Dem Bauvorhaben der Senioreneinrichtung SeniVita begegnen Anwohner und etlichen Igensdorfer Gemeinderäten mit einiger Skepsis.
Wie sehr das Vorhaben SeniVita, eine Wohnanlage mit 48 ambulanten Ein-Zimmer- Wohneinheiten, einer Tagespflege, einer Sozialstation, einem Verbindungsbau und zwei einzelnen Wohngebäuden auf 5000 Quadratmetern "Am Kirchplatz" in Igensdorf zu errichten, die Gemüter erhitzt, zeigte sich allein an den vielen Zuhörern, die sich in den Sitzungssaal des Rathauses eingefunden hatten.
Dabei war es weniger das Bauvorhaben selbst, sondern die Lage des geplanten Wohn- und Pflegeheims und die Zufahrt, die auf Ablehnung bei den Anwohnern und bei Teilen des Gemeinderats stießen.
Noch bevor die Verantwortlichen der SeniVita ihr Konzept erläuterten, nutzten die Anwohner die Bürgerfragestunde, um Sorgen, Unmut und auch Verwunderung Ausdruck zu verleigen. Verwunderung, weil das Projekt in der November-Sitzung des Gemeinderats bereits abgelehnt worden war.
Die Kritiker des Vorhabens störten sich vor allem daran, dass das Auengebiet als Standort für das Altenheim vorgesehen ist. Dies könnte ihrer Ansicht nach den Hochwasserschutz untergraben. Zudem lebt auf einer kleinen Streuwiese neben dem potenziellen Baugebiet der seltene Kirschprachtkäfer, der auch unter besonderem Schutz steht. Die Untere Naturschutzbehörde hat auf diesen Umstand in einem Schreiben auch schon aufmerksam. Es sei demnach verboten, die Lebensräume und Fortpflanzungsstätten besonders geschützter Tierarten zu beseitigen.
Da das Grundstück im Außenbereich liege, müsste der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden.
13 spielende Kinder
Außerdem soll die Spielstraße, die von 13 Kindern genutzt wird, Zufahrt zum Wohn- und Pflegeheim werden. Auch dies betrachten die Anwohner mit Argwohn.
Die enge Zufahrt über den Kirchplatz betrachteten auch etliche Gemeinderäte als kritisch. Den Gärtnerinnenweg nannte Werner Hammerand (IU) als mögliche Zufahrt. Dieser sei aber nur fünf Meter breit und somit als Zufahrt mit Gegenverkehr und Rangiermöglichkeiten nicht geeignet. Das Personal, die Besucher und das Essen würden die Zufahrt benutzen.
"Ich finde das Konzept nicht schlecht. Doch der Platz ist zu nah den Häusern direkt vor der Kirche", sagte Barbara Poneleit (B90/ Die Grünen). "Wenn wir einen vernünftigen Platz gefunden hätten, hätten wir den auch bekommen", betonte Bürgermeister Wolfgang Rast (IU). Doch 5000 Quadratmeter in erschließungsfähiger Lage zu finden, sei ein aussichtsloses Unterfangen. Dass ihm die Lage auch Unbehagen bereitet, räumt auch Rast ein. Verhandlungen mit anderen Grundstückseigentümer in der Nähe des Edeka-Marktes scheiterten aber. "Wir stehen in der Verantwortung. Die Gemeinde ist verpflichtet, für die älteren Bürger etwas zu tun, deshalb sollten wir mit den Überprüfungen beginnen", meinte Robert Hempfling (CSU).
Wie viele Jahre das Thema "Alten- und Pflegeheim" den Gemeinderat nun schon beschäftigte, weiß Dritter Bürgermeister Hans-Jürgen Röhrer nur zu gut. "Es muss ins Zentrum. Das ist in Igensdorf", sagt Röhrer und nennt einen Umkreis von 500 Metern um Supermärkte, Ärzte und Ämtern. Der Gemeinderat beschloss mit 9:6 Stimmen, einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan für das Gebiet Igensdorf "Am Kirchplatz" aufzustellen.