Annähernd 400 Straßen, Plätze und Wege gibt es in Forchheim, nur ein halbes Dutzend davon ist nach Frauen benannt. Forchheimer Politikerinnen drängen darauf, dass mehr "mutige Frauen" in den Straßennamen geehrt werden.
Hedwig, Maria, Therese und Ottilie haben es geschafft. Und auch Maria Theresia und Kaiserin Kunigunda sind in Forchheimer Straßennamen verewigt. Doch in einer Stadt mit annähernd 400 Straßen ist das weibliche Geschlecht damit gigantisch unterrepräsentiert. "Die männliche Dominanz in der Straßennamensgebung", sagt der Kulturbeauftragte Dieter George, sei auch damit zu erklären, dass "Forchheim ein geistliches Territorium war".
Während also eine Stadt wie Bayreuth auch mal eine Wilhelminenstraße ausrufen kann, läuft es in Forchheim tendenziell eher auf Pater-Rupert-Mayer-oder Pfarrer-Köhler-Straßen hinaus.
"Straßennamen sind Kinder ihrer Zeit", sagt Dieter George. Und Lisa Badum (Forchheimer Bürgerin und Grüne Kreispolitikerin) meint, dass es an der Zeit sei, Frauen in den Vordergrund zu rücken. Dass bei der Benennung neuer Straßen ein "rückwärtsgerichteter und autoritärer Politiker-Typus des letzten Jahrhunderts wie Franz-JosefStrauß" zum Zuge kommen konnte, findet Badum befremdlich. "Warum wird stattdessen nicht eine der Gründungsmütter des Grundgesetzes wie Elisabeth Selbert geehrt?"
Wie wäre es mit einer Friedensnobelpreis-Trägerin? In vielen Städten gebe es bereits Initiativen zur Umbenennung von Straßennamen. Nürnberg habe etwa den Bauernfeindplatz in einen Petra-Kelly-Platz verwandelt. "Ich würde die Umbenennung der Strauß-Allee sehr stark unterstützen", sagt Badum und fordert Namen von "mutigen Frauen, die etwas bewegt haben für die Demokratie"; etwa die pakistanische Friedensnobelpreis-Trägerin Malala Yousafzai.
"Frauen und Männer sollten bei künftigen Benennungen darauf achten, dass Frauen zum Zug kommen", appelliert Badum. Mit den beiden Stadträtinnen Lisa Hoffmann (SPD) und Mathilde Hartmann (CSU) hat Lisa Badum schon mal zwei Mitstreiterinnen an ihrer Seite.
Lisa Hoffmann hat die Debatte um die Strauß-Allee noch in Erinnerung: "Da haben wir schwer protestiert, aber ohne Erfolg." Viele Straßen-Benennungen habe sie nicht miterlebt, sagt die SPD-Rätin; zuletzt die Widmung des Bonhoeffer-Platzes. "Da wäre ja auch Sophie Scholl möglich gewesen." Offenbar gebe es einen blinden Fleck im Bewusstsein, sagt Hoffmann. Das gelte auch für das Viertel, in dem sie lebe: Alles Musiker - Bach, Beethoven, Schubert - nicht eine Musikerin. Das selbe im "Dichter-Viertel": Eine Droste-Hülshoff-Straße komme da nicht vor.
Maja-Greif-Straße? "Die von Männern dominierte Ratsgeschichte ist in den Straßennamen ablesbar", sagt Hoffmann. Doch an Alternativen, an "mutigen Frauen, die dagegengehalten haben", fehle es in der jüngeren Geschichte nicht. Als regionales Beispiel schlägt Lisa Hoffmann die ehemalige Awo-Vorsitzende Maja Greif vor. Oder überregional: "Marie Juchacz, die Awo-Gründerin, die als erste Frau eine Rede im Reichstag gehalten hat."
Autos und Straßennamen sind wohl eher repräsentative Männerthemen, meint Mathilde Hartmann. Dennoch hat sich die CSU-Rätin vorgenommen, bei der nächsten Straßenbenennung "über eine herausragende Frau nachzudenken". Es müsse nicht wieder ein "großer Männername" sein. "Ich werde mich für eine mutige Frau einsetzen, die Bezug zu Forchheim hat", verspricht Hartmann.
Straßennamen sollten "Persönlichkeiten aus der Kunst und Kultur reflektieren", sagt Dieter George. "Vielleicht gibt es ja mal eine Angela-Merkel-Straße." Ideal wäre es natürlich, wenn der Name den "Zusammenhang mit der Lokalgeschichte herstellt". "Ich hab da momentan niemand parat, ich müsste drüber nachdenken." Aber, ist der Kulturbeauftragte zuversichtlich, "die Frauenschaft im Stadtrat wird fündig werden".
Forchheims Feministen fordern eine Frauenqoute bei Straßennamen. Falls es knapp wird mit Namen könnte Anton Hofreiter, grüner Spitzenpolitiker mit zeitgemäßer Frisur, sicher helfen. Bei der Unterhaltungsschau "Hart aber fair" verblüffte er Millionen deutscher Talkshow-Schauer mit der Fesstellung, das er viele weibliche Freundinen hat.
Da läß sich sicher was machen, Lisa.
Antonie Hofreiterin Straße?