Gräfenberger kämpfen für ihr Freibad

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Ob das Gräfenberger Freibad in dieser Saison überhaupt öffnen kann, ist noch völlig offen. Foto: Petra Malbrich
Ob das Gräfenberger Freibad in dieser Saison überhaupt öffnen kann, ist noch völlig offen.  Foto: Petra Malbrich
 

Die Entscheidung des Landratsamts, das Freibad bis auf Weiteres zu sperren, stößt im Stadtrat auf Kritik.

Die angekündigte Schließung des Gräfenberger Freibads durch das Gesundheitsamt hat die Gräfenberger Stadträte schockiert. Von einer Hiobsbotschaft war in allen Fraktionen die Rede. Fast jeder Stadtrat hat in der Vergangenheit selbst das Freibad besucht, die meisten schon seit ihrer Kindheit. Mit den in den Haushalt eingestellten Mitteln und dem Geld fürs Freibad aus dem Vorjahr will man die erforderlichen Maßnahmen fürs Freibad bezahlen.

Dass aufgrund der desolaten Finanzlage der Stadt bislang keine normgerechte Sanierung in Betracht gekommen ist, hob nicht nur Heiko Kracker (GBL) hervor. Unverständnis zeigt er über die vom Landratsamt bemängelten hygienischen Zustände. "Ein zweites Waschbecken oder zehn weitere werden niemanden dazu bringen, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen. Wer das bisher tun wollte, fand alle notwendigen Voraussetzungen wie Warm- und Kaltwasser, Seife und Einmalhandtücher vor", ärgerte sich Kracker.


Der eine oder andere Keim

Dass bei der bisherigen Wasseraufbereitung "der eine oder andere Keim" nicht gleich abgetötet werde, könne sein. "Konsequenterweise müsste dann aber das Baden in Seen oder in der Nord- und Ostsee auch verboten werden", schimpfte Kracker.

Er bezeichnete diese Vorsorgemaßnahmen des Amts für übertrieben. Kracker appellierte an seine Ratskollegen, die Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW) sowie Landrat Hermann Ulm (CSU) um Unterstützung zu ersuchen. Der Stadtrats müsse grundsätzlich überlegen, was für die Lebensqualität der Bürger entscheidend sei. Oft seien das nicht die Pflichtaufgaben.

Das Freibad sei ein Beispiel dafür: keine Pflichtaufgabe, aber dennoch wichtig für die Menschen. Matthias Striebich (Grüne) schrieb sich den am Ende erfolgreichen Antrag auf die Fahnen, im vergangenen Jahr zumindest Planungskosten in Höhe von 50 000 Euro in den Haushalt aufzunehmen. Er wiederholte seinen Vorschlag, eine Straßenbaumaßnahme zu verschieben. Der Pflicht, die Straßen zu sanieren, würde dennoch nachgekommen werden.


Vergossene Krokodilstränen

Aber: "Wenn wir vorher auch noch die letzte Straße reparieren wollen, werden wir das Freibad niemals in Angriff nehmen. Dann soll man aber bitte auch nicht immer so tun, als sei einem das Freibad wichtig und dann Krokodilstränen vergießen, wenn wir es irgendwann für immer schließen müssen. Und das droht ja gerade akut", betonte Striebich.

Hans Derbfuß (CSU) erinnerte seinerseits daran, dass der aktuelle Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) von seinem Vorgänger Bürgermeister Werner Wolf (FW) immer persönliches Engagement für das Freibad gefordert habe. Er, Derbfuß, frage sich nun, wo das persönliche Engagement und der Individualismus beim jetzigen Bürgermeister geblieben sei?

Sämtliche Stadträte unterstützten das Freibad und schnelle Maßnahmen, dieses doch noch in den kommenden Wochen zu eröffnen. Komplett überraschen konnte der jetzige Schritt des Gesundheitsamts allerdings niemanden: Seit den 90er Jahren verschicke das Amt in regelmäßig Schreiben an die Stadt und macht darin auf die Mängel, vor allem der fehlenden Wasseraufbereitung, aufmerksam.

"Das war jedem bewusst", sagte Nekolla. Insofern könne die jetzt verhängte Schließung niemanden so recht überraschen. "Mit einem Bündel an Sofortmaßnahmen wollen wir die Saison retten", sagte er. Mit der Stabilisierungshilfe kollidieren die Maßnahmen laut Nekolla nicht. In spätestens vier Wochen will er dem Gesundheitsamt eine Liste der Maßnahmen vorlegen.