Wozu in die Ferne schweifen, wenn es im Landkreis Forchheim so großartige Konzerte gibt. Das war die einhellige Meinung der Besucher, die die Basilika von Gößweinstein bis in den letzten Winkel gefüllt hatten. Drei Kirchenchöre traten erstmalig vereint auf.
Eine weitere Besonderheit war die Zusammenarbeit des katholischen Regionalkantors Georg Schäffner, Leiter des Gößweinsteiner Basilika-Chores, mit der evangelischen Dekanatskantorin Stephanie Spörl, die den Johannis-Chor aus Forchheim leitet.
Dritter im Bunde war Rudi Kreuzer mit dem Kirchenchor von St. Nikolaus aus Ebermannstadt. So standen etwa hundert Sänger als eindrucksvoller Klangkörper im Altarraum der Basilika, um Joseph Haydns "Paukenmesse" unter der Gesamtleitung von Georg Schäffner aufzuführen. Die musikalische Begleitung lag beim Collegium Musikum Basilika Gößweinstein, einem "freundschaftlichen Zusammenschluss von Berufsmusikern, die frei von den Zwängen und Terminen von Vertragsorchestern Musik machen, die ihnen am Herzen liegt", so der erste Geiger Ulrich Görg.
Aus Traummusik aufgeschreckt In der Sonate für Streicher C-Dur des
Venezianers Tomaso Albinoni wurde hörbar, was Görg damit meint. Über dem duftig zarten Spiel der Streicher lag ein Schleier von leiser Wehmut. Aus dieser Traummusik schreckt der verzweifelte Aufschrei des Kyries der Paukenmesse auf. "Missa in tempore belli", Messe in Kriegszeiten nennt Haydn sein dramatisches Werk aus dem Jahr 1796. Napoleon überzieht ganz Europa mit Krieg und steht vor den Toren der Kaiserstadt Wien. Die Gefühle der Menschen schwanken zwischen nackter Angst und Hoffen.
Die musikalische Darstellung dieser Zerrissenheit ist Georg Schäffner mit seinen Sängern und Musikern überzeugend gelungen. Er führte den Chor durch alle Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühle. Dem Aufschrei folgt leises Klagen, im Gloria leuchtet Hoffnung auf, abgehackte Staccati der Geigen und scharfe Trompetensignale lassen Gefahren erahnen und im Hintergrund wummert immer wieder drohend die Pauke.
Die Sänger flehen inbrünstig, schreien ihre Bedrängnis heraus, sehnen sich nach Frieden. Der riesige Chor geht alle menschlichen Regungen in absoluter Geschlossenheit mit. Man spürte in jedem Ton die Ergriffenheit der Sänger.
Ergriffenheit der Solisten Dies gilt auch für die Solisten. Die Altistin Julia Bogner, Tochter von Georg Schäffner, sang mit weichem warmem Timbre das einfühlsame Adagio im Sanctus. Mit klarer heller Stimmführung erklang der Tenor des Forchheimers Otto Wicht. Wunderbar bewegend im Zusammenklang mit den Cellis und Trompeten gestaltete der Forchheimer Bassist Thomas Höhn das bewegende Flehen des "Qui tollis" im Gloria.
Und über allem schwebte der strahlende, mitreißende Sopran von Stephanie Spörl.
"Die Stephanie kann so schön singen, da stellte sich nicht die Frage, wer heute dirigiert", so der bescheidenen Dirigent Schäffner, der auch die Verdienste von Toni Eckert betont. Dieser hat als Leiter des Kuratoriums zur Förderung von Kunst und Kultur in Forchheimer Land eine "Kulturachse Forchheim-Ebermannstadt-Gößweinstein" tatkräftig gefördert: "Alles, was heute geboten wurde, war regionale Kultur." Das gilt für die Chöre und ihre Leiter, die Solisten und die brillanten Musiker.
Alle Mitwirkenden steigerten die Dramatik des "Agnus dei" bis zum lauten Paukenwirbel, der die Ankunft der Franzosen vor Wien signalisiert, souverän vom jungen Andreas Nagengast vorgetragen.
Dann folgte der Schlusschor des "Dona nobis pacem", in dem sich die Sehnsucht nach Frieden ergreifend ausdrückte. Die Zuschauer dankten lange und begeistert für ein überwältigendes Musikerlebnis.