Dank der Unterstützung aus der lokalen Wirtschaft kann das Junge Theater Forchheim seine Professionalität erhalten.
Ein neues Stück Forchheimer Theater-Geschichte wurde am Freitag Nachmittag im Rathaus geschrieben: Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) und JTF-Vorsitzender Wolfram Weltzer präsentierten jene vier Sponsoren, die es möglich machen, den professionellen Spielbetrieb im Jungen Theater Forchheim (JTF) fortzuführen.
Im letzten halben Jahr hatten die Theatermacher heftig um ihr Überleben gekämpft. Denn die politische Mehrheit war nicht bereit gewesen, den Etat des Theaters aufzustocken, um so die Stelle des künstlerischen Leiters Lorenz Deutsch zu finanzieren.
"Ich war drei Monate ratlos wegen des Jungen Theaters", verriet Franz Stumpf am Freitag. Viele Nachmittage habe er mit dem JTF-Vorsitzenden Weltzer verhandelt.
Das Theater über eine neue Stelle bei der Stadt zu finanzieren, hätte er den anderen kulturellen Einrichtungen gegenüber als "nicht fair" empfunden, sagte Stumpf.
Daher machte er sich in der lokalen Wirtschaft auf die Suche nach Sponsoren. Enrico Tomassini, der Geschäftsführer von Toni Dress Mode, sei der erste gewesen, den er sich zu fragen wagte. "Der ist weltoffen, auf den kannst du zugehen", hatte Johanna Stumpf ihrem Ehemann geraten. Und sie sollte Recht behalten.
"Dass Sie sofort zugesagt haben, das hat mir Mut gemacht", lobte Stumpf am Freitag den Toni-Dress-Chef. Auch die anderen drei Geldgeber waren dann schnell gefunden: Ewald Maier, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Forchheim; Bernd-Dieter Hülfenhaus, Mitglied der Geschäftsleitung beim Logistiker Simon Hegele; und Reinhold Müller, der Geschäftsführer der Stadtwerke Forchheim.
Wolfram Weltzer war so "dankbar und zufrieden" über die
Sponsoren-Lösung, dass er über die Debatten der letzten Monate gar nicht mehr reden wollte. Bis Ende 2015 könne das Theater nun solide planen. Zu gleichen Teilen geben die vier Sponsoren 20 000 Euro pro Jahr. Damit kann Lorenz Deutsch als Künstlerischer Leiter halbtags bezahlt werden. Die Lösung mit der Wirtschaft fand Weltzer auch deshalb "sehr positiv", weil sie mit dem Vorurteil aufräume, dass Kultur und Wirtschaft etwas einander entgegengesetztes seien.
Eigene Position stärken Dass dem nicht so ist, hob auch Ewald Maier hervor. "Als Wirtschaft profitieren wir von guter Kulturarbeit." Und umgekehrt, meinte Maier. Gerade in der Position zwischen den Kultur-Städten Bamberg und Nürnberg sei es für Forchheim wichtig, die eigene Kultur zu stärken.
Wie sehr das schon gelungen ist, machte ein dickes Lob des Mailänders Enrico Tomassini deutlich: "Das Junge Theater ist ein Erlebnis. Diese Professionalität in dem kleinen Raum kommt fast unerwartet." Auch unter den Mitarbeitern in seiner Firma sei das Theater noch viel zu wenig bekannt, sagte Tomassini. Und versprach, dafür zu werben.
Bernd-Dieter Hülfenhaus sagte, er fühle sich so verbunden mit Forchheim, dass ihm das Sponsoring eine Selbstverständlichkeit sei. Immerhin arbeiteten für Simon Hegele mittlerweile 300 Menschen in Forchheim, "die hier auch ihre Kultur haben". Und auch Reinhold Müller betonte, dass der "Mensch nicht nur vom Brot alleine lebt." Am Beispiel seiner eigenen Kinder habe er miterlebt, wie folgenreich Besuche im Jungen Theater sein können.
So habe etwa eine Inszenierung eine wahre Shakespeare-Begeisterung unter seinen Kindern ausgelöst.
Begeistert war natürlich auch Lorenz Deutsch, dessen Zukunft monatelang auf wackligen Beinen gestanden war. Nun sei für drei Jahre "ein verbindlicher Zeitraum" geschaffen, den das Junge Theater nutzen wolle, "um eine Strategie zu entwickeln". Auch sprach Lorenz Deutsch von einer "Verstetigung der Arbeit". Der 26-Jährige ist Bachelor für Theater- und Medienwissenschaften. Als Programmchef des Jungen Theaters hat er sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Zuletzt vor allem durch die Organisation des Zirk Art-Festivals.
Am Freitag wies Deutsch schon mal auf die nächsten Höhepunkte hin: Das JTF werde sich an den Afrika-Kulturtagen beteiligen; es werde Wolfgang Buck und seine Band in Forchheim präsentieren; und sich mit einem Podium beim Altstadtfest beteiligen.
Auch die Herbst-Saison hat Lorenz Deutsch schon im Blick. Die startet am Freitag, 13. September, mit einer Vorpremiere des neuesten Regenauer-Programmes.
Nun endlich hat die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geklappt. Durch großzüge Sponsoren aus der Wirtschaft, deren Gewinne sonst als Profit verteufelt werden, konnte ein Arbeitsloser in den Arbeitsmarkt zurück geholt werden.
Als erfreulicher Nebeneffekt kann man endlich auf höherschwellige Events in der Königsstadt hoffen. Nicht nur niederschwellige Saufgelage wie das Altstadfest mit einheimischen Bier und fränkischen Bratwürsten für Forchheims Arbeiter-Community gibt es. Nein, es gibt dann sicher wieder so anspruchsvolle Events wie die "Weiße Tafel" auf dem Säumarkt, bei der sich die höhere Forchheimer Bildungsschicht zur öffentlichen Völlerei, weiß gekleidet ,dem niedrigen Volk präsentiert. Die Platzwahl ist so treffend., besser konnte sie gar nicht sein.
Für die in die Jahre gekomme Alt68er-Community wäre es sicher schön, wenn es dem künstlerischen Leiter gelingen würde Andy Borg mit seinem Musikantenstadl nach Forchheim zu bringen.
Wie am laufenden Band ist dann in Forchheim dauernd was los. Für jeden wird was dabei sein.
Wie es euch gefällt.