Ein Künstler, der sich erst sammeln muss, gut aussehende Damen, die überragend singen, und Musik, die unter die Haut geht: Beim Neujahrskonzert war Großes geboten.
Die Erwartungen waren hoch. Seit Wochen war das 15. Neujahrskonzert der Gesellschaft zur Förderung von Kultur in Forchheim ausverkauft.
Der Verein hat im Jahr 2013 den in Forchheim geborenen und aufgewachsenen Mathias Mönius zum Kulturpreisträger gekürt. Dieser arbeitet zurzeit als Dirigent und Studienleiter am Landestheater Detmold. "Die Forchheimer lechzen danach, ihren Kulturpreisträger zu erleben", so begrüßte die Vorsitzende des Vereins, Astrid Haas, die Zuhörer und den Künstler Mathias Mönius, der mit seinen Freunden aus dem Detmolder Ensemble in den Rathaussaal gekommen war.
Das von Mathias Mönius zusammengestellte und geleitete Programm wurde zum musikalischen Feuerwerk, das von Mozart bis Bernsteins West Side Story reichte.
Dabei begann das Konzert mit einem kleinen Drama. Mathias Mönius spielte am Klavier zum Auftakt den extrem schwierigen Walzer von Franz Liszt aus der Oper "Faust" von Charles Gounod. Nach wenigen Takten musste er abbrechen. "Konzentrationsschwierigkeiten durch Reisestress", murmelte er leise und stellte die Noten auf, die er sonst nicht braucht. Es war packend, wie er sich in das Stück zurückkämpfte, und dann rasten, flüsterten und donnerten die Töne vom altersschwachen Flügel.
Emotionaler Auftakt "Sie sehen, Künstler sind auch nur Menschen": Mit diesem bewegenden Satz begann Mathias Mönius seine launige Moderation, die er unterhaltsam, informativ und geistreich gestaltete. Mit dem emotionalen Auftakt des Abends hatte Mathias Mönius den Abend in eine Bahn gelenkt, in der bei aller Virtuosität die großen Gefühle dominierten. Der Gestalter des Abends hatte die Künstler dabei, die sein Programm hervorragend umsetzen konnten.
Für die Sopranistin Katharina Ajyba und die Mezzosopranistin Anna Werl gilt: Jung, beachtliches Stimmpotenzial, gutes Aussehen und mitreißendes Auftreten. Sie sind traumhaft sicher im Duo-Gesang. Dies zeigten sie in Humperdinks Märchenoper als Hänsel und Gretel im tief empfundenen "Abendsegen", wie als Oktavian und Sophie im Rosenkavalier von Richard Strauss.
Neckisch naiver Charme Katharina Ajyba suchte mit flehendem Cantabile ihren Vater in Puccinis "Gianni Schicci" zu erweichen und als Christl von der Post bezaubert sie mit neckisch naivem Charme.
Die Mezzosopranistin Anna Werl sang mit warmem Timbre und Fülle in den tiefen Lagen. Mit mühelos erscheinenden Koloraturen interpretierte sie die Arie der Prinzessin aus Rossinis "La Cenerentola". Ihre "Carmen war lockend verführerisch. Dekadent kapriziös, mit glänzendem Spiel ihr Orlowsky in der Fledermaus.
In ihrer ergreifenden Interpretation des "Somewhere" der West Side Storry schimmerte durch Trauer ein Strahl von Hoffnung.
Voluminöser Klang James Tolksdorf setzt seine voluminöse Baritonstimme sehr facettenreich ein. Mit weichem Wohlklang als Papageno in Mozarts Zauberflöte, kraftvoll und herrisch als Torero Bizets Carmen. Innig und mit viel Gefühl überreichte er "Dunkelrote Rosen" in Carl Millöckers Gasparone. Als Tevje in "Anatevka" zeigte James Tolksdorf seine Fähigkeit, besonders im Musical zu glänzen. "Wenn ich einmal reich wär" sang er mit komödiantischem Charme.
Als instrumentale Bereicherung auf höchstem Niveau erwies sich der national und international anerkannte Flötist Ekkehard Hauenstein. Der französische Flötenvirtuose Francois Borne hat zur Oper Carmen eine Fantasie für Flöte und Klavier geschrieben, die mit irrwitzig schnellen Tonfolgen an die Grenze des Machbaren geht. Ekkehard Hauenstein meisterte nicht nur die technischen Schwierigkeiten brillant und sauber, er verstand es auch vorzüglich, aus der Fülle der Töne die Arien mit viel Gefühl herauszukristallisieren.
Ausdrucksstark und virtuos Auf ähnlichem Niveau bewegte sich Paul Taffanels Fantasie über Webers Freischütz und wieder brillierte Hauenstein ausdrucksstark und virtuos im glänzenden Zusammenspiel mit Mathias Mönius am Flügel. Mathias Mönius hielt mit der Moderation und seinem souveränen Klavierspiel das Programm zusammen.
Die tief bewegten und begeisterten Zuhörer erlebten einen "großen Abend". Sie erklatschten unter mehreren Zugaben eine spontane "Neuinszenierung" einer Mozart-Arie aus Don Giovanni, die allen Künstlern die Möglichkeit gab mitzumachen. Möge das Jahr 2014 der Stadt so viel Freude bringen wie dieses Neujahrskonzert.