Bei einer Treibjagd wird viel weniger geschossen, als Reporterin Sonja Lengenfelder zuvor gedacht hatte. Einen trüben Morgen lang begleitet sie den Forchheimer Jagdverein in den Wäldern.
Es ist mitten im zu milden Winter, kurz vor acht Uhr früh an einem Samstagmorgen, als ich in Langensendelbach ankomme. Das Wetter ist trüb, aber es regnet nicht. Schon von Weitem sehe ich Männer auf einem Parkplatz warten, die in orangefarbene Warnwesten und Signaljacken gekleidet sind.
Das ist kein Zufall. Es sind Mitglieder der Forchheimer Kreisgruppe des Jagdverbands. Sie warten darauf, dass es mit der Treibjagd losgeht. Die Jagdgesellschaft erwartet mich schon. Vorsitzender Helmut Zenker begrüßt mich und gibt mir auch eine dieser schicken Warnwesten. "Sicherheit ist oberstes Gebot", sagt er. Mit meinem Schuhwerk - bequemen Turnschuhen - ist er allerdings gar nicht einverstanden: "Da werden Sie nasse Füße kriegen." Er sollte recht behalten. Etwa 22 Jäger und 18 Treiber machen sich schließlich zu Fuß gemeinsam auf den Weg Richtung Wald.
Obertreiber Josef Güthlein gibt die Kommandos.
Hunde bellen und Jagdhörner werden geblasen, als Jagdpächter Georg Kögel aus Langensendelbach die Jägerschaft begrüßt und die Regeln vorträgt: "Jeder Jäger ist für seinen Schuss verantwortlich. Hunde bleiben an der Leine."
Die Waffen müssen bis zum Signalruf der Jagdhörner entladen sein und offen getragen werden, damit auch ja nicht versehentlich ein Schuss abgegeben wird. Erjagt werden dürfen Hasen, Fasane und Füchse. Geschossen wird mit Schrot. Es ist den Jägern außerdem verboten, in jene Richtung zu schießen, in der Treiber unterwegs sind.
Dann geht es los. Ein Waldstück wird von den Jägern umstellt. Martin Schmitt weist als "Ansteller" den Schützen ihren Platz zu. Ich darf Jäger Konrad Nebel begleiten. Das Treiben wird angeblasen.
Kurz drauf höre ich den Lärm, den die Treiber verursachen.
Sie rufen und schlagen mit Stöcken gegen Bäume, um das Wild aufzuscheuchen. In einer geraden Linie kämpfen sie sich durch das oft unwegsame Gelände - über Hänge, Dickicht und Wurzeln.
Ein Hase wird aufgescheucht, doch er ist zu weit entfernt für einen Schuss. Überhaupt wird viel seltener geschossen, als ich es erwartet hätte. Das Bild der Jäger wird oft auf das Schießen reduziert, meint Nebel und erklärt: "Jagd ist 90 Prozent Hege und 10 Prozent Schießen", sagt Jäger Nebel .
Nebel kennt sich aus, er kann Fährten lesen, erkennt Wildverbiss und sieht, wo ein Wildwechsel stattgefunden hat: "Mir würde die Jagd fehlen. Die Ruhe, die Ausgeglichenheit und Ungestörtheit. Wenn ich vier bis fünf Stunden auf dem Hochsitz verbringe, ist das keine verlorene Zeit. Die Umgebung, das nächtliche Treiben, die Vögel.
Es fordert ständige Aufmerksamkeit und schult die Sinnesorgane." Nach einer Weile spielen die Jagdhörner die Melodie "Hahn in Ruh". Das bedeutet, dass der Abzugshahn der Waffe nicht mehr gedrückt werden darf.
Zurück zum "Schüsseltreiben" Um 12 Uhr nimmt die Jagdgesellschaft einen kleinen Imbiss vor offenen Feuer ein und tauscht Jägerlatein aus. Ich verabschiede mich zunächst und verspreche rechtzeitig zum "Schüsseltreiben" im Gasthaus Kögel zurück zu sein. Nach der Jagd setzen sich Jäger und Treiber zusammen, tauschen sich aus, es werden Dankesreden gehalten und ein Jagdgericht beurteilt das Verhalten der Jäger.
Der Ofen ist auch eingeschürt, so dass man sich wohlfühlen kann. Auch ein Jagdkönig wird gekrönt. Es ist Jürgen Baumüller aus Dechsendorf, der den einzigen Fuchs erlegt hat. Insgesamt 14 Hasen haben die Jäger geschossen.