jetzt mal in eine Weiterbildung investieren müssen, dazu fehlt mir die Zeit.
Sie könnten viel Zeit haben, Sie hätten nicht nochmal kandidieren müssen.Doch, ich hab' zu viel vor. Wobei es nicht mein Ziel ist, eine bestellte Stadt zu übergeben. Meinem Nachfolger muss Hören und Sehen vergehen vor lauter Aufgaben.
Fünf Sachen möchte ich aber noch erledigen: Das neue Katharinenspital, die Fusion der Kliniken, die Sanierung des Rathauses, den Bau der Kulturhalle und den neuen Flächennutzungsplan für Forchheim, so dass wir Raum für Mietwohnungen schaffen.
Das ist viel, aber es ist ja auch eine Frage der Gesundheit...
Nun, ich habe seit 16 Jahren eine Krankheit, mit der ich leben muss. Aber ich fühle mich fit. Wenn die Doktoren sagen, ich soll aufhören, dann hör ich auf. Aber das hat noch keiner gesagt.
Als sie 2014 nochmal antraten, hatten Sie das auch damit begründet, einen Nachfolger aufbauen zu wollen. Beschäftigt Sie das?
Das beschäftigt mich.
Es ist zwar kein Thema, mit dem ich nachts ins Bett gehe, aber ich mache mir immer wieder Gedanken und beobachte Leute.
Wie baut man einen Nachfolger auf, beobachten genügt ja nicht.
Offiziell aufbauen, das geht nicht. Wenn ich jemanden offiziell benenne, dann ist der verloren. Dann heißt es in der Öffentlichkeit, es geht so weiter, es ändert sich ja nix. Das hat mit dem Zeitgeist zu tun. Früher wollte man das Bewährte, heute ist die Einstellung anders.
Wie gehen Sie demnach vor?Ich sage im Hintergrund, was ich von dem oder jenem halte. Irgendwann frage ich einen Kandidaten, ob er es machen würde und ermuntere ihn. Aber ich werde immer hinten dran bleiben.
Dieser Tage stehen sie umso mehr im Mittelpunkt. Sie feiern 25. Dienstjubiläum und 65. Geburtstag.
Freuen Sie sich darauf?
An so einem Tag bin ich Opfer. Wenn die Laudationes zu hoch greifen, muss ich das wieder runterholen. Ich musste in meinem Leben so viele Stunden absitzen bei vergleichbaren Feiern. Ich weiß, wie es ist, wenn man irgendwann nur noch physisch anwesend ist. Daher habe ich Wert darauf gelegt, dass meine Jubiläums-Feier nicht länger als eine Stunde dauert.
Das Gespräch führte
Ekkehard Roepert