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Kirschstein über das Amt als OB: "Nicht das, was ich erwartet hatte"


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Freitag, 08. Juli 2016

Am Samstag vor 100 Tagen zog Uwe Kirschstein als Oberbürgermeister ins Forchheimer Rathaus ein. Für ihn gibt es noch viele offene Baustellen.
Foto: Matthias Hoch


Als Uwe Kirschstein sich Ende 2015 dazu entschied, sich der Wahl zum Oberbürgermeister ein zweites Mal zu stellen, da wusste er nicht, wie es heute, am 9. Juli 2016, sein wird. Jetzt, wo er nach 100 Tagen als Oberbürgermeister der Stadt Forchheim Bilanz zog, räumte das Stadtoberhaupt ein: "Es ist nicht annähernd das, was ich erwartet hatte."


Als OB habe er viele Aufgaben, die man als Bürger nicht mitbekommt. Auch nicht, als Stadtrat. Deshalb räumt Kirschstein bezüglich der Transparenz seiner Arbeit auch ein, dass man als Stadtratsmitglied eine andere Sicht auf die Dinge habe als als Oberbürgermeister. "Ich bemühe mich darum, dass mehrere Ebenen bei Entscheidungen mit einbezogen werden."

Als Beispiel nennt er die Berufung des neuen Klinikdirektors Sven Malte Oelkers, die diese Woche bekannt geworden ist. "Natürlich musste eine Vorauswahl getroffen werden", sagt Kirschstein. Er habe dann aber mit dem Stiftungsausschuss die gesamte Bewerberliste durchgeschaut, damit das Risiko, einen geeigneten Bewerber zu übersehen, gemindert werden konnte. Grundsätzlich hätte das aber nicht öffentlich behandelt werden können. Solche Themen gebe es eben doch.


City-Manager kommt 2017

Eine weitere Stelle könnte demnächst diskutiert werden. Schon während seinem Wahlkampf hatte Kirschstein angekündigt einen City-Manager einsetzen zu wollen. Aktuell gebe es noch keinen Namen und keine Stellenausschreibung, betont Kirschstein. "Wir wollen diese Stelle, aber wir müssen erst klären, welche Aufgaben er oder sie übernehmen soll", so der OB. Er habe schon mit verschiedenen Menschen über die Stelle gesprochen und Vorschläge für Arbeitsbereiche gesammelt. "Die Themenfülle ist so hoch, dass es eine Stelle überschreitet", sagt Kirschstein, "wir müssen also auch abgrenzen, was nicht in den Aufgabenbereich des City-Managers fallen soll."

Aktuell besprechen die Fraktionen dieses Thema. Im Herbst soll es zu einer Definition der Stelle kommen und dann werde auch die Ausschreibung erscheinen. "Vor 2017 wird es keinen City-Manager geben", sagt OB Kirschstein.

Über die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat kann Kirschstein sich nicht beschweren, sagt er. "Dass wir nicht immer alle einer Meinung sind, das ist auch okay", findet er. Es gebe zum Beispiel beim aktuellen Thema Stellplatzsatzung noch "Überzeugungsarbeit zu leisten", doch er glaube daran, dass die Senkung der Stellplatz-Anzahl eine Stellschraube sei, an der die Stadt drehen könne, damit günstigerer Wohnraum geschaffen werden könne. "Je städtischer eine Stadt wird, desto weniger braucht man Individualverkehr", ist sich Kirschstein sicher. Man müsse dann natürlich die geeignete Infrastruktur bieten, aber grundsätzlich sehe er darin eine gute Möglichkeit, günstigeren Wohnraum zu schaffen.


Wohnraum ist wichtiges Thema

Das Thema Wohnraum liegt Kirschstein ohnehin sehr am Herzen. Immer wieder kämen Bürger zu ihm und klagten ihm ihr Leid, weil sie keine geeignete Wohnung in Forchheim fänden. Diese Termine mit den Forchheimern seien für ihn aber sehr wichtig, auch wenn es nicht immer eine schnelle Lösung gebe. "Ich führe viele Gespräche", sagt der OB, "genauer gesagt, höre ich viel zu." Er filtere dann heraus, was ein Individualproblem und was für die ganze Stadt relevant sei.

"Mir wurde oft eine zurückhaltende Haltung vorgeworfen", sagt Kirschstein, er höre aber einfach gerne zuerst einmal zu. Es sei nicht so, dass er keine Meinung habe, er wolle aber die der anderen hören. Das trifft sich wohl als Oberbürgermeister ganz gut. "Wo ich auch bin, ich werde angesprochen", stellt er fest. Das habe sich schon sehr verändert. Früher habe er oft gesagt, er könne in zwei Minuten irgendwo hinkommen. "Mittlerweile gebe ich dieses Versprechen nicht mehr", erklärt er lachend, "es kommt nämlich ganz selten vor, dass ich durch die Stadt komme, ohne dass ich angesprochen werde. Und dann möchte ich den Leuten auch zuhören und nicht weiter laufen müssen."

Das sagen die anderen Parteien zur Zusammenarbeit mit Kirschstein.