Kontroverse um Krankenhausgarten

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Schlimmer geht's nimmer: Diese grüne Ecke, den ehemaligen Krankenhausgarten beim Wohnquartier am Stadtpark , schlägt ISEK als Standort für eine Stadthalle vor. Foto: Andreas Oswald
Schlimmer geht's nimmer: Diese grüne Ecke, den ehemaligen Krankenhausgarten beim Wohnquartier am Stadtpark , schlägt ISEK als Standort für eine Stadthalle vor.  Foto: Andreas Oswald

An der Billigung des städtebaulichen Konzepts (ISEK) entzündete sich im Stadtrat eine heftige Diskussion.

Es ist kaum eine Woche her, als im Planungsausschuss mit Stolz die Fertigstellung eines Zwischenberichtes des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) verkündet wurde - und schon führt das weit über 100 Seiten dicke Ideenwerk zu heftigem Streit. Denn die Stadträte fühlen sich überfahren davon, dem Konzept ihre Zustimmung zu erteilen, wie es sich die Verwaltung und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) gewünscht hätten.
Als erste meldet Anette Prechtel von den Grünen Protest an."Keine Billigung, nur eine Kenntnisnahme " des Konzeptes verlangt sie. Denn der Wunsch, das Papier vor dem Beschluss vier Wochen lang diskutieren zu können, sei nicht gegeben. Erst vor sechs Tagen habe man die gedruckte Fassung erhalten. "Der Zeitdruck sollte rausgenommen werden".


Falsche Weichenstellungen

Udo Schönfelder schließ sich Prechtel an. Man habe, so der CSU-Fraktionsführer, "falsche Weichenstellungen" in dem Konzeptpapier entdeckt - zum Beispiel die Ansiedlung einer Kulturhalle im ehemaligen Krankenhausgarten. Manfred Hümmer (FW) erklärt, er könne nur "Ja" zu einer Kenntnisnahme sagen, jedoch keiner Billigung zustimmen.
Thomas Werner (CSU) will von Kirschstein, der anfangs unnachgiebig auf eine Billigung drängt, wissen, ob überhaupt schon formgerecht ein Antrag auf Fristverlängerung an die Regierung ergangen sei - ansonsten würden alle Bemühungen des Bundestagsabgeordneten Silberhorn ins Leere laufen. Der Oberbürgermeister erklärt seinen Wunsch der Regierung mit der Billigung des Konzepte ein klares Signal zu geben - dies sei Voraussetzung für die Gewährung einer Fristverlängerung.
Angesichts des hartnäckigen Widerstandes der Stadträte schwenkt Kirchstein aber am Ende um und ändert die Beschlussvorlage in eine "Kenntnisnahme" des Berichtes.
Mit den Einzelheiten und der Priorisierung der Maßnahmen soll sich der Stadtrat in einer Sondersitzung im Oktober beschäftigen. Der Beschluss soll dann bis Jahresende der Regierung von Oberfranken zukommen.


Kommentar: Logisch denken, statt quer denken

"Forchheim - Querdenken", so lautet der Titel des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK). Doch die beauftragten Planer sollten lieber logisch denken, anstatt verquere Visionen zu entwickeln.
Eine Stadthalle im Krankenhausgarten vorzuschlagen, einem Quartier, das als "Wohnen am Park" geschaffen wurde, ist schlichtweg unverschämt. Wo einerseits ISEK die Erhaltung von grünen Inseln in der Stadt postuliert , würde hier eine grüne Lunge versiegelt. Dieser Standort ist indiskutabel: Es fehlt an Parkplätzen - und der zu erwartende Publikumsverkehr wäre unzumutbar für die Anwohner. Denn eine solche Halle braucht Veranstaltungsfrequenz - am besten jede Woche ein Event. Aus dem Wohnen am Park würde ein Wohnen am Parkplatz.
"Irr-rational", im Wortspiel ausgedrückt, ist ebenso die Idee, die Verwaltung an den Stadtrand auszusiedeln - das wäre Sterbehilfe für die Innenstadt, die doch so dringend auf Kundenfrequenz angewiesen ist. Auch Stadtbediensteten und Behördenbesucher beleben das Tagesgeschäft.
Über die Auftragssumme an das externe Planungsbüro schweigt die Stadt leider. In oben genannten Punkten ist ISEK jedoch das Papier nicht wert, auf das es gedruckt worden ist. All jenen, die dies jedoch als frische Ideen preisen, sei mit Helmut Schmidts trockenem Bekenntnis zur Realpolitik geraten:"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen". Andreas Oswald