Im Hiltpoltsteiner Keller liegen 20 000 Edelreiser

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Hobbygärtner aus der ganzen Gegend kommen nach Hiltpoltstein, um sich von Tobias Vogel über die richtigen Edelreiser informieren zu lassen. Nach der Beratung wird dann im Keller kräftig gekauft. Fotos: Reinhard Löwisch
Hobbygärtner aus der ganzen Gegend kommen nach Hiltpoltstein, um sich von Tobias Vogel über die richtigen Edelreiser informieren zu lassen. Nach der Beratung wird dann im Keller kräftig gekauft. Fotos: Reinhard Löwisch
 
 
 
 

Für ambitionierte Hobbygärtner ist Hiltpoltstein ein Mekka. Immer im Frühjahr versorgen sie sich bei Tobias Vogel mit Reisern, um anschließend zu Hause ihre Bäume zu veredeln.

Sie heißen "Forchheimer Maschen", "Sweetheart" oder "Werdersche Braune". Bekannter sind "Burlat", "Regina" oder "Kordia". Das sind nur sechs von insgesamt 84 Kirschensorten, die es im einzigen Edelreiserkeller Deutschlands, der nirgendwo anders als in Hiltpoltstein steht, rutenweise zu kaufen gibt.

Nur Eingeweihte wissen Bescheid darüber, welche Vielfalt es an heimischen Obstsorten gibt. Einer, der es genau weiß, ist Christoph Vogel aus Hiltpoltstein. Der Sohn des legendären Tobias Vogel - jener gilt als "Erfinder der modernen fränkischen Kirsche - tritt seit einigen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters und arbeitet in der kreiseigenen Obstbauversuchsanlage.

Äpfel und Kirschen

Dort ist er für die Pflege der umfangreichen Obstbaumanlagen zuständig. Dazu gehört auch die praktische Beratung der Kunden und die Bestückung des Reiserkellers.


Jedes Jahr wird der Keller im Februar und März mit rund 20 000 Edelreiserruten ausgestattet. In diesem Jahr gab es nach laut Vogel 80 Sorten Äpfel, 38 Sorten Birnen, 44 Sorten Zwetschgen, 84 Sorten Kirschen und 14 Sorten Sauerkirschen. Kein Wunder also, dass Bestellungen mittlerweile aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland eintreffen. Zu Vogels Kunden zählen auch Baumschulen sowie fast alle oberfränkischen Obstfachverbände auf Kreisebene. Ein illustrer Kreis sind die Leute; meist ambitionierte Hobbygärtner, die an ein paar Tagen im Mai einzelne Edelreiser im Hiltpoltsteiner Reiserkeller kaufen.

"Das macht sonst keiner in Deutschland", weiß Christoph Vogel. Die meisten Edelreiserhändler geben die Ruten nur bündelweise ab und bei weitem nicht in der Vielfalt, wie es sie hier in der Fränkischen Schweiz gibt.

Tipps und Ratschläge

Ab 17 Uhr stehen sie Schlange, um an die begehrten Ruten zu gelangen. Warum aber nehmen sie die Mühe auf sich und veredeln Bäume?

"Weil die gekauften Äpfel nach nichts schmecken" sagte Hans aus Hirschaid. Er ist mit seiner schweren Yamaha schon zum zweiten Mal nach Hiltpoltstein gefahren, um sich mit der Apfelsorte "Goldpamäne" zu versorgen. Andere kommen und fragen Vogel um Rat bei der Wahl der besten Sorte. "Früh, mittel oder spät" lautet die erste Frage an den Kunden und die zweite ist die nach dem Standort: "Kirchsittenbach? Ja, da wird es nicht so kalt", weiß Vogel - und empfiehlt deshalb die "Kordia"- Kirsche: "Das ist eine alte Sorte, die ohne großen Pflegeaufwand auskommt."

Perfekter Service

Ein Frau fragt nach der besten Veredlungsmethode und bekommt prompt von Vogel eine genaue mündliche Anleitung, worauf zu achten ist.
Er gibt ihr sogar einige ausgetriebene Ruten - die man nicht mehr verkaufen kann - zum Üben mit nach Hause. Das ist wirklich perfekter Service am Kunden.