Die Absage von Volksfesten trifft die örtlichen Schausteller hart. Ohne Events wie das Annafest blicken sie in eine ungewisse Zukunft. Ob Drive-in auf dem eigenen Hof oder Straßenverkauf: Die Schausteller versuchen alles, um zu überleben.
"Das ist das erste Mal rund um Ostern, dass wir zu Hause sind. Das ist ein schreckliches Gefühl und schnürt einem die Luft ab", sagt Angelique Zinnecker. Die Corona-Krise machte die Schaustellerin von einem Tag auf den anderen arbeitslos: Volksfeste und Großveranstaltungen fallen bis mindestens August aus.
Auch das Annafest in Forchheim ist heuer abgesagt. Für Schausteller bedeute die Beschränkung "praktisch Berufsverbot", verdeutlicht Zinnecker. Doch die örtlichen Familienbetriebe wollen sich nicht so einfach ihrem Schicksal ergeben.
Die Zinneckers aus Forchheim sind eine Schaustellerfamilie mit langer Tradition und viel Leidenschaft. Normalerweise wäre die 15-köpfige Familie jetzt mit ihren Fahrgeschäften und Essensbuden auf Volksfesten unterwegs. Doch Corona legt ihr Schausteller-Leben still. Drei Events - von Karlsruhe bis Gerner Dult - sind bereits ausgefallen. Bis August sind alle weiteren Events abgesagt.
Rumsitzen ist keine Alternative
"Aber zuhause rumsitzen können wir nicht und finanziell wird es auch knapp", verdeutlicht Zinnecker.
Deswegen hat die Forchheimer Schaustellerfamilie sich etwas überlegt: Auf ihrem Hof in der Dechant-Reuder-Straße 14 in Forchheim haben sie gewissermaßen Frankens erste "Kerwa to go" eröffnet.
Ein großes Plakat weist den Weg zur Einfahrt unterhalb der Piastenbrücke. Dort steht jetzt die Forchheimer Weihnachtspyramide, die die Zinneckers kurzerhand in den "Mandel-Drive-In" verwandelt haben. Die Familie verkauft dort Lángos, Crêpes, Schokofrüchte oder Zuckerwatte. "Wir haben alles, was nicht gut für die Figur ist, aber gut schmeckt", scherzt Angelique Zinnecker. Die ganze Familie, vom Baby bis zum Opa, ist mit dabei.
Am Mittwoch (22. April) hat die "Mini-Kerwa" erstmals ihre Pforten geöffnet. Bereits nach kurzer Zeit holen sich Dutzende Besucher mit dem Auto, auf dem Rad oder zu Fuß süße Leckereien. Darunter viele Familien mit Kindern. Schwarz-gelbe Markierungen und Absperrungen zeigen den Mindestabstand. An der Bude ist ein Spuckschutz installiert. "Eine tolle Idee. Die Kreativität von einigen ist bemerkenswert. Als Einheimischer muss man da einfach solidarisch sein und das unterstützen", meint der Forchheimer Norbert Schmitz, der sich eine Packung gebrannte Mandeln holt.