Die Aufregung um den baufälligen Gräfenberger Kindergarten geht weiter: Die evangelische Kirchengemeinde will ihre Trägerschaft des Kindergartens beenden. Als Nachfolger favorisiert sie die Diakonie. Die Stadt zögert noch.
Generalsanierung des Kindergartens oder doch eher Neubau? Um diese Frage drehten sich zuletzt die Gespräche zwischen der Stadt Gräfenberg und der evangelischen Kirche. Nun aber möchte die Kirchengemeinde die Trägerschaft für den Kindergarten an einen anderen Träger übertragen. Nach den Vorstellungen der Gräfenberger Kirchengemeinde soll dies die Diakonie sein.
Die Stadt, zu deren Pflichtaufgabe die Kinderbetreuung zählt, hat vor diesem Hintergrund der Kirchengemeinde inzwischen die Trägerschaft gekündigt. Ob diese nun tatsächlich an die Diakonie übergeht oder die Stadt die Trägerschaft selbst übernimmt, ist derzeit noch völlig offen.
Nicht nur den Stadtrat Heiko Kracker (GBL) beunruhigen die Entwicklungen im Kindergarten. "Es brennt im Kindergarten. Nun sind schon wieder zwei Mitarbeiter gegangen. Wir müssen Ruhe einbringen, sonst übernimmt jemand den Kindergarten ohne Personal", sagte Kracker (GBL).
Vor allem in baulicher Hinsicht liegt in dem Gräfenberger Kindergarten vieles im Argen. Noch vor wenigen Wochen hatte die Kirchengemeinde signalisiert, die Trägerschaft des Kindergartens behalten zu wollen. Kracker kritisiert die Kirche, den jetzt doch beschlossenen Ausstieg schlecht kommuniziert zu haben. Bei diesem Punkt nickten etliche Eltern, die als Zuhörer in die Stadtratssitzung gekommen waren.
Nichts Schriftliches
Denn erst vor einer Woche und damit mitten in der Ferien- und Urlaubszeit, hatte die Kirche in einem Schreiben die Eltern über ihre Absicht informiert, die Trägerschaft an die Diakonie Bamberg-Forchheim übertragen zu wollen. Konkrete Gründe für diesen Schritt nannte die Kirche in dem Schreiben nicht.
Mit Erstaunen stellte Lars Laufer (CSU) fest, dass es keine schriftliche Betriebsträgervereinbarung für den Kindergarten gibt. Nur für die Kinderkrippe liegt eine Vereinbarung vor. "Wer sucht den neuen Träger?", fragte Laufer. Diese Frage treibt auch die Eltern um, nachdem das neue Kindergartenjahr inzwischen wieder begonnen hat.
Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass die Stadt selbst die Trägerschaft für den Kindergarten übernimmt. Bis Ende September muss die Stadt eine Kostenschätzung sowohl der der Generalsanierung als auch des Neubaus an die Regierung übergeben. Diese muss sich anschließend für die günstigere der beiden Varianten entscheiden, da nur diese wirtschaftlich gefördert werden kann.
"Eine Kündigung ist kein Signal gegen die Kirche", hob Matthias Striebich (Grüne) hervor. Er plädiert dafür, der Diakonie eine Chance zu geben. In der September-Sitzung des Stadtrats soll die Diakonie nach dem Willen Striebichs ihr Konzept vortragen und aufzeigen, wie sie sich die Trägerschaft vorstelle. Kracker erinnerte an die Situation in Thuisbrunn, wo sich der Kindergarten bereits in städtischer Hand befindet. Damit fahre man kostengünstiger.
Auf jeden Fall muss die Stadt laut Kracker jetzt den Eltern und Mitarbeitern signalisieren, dass der Kindergarten eine Zukunft hat. Werner Wolf (FW) beschönigt die schwierige Situation nicht. Er rief den Räten jedoch in Erinnerung, dass in den vergangenen Jahrzehnten unter kirchlichen Trägerschaft nie etwas zum Kindergarten dazugezahlt werden musste.
"Der Kindergarten war in der Vergangenheit in Kirchenhänden gut aufgehoben. Ich schließe auch in Zukunft eine weitere Zusammenarbeit nicht aus", sagte Wolf. Einstimmig beschloss der Rat, die Trägerschaft der Kirche zum 31. August unter Einhaltung der regulären Frist von einem Jahr zu kündigen. Das heißt formal, dass die Kirche bis Ende August 2016 Träger des Kindergartens bleibt.
Allerdings will die Stadt Gräfenberg bereits zu Beginn des kommenden Jahren in beidseitigem Einvernehmen einen Wechsel des Trägers anstreben. In diesem Zusammenhang wird die Diakonie in Kürze Gelegenheit bekommen, ihr Konzept vorzustellen.