Fränkische Schweiz: Kletterhallen ersetzen keine Felsen

2 Min
Die Zahl der Kletterer wächst, die der Unfälle allerdings nicht. Foto: privat
Die Zahl der Kletterer wächst, die der Unfälle allerdings nicht.  Foto: privat

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den vielen Kletterhallen und den Unfällen draußen am Felsen?

Das Frankenjura ist nun einmal ein Mekka für Kletterer. Selbst Sportler selbst aus Spanien und Australien kommen in die Fränkische Schweiz, um dort zu klettern. "Auch Weltstars waren schon in den Wäldern des Frankenjura zum Klettern", weiß Thomas Buchner vom Deutschen Alpenverein München.
Ohnehin erfreut sich der Klettersport seit Längerem steigender Beliebtheit. Davon zeugen auch die Kletter- und Boulderhallen, die wie zuletzt in Neunkirchen gebaut worden sind.

In dieselbe Zeit fallen Meldungen von Kletterern, die in der Fränkischen Schweiz verunglückt sind. Trotzdem sind sich der Deutsche Alpenverein, die Bergwacht und auch staatlich geprüfte Bergführer einig: Ein kausaler Zusammenhang besteht nicht zwischen dem Kletterboom und den Unfällen besteht nicht.


Verzicht auf einen Helm

"Manchmal passieren zwei oder drei Unfälle in einer Woche, dann das ganze Jahr über nicht mehr", sagt Thomas Obeth von der Bergwacht Forchheim. "Es sind schon immer Unfälle passiert. Die Zahl bleibt, aber man sieht eine Veränderung des Unfallhergangs", ergänzt Sebastian Prell von der Bergwacht Forchheim.

Heute führten vor allem Leichtsinnsfehler, ein zu kurzes Seil oder der Verzicht auf einen Helm zu Unfällen. "Dann sitzen die Kletterer unten und bluten", klagt Prell. Die Sicherung werde oft einfach falsch bedient, nennt Christian Donner, ein staatlich geprüfter Bergführer und Inhaber der Bergsportschule Pro Alpin in Heiligenstadt, eine weitere Ursache für die Unfälle. Aber: "Es ist nicht ein großer Fehler, der zum Absturz führt, sondern eine Verknüpfung von Kleinigkeiten", sagt Donner. Kleinigkeiten, die in der Halle meist keine Rolle spielen. Die Sicherungsabstände messen in der Halle beispielsweise ein bis zwei Meter, in der freien Natur sind alle vier bis fünf Meter Sicherungsabstände.

"Der Trend zum Klettern hat zugenommen, der Sport ist beliebter geworden. Es sind viele dabei, die es in der Kletterhalle gelernt haben. Aber man kann das nicht vergleichen, es ist ein abgetrenntes Terrain", erklärt Prell die Unterschiede zwischen Indoor und Outdoorklettern. Unterschiede, die Kletterer sehr schnell merkten. "Die Kletterhalle ist gut, um Kraft und Technik zu üben. Doch draußen muss man bei Null anfangen", erklärt Sebastian Prell von der Forchheimer Bergwacht.

In der Halle zum Beispiel sind die Punkte für den Halt bunt ausgemalt, in der freien Natur müsse man sich die Punkte selbst suchen.Die meisten Leute wissen von dem Unterschied. "Vor dem Übergang nach draußen haben die meisten Leute Respekt", informiert Buchner vom Deutschen Alpenverein.


"Es wäre lebensgefährlich"

Auch Christian Donner, der für die Bergwacht Bamberg arbeitet, weiß, dass die meisten Kletter- und Boulderhallen Kurse wie "Von der Halle zum Fels" anbieten. Dennoch sind die Kletter- und Boulderhallen der Grund, dass mehr Leute Zugang zum Klettersport finden. "Früher, vor 20 Jahren, konnte man schwerer einen Zugang finden. Es wäre lebensgefährlich gewesen", sagt Donner.

Die Halle sei toll als Einstieg, um zu erfahren, wie man mit der Höhe und den Bewegungen zurechtkommt. Tatsache jedenfalls ist, dass es Mitte der 90er Jahre noch rund 70 000 Kletterer. Heute soll die Zahl nach Angaben des Deutschen Alpenvereins auf eine halbe Million angewachsen sein. Die Zahl der Kletterer hat sich fast verzehnfacht", sagt Buchner vom Deutschen Alpenverein. Die wachsende Zahl der Kletterhallen setzt aber auch die Klettergebiete unter Druck. Das Hakenmaterial hat sich schon jetzt verbessert. "Das Unfallrisiko sinkt eher", fasst Buchner zusammen.