Landwirt Georg Beutner aus Weingarts veredelt Obst. Der Bayerische Minister Helmut Brunner (CSU) sieht sich auf dem Feesenhof um und fordert dazu auf, die Produkte selbstbewusst zu vermarkten.
"Zukunft der oberfränkischen Obstbrenner", so lautete die Überschrift einer Zusammenkunft auf dem Feesenhof in Weingarts. Initiiert hatte die Veranstaltung der "Tourismusverein Rund ums Walberla" und seine Brenner, die politischen Fäden hatte nachdrücklich Edwin Rank, Ortsvorsitzender der CSU Weingarts, gesponnen. Als Hauptredner konnte er Helmut Brunner (CSU), Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, gewinnen.
Die Anwesenheit ungewöhnlich vieler politischer Mandatsträger, unter ihnen MdB Thomas Silberhorn und MdL-Kandidat Michael Hofmann (beide CSU), zeugte davon, dass auch Wahlen unmittelbar vor der Tür stehen. Allerdings setzte man sich an diesem sonnigen Nachmittag nicht mit dem politischen Gegner auseinander, vielmehr waren in der Tat fachliche Themen des Obstbaus, der Landschaftspflege und vor allem der Brennereien Gegenstand der Ausführungen. Zahlreiche Brenner und Obstbauern der Region des Tourismusvereins nahmen daran teil.
Für viele bäuerliche Betriebe im Nebenerwerb gelte in Franken: "Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel." Umso wichtiger sei daher die Arbeit der Obstbauern und -brenner am Tor zur Fränkischen Schweiz, die mit großem Idealismus und in mühevoller, teilweise noch immer "Hand"-Arbeit, Zwetschgen, Kirschen, Äpfel und Birnen pflücken, die einzigartige Kulturlandschaft pflegen und erhalten.
So definierte Rank die Situation der Obstbauern und Brenner im Lande. Allein Weingarts habe bei rund 600 Einwohnern zwölf Brennereien und zähle so zu den Dörfern mit der größten Pro-Kopf-Brennereidichte Europas. Zur Begrüßung überreichte er dem Staatsminister einen Korb lokaler Produkte.Bürgermeister Hermann Ulm (Demokratie/SPD) stellte seine Gemeinde Kunreuth mit Weingarts alias "Maigisch" recht bildlich, kurz und prägnant vor. Obstbau sei seit dem 17. Jahrhundert hier belegt, intensiv ab dem 19. Jahrhundert. Er bedeute eine schöne Symbiose von Landschaft und wirtschaftlicher Nutzung mit der Brennerei als Krönung. Gemeindlich habe man wesentliche Hausaufgaben mit Dingen wie Kinderkrippe, Breitbandanbindung oder Radwegebau gemacht. Abschließend bat Ulm den hohen Gast aus München zum Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Kunreuth.
Breite Vielfalt Auf die breite Vielfalt des Anbaus ging der Präsident von Oberfranken im Bayerischen Bauernverband (BBV), Hermann Greif, kurz ein, das aber zu den benachteiligten Gebieten mit zu geringen Niederschlägen zähle. Für die Brenner ein heißes Thema bedeutet das Branntweinmonopol, das 2017 ausläuft. Hausherr Georg Beutner hat sich mit seinem stattlichen Hof seit 1998 auf Obstbau spezialisiert, der Apfelanbau bildet mittlerweile das Rückgrat seines Betriebes. Damit einhergehend intensivierte er 2008 die Brennerei mit einer modernen Brennanlage.
Ihm sei es daher ein lang gehegter Wunsch gewesen, den Minister vor Ort zu haben. Als "Highlight" nannte er den Brennereitag des Tourismusvereins. Dieser sei für Brenner, Gastronomie, den Tourismus und die ganze Region ein Aushängeschild. Das Ereignis werde andernorts bereits kopiert, eigentlich Raubkopien. So auch sehr detailliert von den Kahlgrundbrennern, die die Idee als die ihre an das Bayerische Staatsministerium meldeten und dafür, zum Ärger der Oberfranken, den Bayerischen Innovationspreis erhielten.
Beutner dankte dabei Ernst Jürgen Dahlmann, der vor elf Jahren den Brennereitag ins Leben rief. Er betonte die Pflege der Kulturlandschaft durch Streuobst, das durch die Brenner sinnvoll, sogar wirtschaftlich verwendet werden könne.
Branntweinmonopol läuft aus Nach 100 Jahren laufe 1917 das Branntweinmonopol aus. Das bedeutet, der Staat verlangt in Zukunft keinen Alkohol als Abgabe, sondern sofort beim Brennen die Steuer. Das trifft dann vor allem manchen Kleinbrenner empfindlich. Beutner fürchtet ein Sterben dieser kleinen Brennereien.
Er mahnte die Hilfe der Politik an bei Förder- und Marketingmaßnahmen sowie die Schaffung einer Koordinierungsstelle für Kleinbrenner mit Sitz in Veitshöchheim oder Freising. Anschließend bat er Brunner in die Brennerei, um den ersten Kessel der Brennsaison anzuschüren und somit die Saison zu eröffnen. Der Minister war von einem Gläschen Schlehenbrand bei einer Kostprobe sehr angetan.
Brunner forderte die Brenner auf, ihre Produkte selbstbewusst zu vermarkten. Er hob die Genussregion Oberfranken hervor, ein Gütesiegel für Bayern. 100 Prozent Rohprodukte aus Bayern seien auch ein Stück Identität.
Streuobstgärten zusammen mit kulturellem Reichtum seien Grundlage für den Tourismus, momentan mit einem Gästezuwachs von fünf Prozent in Franken gegenüber 1,5 Prozent in ganz Bayern. Generell fordert er, die Qualität im Tourismus zu steigern, nicht den Billigurlaub zu wählen. Für das auslaufende Branntweinmonopol stellt er eine Anschlussregelung in Aussicht. An der EU-Regelung des Entfalls kommt auch er nicht vorbei, fordert aber eine Entbürokratisierung.
Staatlich geprüfte Brenner Brunner nannte als Ziel die Vermarktung der Edelbrände als hochwertige Regionalprodukte deutlich zu steigern. Dazu wird unter anderen für die drei bayerischen Klein- und Obstbrennerverbände ein gemeinsamer Marktauftritt unter dem Dach "Marke Bayern" geschaffen. Einen Meilenstein für die Qualitätssicherung und Förderung der Brenner hat die Bayerische Staatsregierung mit der Einführung zum "Staatlich geprüften Brenner" gelegt.
Erstmals wurde die Ausbildung dazu in zwei Lehrhälften 2012 und 2013 in Veitshöchheim und Deutenkofen/Niederbayern durchgeführt. Anni Reichhold, Ortspitz, schnitt als Jahrgangsbeste ab. Erfolgreich absolvierten auch Reinhard Singer und Willi Schmidt, Mittelehrenbach, sowie Klaus Ebenhack, Affalterthal und Klaus Brück, Bieberbach, die Berufsabschlussprüfung. Angetan von dieser Ausbildung und den Rahmenbedingungen zeigte sich Andrea Bätz, Geschäftsführerin vom Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband, wie sie in Weingarts betonte.
Nach 100 Jahren laufe 1917 das Branntweinmonopol aus. Wie ist das denn zu verstehen?
Der Staat verlangt keinen Alkohol als Abgabe ... was soll denn der Unsinn?
Glauben Sie, der Finanzbeamte kommt mit leeren Flaschen zum Schnapsbrenner, um die Steuer in natura einzufordern?