Dem Werk und dem Leben des Kunstlehrers ist die Ausstellung gewidmet, die im Forchheimer Pfalzmuseum gezeigt wird.
Menschen kommen herein, immer mehr Menschen. Vom Platz in der Ecke sind die ausgestellten Gemälde von Hans Dreßel kaum mehr zu sehen. "Ich war schon sein Schüler und meine Kinder auch", sagt ein Hereinkommender zu den Menschen neben sich.
Der Satz erklärt den ungewöhnlichen Andrang im Erdgeschoss des Pfalzmuseums. Die Retrospektive zum 90. Geburtstag von Hans Dreßel hat die vielen Menschen zusammengeführt, denen er Lehrer, Freund und Weggefährte war.
Ein Menschenfreund
Sein ganzes Arbeitsleben lang in Forchheim. "Er liebte die Menschen", sagt denn auch Museumsleiterin Susanne Fischer bei der Vernissage am Mittwochabend über den Künstler und Kunsterzieher.
Die Stimme der Redner dringt durch die Menge, aber der Blick haftet am Ausstellungsplakat. Konzentriert und doch freundlich blickt da Hans Dreßel auf eine entstehende kleine Tonplastik vor sich, der er mit dem Fingern ihre Eigenart verleiht. Das war er, einer der zeigte- nicht einer, der erklärte oder gar sich selber in den Blickpunkt rückte.
Unkonventionell, einen gewissen Existenzialismus verbreitend, muss er gewirkt haben, als der junge Lehrer Anfang der 50er-Jahre in Forchheim seinen Dienst in den Fächern Sport und Kunst antrat. "Es sind alles meine kleinen Freunde", soll er, so Fischer, immer wieder über die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen gesagt haben.
Trotz seiner Zugewandtheit zum Menschen hat er in seinen Gemälden das Thema Porträt nahezu ausgespart. Die chronologisch gehängten Öl- und Ac rylbilder zeigen seine Auseinandersetzung mit den Stilrichtungen der modernen Malerei. Anklänge an Van Gogh, Stillleben und Tierszenen, die eine Verwandtschaft zur Malergruppe Blauer Reiter assoziieren, strenge geometrische Auseinandersetzungen mit Form und Farbe - ein breites Band, in dem das menschliche Gesicht ausgespart ist. Wären da nicht seine Skizzenbücher ...
Auf den Punkt
Mit wenigen, zielsicheren Strichen hat er da Mimik und Ausdruck von Menschen eingefangen. Dreßel war ein guter Beobachter mit einem zuweilen ironischen, aber immer wohlwollenden Blick auf den Menschen. Nicht wenige der Anwesenden haben das selbst erlebt in ihrem Zeichenunterricht, wie Dreßel anstelle vieler Worte zum Stift des Schülers gegriffen hat und auf dessen Block ein lebendiges Gesicht, den Fuß eines Tiers oder die Charakteristika des Schüler-Übungsgegenstandes "hingezaubert hat".
Eine Wäscheklammer mag es gewesen sein, eine Zange oder der Schulranzen des Banknachbarn - Dreßel lehrte seine Schüler das genaue Hinschauen, unauffällig, unaufdringlich. Als Lehrer wie als Künstler war er "absolut authentisch und ohne jede Attitüde".
Was Kunsthistorikerin Fischer aus dem Werk herausliest, bestätigt die Erinnerung der Schüler. Und erklärt, weshalb so ungewöhnlich viele gekommen sind.
"Lebte er noch, hätte er sich mit Händen und Füßen gegen eine solche Aufmerksamkeit gewehrt", so Fischer. Den Ausstellungsmachern mit Sohn Walter sowie dem Schüler und jahrelangen Kollegen Rudolf Ullmann an der Spitze war es ein Anliegen, die unterschiedlichen Facetten des Dreßel'schen Schaffens zu zeigen. Dabei geholfen haben ihnen die vielen, die ihre Werke von ihm zur Verfügung stellten.
Mentor für Kreative
Motiv für diese Bereitschaft mag bei nicht wenigen das Bewusstsein gewesen sein, was ihnen Dreßel so unaufdringlich mitgegeben hat. Die Bestärkung zum eigenen künstlerischen Weg wie bei Harald Winter. Er sagte über seine künstlerische Vorbilder: "Am meisten hat mich aber der Hans beeindruckt."