Ob Naturverjüngung im Wald oder die Zunahme des Schwarzwildes: Land- und Forstwirte auf der einen und Jäger auf der anderen Seite sitzen in einem Boot.
Das Miteinander von Landwirten, Waldbauern und Jägern stand im Mittelpunkt einer Info-Veranstaltung, zu der die Mitglieder des Jagd-Beirates auf die Burg Feuerstein eingeladen hatten. Im Beisein von Behördenleiter Hans-Rüdiger Schmittnägel von der Forstverwaltung Bamberg und Landrat Hermann Ulm (CSU) informierten Jagdvorsteher Ludwig Thiem und Jagdpächter Anton Simon über das Thema Naturverjüngung in den Wäldern.
Thiem erinnerte, dass zum Wirtschaftsbetrieb auf Burg Feuerstein eine 115 Hektar große Eigenjagd gehöre. Die Ländereien um die Burg seien vor mehr als hundert Jahren unter Pfarrer Georg Fröhlich abgepflanzt worden. Er kaufte 27 Hektar unfruchtbare Scherbenäcker und Ödflächen auf und ließ sie im Laufe der Jahre mit rund 700 000 Waldpflanzen, vorwiegend Kiefern, Fichten und Lärchen bepflanzen.
"Weitgehend eine Monokultur", befand Thiem, die sich aber mittlerweile in einen schönen Mischwald-Bestand verwandelt habe. Dies verdeutlichte er den Gästen des Treffens an einer Fläche, auf der 2007 mit dem Harvester 500 Festmeter Holz entnommen worden waren. "Damit der Unterwuchs sprießen kann, muss Licht in den Wald", bekräftigte der Vorsitzende der Walbauernvereinigung Fränkische Schweiz.
Erfreut stellte Forstwirtschaftler Bernhard Roppelt fest, dass sich in einem Umkreis von nur drei Quadratmetern mit Berg-und Spitzahorn, Feldahorn, Esche und Buche eine bemerkenswerte Vielfalt gebildet habe. Die Jungpflanzen gedeihten nur unter dem Schutz von Schattbaumarten.
Diese Naturverjüngung, die ohne Zaun möglich war, trage auch eindeutig die Handschrift des früheren Revierförsters Erich Bittermann und des Jagdpächters Anton Simon. "Wenn wir Perlen in Wald haben wollen, ist die Mitarbeit des Jägers unerlässlich", unterstrich Ludwig Thiem. Angesichts einer Vielfalt von 30 bis 50 unterschiedlichen Baumarten sprach Forstwirtschaftler Thiem von einem "Garten Eden", der sich hier entwickle. Problemlos könnten hier jährlich zwischen 10 und 15 000 Festmeter Nutzholz entnommen werden.
Auf einer großen Freifläche, auf der Holz entnommen worden war, erläuterte Waidmann Anton Simon, warum er dieses Areal zukünftig schwerpunktmäßig bejagen werde. Zum einen habe er festgestellt, dass das Wild zu 75 Prozent im Wald seine Äsung einnimmt. "Wird hier nicht gezielt gejagt, sieht die Fläche aus, wie wenn jemand mit einem Mähwerk drüber gegangen wäre", verdeutlichte Simon, der sich für ein selektives Vorgehen bei der Jagd einsetzte. Um freie Schussbahn zu haben, müssten vor allem die Haselnusssträucher auf Stock gesetzt werden.
In diesem Zusammenhang hielt der Leiter des landwirtschaftlichen Gutes Feuerstein ein Plädoyer dafür, die Jagd an einen Einheimischen zu vergeben. Nur so sei die konsequente Bejagung sichergestellt werden.
Angesichts einer Zunahme des Schwarzwildes plädierte Konrad Schrottenloher, Abteilungsleiter beim Landwirtschaftsamt Bamberg entlang von Maisfeldern so genannte Blühstreifen und Bejagungsschneisen anzulegen. Dafür gebe es Ausgleichszahlungen für die Landwirte. Als weitere Alternative stellte er als umweltschonende Alternative zum Mais die Becherpflanze (Silphie) vor. Besonders für die Produktion von Biomethan sei diese Riesenstaude gut geeignet.
Auf einer Fläche von 0,6 Hektar seien rund 11 000 Exemplare angepflanzt worden. Kostenpunkt: 3200 Euro.
Als Nachteil dieser aus Nordamerika stammenden Energiepflanze, die über 20 jahre Ertrag bringen kann, kritisierte der Bezirkspräsident des oberfränkischen Bauernverbandes, Hermann Greif, dass im ersten Jahr ein kompletter Ernteausfall in Kauf genommen werden müsse. Auch in den Folgejahren bringe diese Pflanze nur 80 Prozent des Ertrages, der mit Mais zu erzielen wäre. "Ein Draufzahlgeschäft" bilanzierte Greif, der selbst in den bis zu 150 Kilo Honig, die ein Imker pro Hektar ernten könne, keinen Ausgleich sah. Wenn sie ein Landwirt dafür entscheide, müsse der Jäger auch verpflichtet werden, die Wildschweine in den Becherpflanzen-Arealen, die von ihnen bevorzugt an genommen werden, entsprechend intensiv zu bejagen, fordert Greif. Dafür stelle Schrottenloher den Jägern den Einsatz von Nachtsichtgeräten und Restlichtverstärkern in Aussicht.
Vom Schwarzwild gemieden werde dagegen die Sojafrucht. Ein Grund, warum der Soja-Anbau auch in der Fränkischen Schweiz im Kommen sei. Pro Hektar sei eine Ernte von 20 bis 30 Doppelzentnern möglich. Als Mais-Ersatzpflanze stellten die Agrar-Experten die aus Afrika stammende Zuckerhirse vor. Das Problem: Diese Futterpflanze verträgt kaum Frost, liefert einen um zehn bis 15 Prozent geringeren Ertrag als der Mais und geht bei Starkregenfällen schnell in Lage und ist dann schwer zu ernten.