Im Quellgebiet "quillt" der Müll

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Gunter Brokt, Heinz Marquart und Eduard Zöbelein (von links) auf einem der vielen Müllberge im Quellgebiet des Brünnla. Foto: Ekkehard Roepert
Gunter Brokt, Heinz Marquart und Eduard Zöbelein (von links) auf einem der vielen Müllberge im Quellgebiet des Brünnla.  Foto: Ekkehard Roepert

Am Brünnla bei Pautzfeld werden durch illegale Müllhaufen gefährliche Sickerwässer produziert, warnen Umweltschützer. Bürgermeister Gunselmann denkt über eine Absperrung des Quell-Areals nach.

Wer im Quellgebiet des Brünnla umherwandert, entdeckt Unangenehmes: eine verrottete, weiß lackierte Bank, Reste von Palmen, Holzkohle, Baumaterial, haufenweise verfaulte Äpfel oder Kartoffeln und tonnenweise Grüngut und Holzabfälle. "Man kann von 1000 Kubikmetern ausgehen", schätzt Eduard Zöbelein, der Vorsitzende des Bund Naturschutz für Eggolsheim und Hallerndorf.
Seit Monaten schon wird der Wald oberhalb von Pautzfeld als Müllhalde genutzt. Beim Einkaufen hatte ein Bürger den Eggolsheimer Umweltaktivisten Heinz Marquart darauf angesprochen. Der tat sich mit Eduard Zöbelein und Naturschutzwächter Gunter Brokt zusammen, um die Zustände im Quellgebiet genauer zu erforschen.
Vor vier Monaten habe er das Landratsamt alarmiert, sagt Marquart und ärgert sich über das "Vollzugsdefizit". Auch Zöbelein sagt, dass er bereits im März am Runden Tisch (Naturschützer und Mitarbeiter des Landratamtes) auf die Missstände hingewiesen habe.

"Stück Kultur zerstört"

"Vor 300 Jahren hätte man so was als Brunnenvergiftung bestraft", meint Marquart und erinnert daran, dass das Brünnla über Jahrhunderte die Wasserversorgung in Pautzfeld garantiert habe. "Nur weil der Ort an das Leitungswasser-System angeschlossen ist, wird hier ein Stück Kultur zerstört."
Dass diese Zerstörung zudem Geld kostet, ist für Eduard Zöbelein unbestreitbar: Durch die Müllhalde im Wald würden Stickstoffeinträge in das Quellgebiet und von da über einen Graben in den Dorfweiher gespült. Dort müsse nun mit großem Aufwand der Schlamm ausgebaggert werden. Drastisch drückt es Marquart aus: "Wenn die Quelle zum Kompostplatz erklärt wird, dann ist die Scheiße im Dorfweiher."
Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG) verweist diese Darstellung allerdings ins Reich der Märchen: "Dass sich in einem Weiher Schlamm ansammelt, der nach 25 Jahren ausgebaggert werden muss, ist völlig normal." Das Sediment sei sogar untersucht und als "ganz normaler Weiher-Schlamm" deklariert worden, der "landwirtschaftlich verwertbar" sei.

Von Bürgern enttäüuscht

Dass hier Pautzfelder Bürger ("denn wer soll es schon anders sein?") ihren Müll illegal ablagern, enttäusche ihn freilich. Gunselmann weiß auch von Vermutungen, wer dahinter steckt. Bislang habe er versucht, das Problem "im Kleinen zu lösen", indem er Pautzfelder Gemeinderäte gebeten habe, auf die vermeintlichen Müllfrevler einzuwirken. Die Hoffnung des Bürgermeisters, die Angelegenheit so in den Griff zu bekommen, erfüllte sich nicht.
Manfred Görl, beim Landratsamt für das Thema "illegale Abfallablagerung" zuständig, hat sich das missbrauchte Quellgebiet am Montag von Eduard Zöbelein zeigen lassen. In den Abfallbergen wurden auch Zettel mit Namen gefunden. "Es wird jetzt an Hand der Zettel ermittelt, von wem der Müll stammen könnte", sagt Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt. Dass es sich um eine illegale Ablagerung handle, sei eindeutig. "Doch um jemand zu belangen, müssen wir beweisen, wer es war", sagt Strehl. Unabhängig davon stelle sich die Frage, ob von den Abfällen eine Gefahr ausgehe und ob sie auf Kosten des Landkreises entsorgt werden müssten. Dazu die Einschätzung von Manfred Görl: "Die Sickerwässer sind nicht so groß. Es geht keine unmittelbar Umweltgefahr von ihnen aus."

Fehlen die Experten?

Gunter Brokt kann diese Einschätzung nur verärgern: 2005 sei die Naturschutzwacht vom Landkreis beauftragt worden, sich des Quellenschutzes in den Wäldern anzunehmen. Doch wie das Pautzfelder Beispiel zeige, fehlten in der Kreisbehörde die Experten, um den Ernst der Lage zu beurteilen. "Gäbe es im Landratsamt einen Biologen, dann würde der schon an den vielen Brennnesseln erkennen, dass der Wald am Brünnla voller Stickstoffeinträge sein muss, weil haufenweise Müll rumliegt", kritisiert Naturschutzwächter Brokt. Heinz Marquart, der das Kompostieren im Quellgebiet als "Kulturschock" erlebt, hofft, dass nun wenigstens die Gemeinde Hallerndorf reagiert und einen Container aufstellt. Bürgermeister Gunselmann denkt jedoch eher darüber nach, Verbotsschilder und Absperrungen anzubringen.