An diesem Sonntag begehen die Deutschen den Tag des Hundes.
Seinen Namen braucht in der Pause niemand zu rufen, um ihn herzulocken. Arthur ist auch so den ganzen Tag in Bewegung. Er rennt von einem Schüler zum anderen, holt sich Streicheleinheiten ab und auch mal ein übrig gebliebenes Pausenbrot. "Staubsauger" rufen die Kinder Arthur deshalb, wenn er mal wieder an einem Bot nascht.
Eigentlich aber ist Arthur ein Therapiehund. Jeden Dienstag und Donnerstag hält sich Zwerggriffon in der Mittelschule in Neunkirchen auf. Seit vergangenem September geht das nun schon so. "Man weiß aus der Behandlung von Kindern mit Tieren, dass Tiere die besseren Helfer sind", sagt die Schulrätin Stefanie Mayr-Leindecker über das vom Kultusministerium gut betreute Projekt. "Schulhunde haben eine extrem gute Ausbildung", fügt sie hinzu. Dabei macht Arthur auf den ersten Blick nicht viel. Er führt keine Kunststücke auf, er ist stattdessen einfach nur da und läuft herum.
Von Schüler zu Schüler, in jeder Pause. "Er ist einfach unser Hund. Er gehört dazu", lacht Andi, als Arthur auf seinen Schoß springt. Ganz automatisch fängt jeder an, Arthur zu streicheln.
Die Hände gehen nach unten
Nach der Pause kennt er seinen Weg ins Klassenzimmer, wo sein Frauchen, Stefanie Butschek, unterrichtet. Aber gern macht er auf den Weg dorthin einen Abstecher in andere Klassenzimmer, wo die Türen noch offen stehen. "Arthur", hört Butschek dann die Schüler rufen und weiß, dass sich ihr Hund wieder mit den Schülern unterhält.
Nur während der Unterrichtsstunde "schwätzt" er nicht, sondern erledigt aufmerksam seinen Job. Da läuft er einfach nur durch das Klassenzimmer. Dabei gehen die Hände der Schüler nach unten und streicheln Arthur. "Er ist der Ruhepol in der Klasse", sagt Butschek.
Man merkt tatsächlich dass die Schüler ruhiger sind, wenn Arthur da ist und durchs Zimmer läuft. Manchmal legt Arthur auch eine Pause ein und macht es sich auf den Füßen eines Schülers bequem. "Ein Hund sucht Schüler, die eine Außenseiterrolle haben. Er hat ein Gespür, ob es einem Menschen gut oder schlecht geht", erklärt Butschek.
Sie registriert das und nutzt die Gelegenheit, um später nachzufragen, ob der betreffende Schüler tatsächlich gerade Kummer hat. Selbst in der Pause entspannen sich haarige Situationen dank des kleinen Hundes schneller. Wenn in der Pause zwei Schüler rangeln, muss Arthur dabei sein. In der Mitte fühlt er sich wohl. Aber wenn ein Hund noch mit herumwuselt, können die beiden Streithähne schon nicht mehr so aggressiv aufeinander losgehen. "Das wäre zu nervig, also hören sie auf und streicheln stattdessen den Hund", sagt Butschek.
Casting vor der Ausbildung
Dass Arthur als Therapiehund in der Schule eine genaue Funktion erfüllt, weiß er natürlich nicht. Das ist ihm egal. Es ist ihm auch egal, ob ein Schüler beliebt ist oder Markenklamotten trägt. "Ein Hund macht keine Unterschiede", sagt Butschek.
Aber es macht einen Unterschied, ob er dabei ist oder nicht. Ein Therapiehund ist Arthur seit eineinviertel Jahren. Der Verein Therapiehunde Franken e.V. in Nürnberg bildete ihn aus. Vor dem Beginn der Ausbildung stand ein Casting. Dabei wurde Arthur mit verschiedenen sozialen Situationen konfrontiert. "Mehrere Leute betatschen ihn, schreiende Kinder rannten auf ihn zu oder ein Rollstuhl kam ihm entgegen", erinnert sich. Es wurde beobachtet, wie Arthur reagiert, denn im Ernstfall muss er ruhig bleiben. Das tut er auch. Die eigentliche Ausbildung fand in Altenheimen oder in Behinderteneinrichtungen statt.
Viele ältere Leute hatten früher selbst einen Hund und erinnern sich, die Feinmotorik wird geschult und manche spielen einfach nur Ball mit dem kleinen Brabanter. Diesem Ausbildungsblock folgte die Theorie. Stefanie Butschek lernte, die Körpersprache ihres Vierbeiners zu lesen, wurde über rechtliche Grundlagen aufgeklärt und erfuhr, wie sie eine Unterrichtsstunde mit Arthur vorbereitet.
Der kleine Zwerggriffon Arthur hat sein Lernpensum gut gepaukt und setzt es um. Selbst die Sozialarbeiterin der Schule leiht sich Arthur aus, um mit den Schülern leichter ins Gespräch zu kommen.