Kinderkrippen in Forchheim - auf die Qualität kommt es an

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Irene Hofmann mit "ihren" Kindern in Drügendorf. Fotos: NP
Irene Hofmann mit "ihren" Kindern in Drügendorf. Fotos: NP
"Motivation ist die Hauptsache", sagt Irene Hofmann.
"Motivation ist die Hauptsache", sagt Irene Hofmann.
 
Die Kinder wollen alles entdecken.
Die Kinder wollen alles entdecken.
 
Experimente gehören dazu. Aber: "Ohne Erzieherinnen bringen die schönen Räume nichts", sagt Irene Hofmann.
Experimente gehören dazu. Aber: "Ohne Erzieherinnen bringen die schönen Räume nichts", sagt Irene Hofmann.
 
Auch beim Malen können sich die Kleinkinder entfalten.
Auch beim Malen können sich die Kleinkinder entfalten.
 
"Die Fachkräfte sind rar, und es gibt eine Überlastung der Erzieherinnen", sagt Ulrike Hentschel vom Landratsamt Forchheim.
"Die Fachkräfte sind rar, und es gibt eine Überlastung der Erzieherinnen", sagt Ulrike Hentschel vom Landratsamt Forchheim.
 
"Sozialkompetenz ist unser tägliches Brot. Dafür brauchen wir Zeit", sagt die Erzieherin Irene Hofmann.
"Sozialkompetenz ist unser tägliches Brot. Dafür brauchen wir Zeit", sagt die Erzieherin Irene Hofmann.
 
In Drügendorf kümmern sich vier Mitarbeiterinnen um 40 Kinder.
In Drügendorf kümmern sich vier Mitarbeiterinnen um 40 Kinder.
 
Zum Entspannen können sich die Kindern in den "weißen Raum" zurückziehen.
Zum Entspannen können sich die Kindern in den "weißen Raum" zurückziehen.
 
"Bewegung und Ruhe gehören zusammen. Wir wollen neugierige und mutige Kinder, die sich auch zurückziehen können."
"Bewegung und Ruhe gehören zusammen. Wir wollen neugierige und mutige Kinder, die sich auch zurückziehen können."
 
Hinter jeder Tür können die Kinder in Drügendorf etwas neues entdecken.
Hinter jeder Tür können die Kinder in Drügendorf etwas neues entdecken.
 
Eine Bibliothek gibt es auch in Drügendorf.
Eine Bibliothek gibt es auch in Drügendorf.
 
Und natürlich Planeten zum Basteln.
Und natürlich Planeten zum Basteln.
 

Ab dem 1. August hat jedes Kind den Anspruch auf einen Krippenplatz. Neben der Zahl der Plätze lenken Erzieher und Eltern den Blick auf die Qualität der Betreuung.

Manchmal wird sie schon noch komisch angeschaut. "Wie kannst du dein Kind in die Krippe tun? Bleib doch daheim!" Ratschläge dieser Art muss sich Steffi aus Freiahorn gelegentlich anhören.

"Auf dem Land wird man schon noch ein bisschen angeschaut", erzählt die junge Mutter aus der Fränkischen Schweiz weiter. "Ich bin Krankenschwester. Ich will wieder arbeiten", sagt die 29-Jährige und fügt im nächsten Atemzug hinzu: "Ich bin gerne für meine Kinder da." Trotzdem geht der kleine Paul in die Krippe. Im Januar wird Eva ein Jahr. Dann soll auch das kleine Mädchen in die Krippe. "Sollten wir ein drittes Kind bekommen, werden wir es sicher auch in der Krippe anmelden." Warum? "Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht. Die Erzieherinnen kümmern sich ganz lieb um die Kinder."



An ein paar Tagen in der Woche für jeweils sechs Stunden ist der Bub in der Krippe. Damit die junge Mama arbeiten gehen kann. Warum die Frau trotz der zwei Kleinkinder überhaupt ihrem Beruf nachgehen will? "Ich fühle mich sonst einfach unterfordert und nicht ausgeglichen", sagt die Krankenschwester. Immer mehr Eltern hätten den Wunsch, ihre Kleinkinder in eine Krippe betreuen zu lassen, sagt Ulrike Hentschel von der Fachberatung für Kindertages einrichtungen im Landratsamt Forchheim. Rund 60 Prozent der Eltern mit Kindern zwischen einem und drei Jahren suchen einen Krippen-Platz in der Stadt. Auf dem Land sei die Betreuungsquote wesentlich niedriger. Der Landkreis sei auf den Rechtsanspruch gut vorbereitet, sagt Hentschel. Ab dem 1. August haben Eltern mit Kindern ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz.

In Forchheim gibt es aktuell insgesamt 126 Krippenplätze. 166 Kinder unter 3 Jahren sind derzeit dort untergebracht. Davon werden wiederum 40 Kinder in Regelkindergärten, nicht in ausgewiesenen Krippen betreut. Dazu kommen noch 35 Kinder unter drei Jahren, die in der Tagespflege betreut werden.

"Krippen auf dem Land braucht es nicht", höre Steffi, die Mutter von Paul und Eva, oft. Betreuungsmöglichkeiten seien doch dank der (Schwieger)Eltern vorhanden. "Aber nicht bei mir. Meine Mutter und meine Schwiegermama arbeiten beide selbst." Ganz billig sei die Betreuungseinrichtung nicht. "Krippen sind schon teuer. Ein Kindergarten-Platz ist viel billiger." Rund 150 Euro muss Steffi auf den Tisch legen, um drei Mal in der Woche arbeiten gehen zu dürfen. Der kleine Paul wird an solchen Arbeitstagen von 9 bis 15 Uhr versorgt. "Er ist in einer Gruppe mit zwölf Kindern, die von zwei Erzieherinnen und einer Auszubildenden betreut wird."

Fachfrau fordert mehr Qualität

In der Praxis, sagt Ulrike Hentschel, fehle es nicht an geeigneten Räumen für die Kleinkinderbetreuung. "Die Fachkräfte sind rar, und es gibt eine generelle Überlastung der Erzieherinnen." Die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren sei zeitintensiver. Das hat auch der Staat erkannt, und schreibt einen höheren Betreuungsschlüssel für Kleinkinder vor. Das geht Ulrike Hentschel noch nicht weit genug. Schließlich sei es ein Unterschied, ob man ein kleines Baby oder ein Fast-Kindergarten-Kind betreuen müsse.

Davon kann Irene Hofmann ein Lied singen. Die Erzieherin leitet den Kindergarten in Drügendorf bei Eggolsheim, in den auch Kinder ab zweieinhalb Jahren gehen dürfen. "Die Unter-Dreijährigen brauchen mehr an Beziehung und Begleitung." Zentral sei nicht die Frage, ob genügend Krippen-Plätze zur Verfügung stünden, sondern die Qualität. "Wir sind keine Baby-Sitter", sagt Irene Hofmann, während die Kinder im Garten toben dürfen. "Sozialkompetenz ist unser tägliches Brot. Dafür brauchen wir Zeit.Wir müssen für die ganz Kleinen immer greifbar sein."

In Drügendorf kümmern sich vier Mitarbeiterinnen um 40 Kinder. Kinder unter drei Jahren steht doppeltes Personal und Platz zur Verfügung. Engpässe gibt es beim Personal immer wieder. "Wir müssen froh sein, Leute zu bekommen", sagt Hofmann. In einem alten Schulhaus in dem kleinen Ort weht der Geist einer ultramodernen Frühpädagogik. Bauklötze gibt es zwar auch hier. Aber es gibt auch eine Bibliothek, ein Bastel- zimmer und einen Werkraum. "Motivation ist die Hauptsache. Die Kinder wollen alles entdecken. Dann ist unsere Arbeit auch eine schöne, weil die Kinder auch wollen." Zum Entspannen können sich die Kindern in den "weißen Raum" zurückziehen. "Bewegung und Ruhe gehören zusammen. Wir wollen neugierige und mutige Kinder, die sich auch zurückziehen können."

Der kleine Ruben ist knapp zwei Jahre alt und könnte schon in die Krippe gehen. Aber Maresa Wiegärtner schüttelt den Kopf. "Er könnte in die Krippe, aber es gibt nicht genügend Plätze hier in Forchheim", sagt die junge Mutter, die ihren Ruben nicht in irgendeine Krippe schicken will.

Gut für Mutter und Kind

Steffi ist glücklich. Den Kindern geht es gut, obwohl oder gerade weil sie bald wieder arbeiten kann. "Die ersten vier Wochen der Eingewöhnung waren anstrengend, aber jetzt ist der Paul viel selbstständiger und kontaktfreudiger." Zuhause sei das Kind entspannter und ausgeglichen. "Die gemeinsame Zeit erleben wir sehr intensiv."
Ulrike Hentschel glaubt, dass immer Kinder in die Krippe gehen werden. Schuld daran sei der gesellschaftliche Wandel. Davon geht auch Irene Hofmann aus. Sie fordert die Politik auf, nicht nur in Beton sondern auch in Personal zu investieren. "Ohne Erzieherinnen bringen die schönen Räume nichts."


Situation in der Stadt