Einen der außergewöhnlichsten Wahlkampfabende erlebten die Bürger im Landkreis Forchheim am 24. März 1996, als Walter Hofmann gegen Reinhardt Glauber unterlag. Auch im Wahlkampf 2013 heißt es wieder: Hofmann gegen Glauber.
Mit den Namen Hofmann und Glauber verbindet sich der vielleicht ungewöhnlichste Wahlkampf in der Geschichte des Landkreises Forchheim. Es war das Jahr 1996, als der damalige Landrat Otto Ammon (CSU) nach 32-jähriger Amtszeit in den Ruhestand ging. Und niemand daran zweifelte, dass der Stimmkreisabgeordnete Walter Hofmann (CSU) sein Nachfolger werden würde. "Natürlich Walter Hofmann" hieß damals der Wahl-Slogan. Doch dann folgte der Schock, der in der Kreis-CSU noch heute spürbar scheint.
Der heutige Landrat Reinhardt Glauber (FW) kann sich noch sehr gut an jenen 24. März 1996 erinnern, es war der Abend der Stichwahl. Glauber saß mit seinen Freunden im Gasthaus Schrüfer in Pinzberg. Sie tranken darauf, dass der Wahlkampf endlich vorbei war. Auch für die Freien Wähler stand fest, dass Walter Hofmann an diesem Abend zum Landrat gewählt werden würde.
Dann trat die Seniorchefin des Gasthauses an den Tisch: "Reinhardt, kommst du mal ans Telefon, der Ammon ist dran." Die nüchterne Nachricht des scheidenden Landrates Otto Ammon am Telefon: "Kommen Sie bitte ins Amt, Sie sind Landrat."
Auch Walter Hofmann erinnert sich genau. Eine "schmerzliche Niederlage" sei jener Stichwahl-Abend gewesen. Umso schmerzlicher für den heute 73-Jährigen, weil er damals davor gewarnt hatte, seine Wahl zum Landrat als selbstverständlich zu nehmen. Fast prophetisch hatte Hofmann schon ein Jahr vor jenem 24. März 1996 bei einer Kreisdelegierten-Versammlung gewarnt: "Die Zeit der vom politischen Gegner nicht einnehmbaren Besitzstände geht zu Ende."
Zu eindeutig, um zur Stichwahl zu gehen? Am Wahlabend, dem 10. März, hatte Hofmann gegen die drei Kandidaten Werner Mönius, Reinhardt Glauber
und Rose Stark 47,8 Prozent der Stimmen geholt.
28.535 Wähler hatten sich für Hofmann, 15.828 für Glauber entschieden. Womit die CSU dann aber nicht gerechnet hatte: Ihre Wähler hielten die Sache für so eindeutig, dass viele nicht mehr zur Stichwahl gingen.
"Was mich am meisten überraschte", sagt Walter Hofmann rückblickend: "Glauber wurde mit 5000 Stimmen weniger zum Landrat gewählt, als ich noch im ersten Wahlgang hatte."
Während Hofmann nach der Niederlage litt ("Es ging ja nicht nur um mich, mir tat es vor allem Leid um die Partei"), war der Gewinner alles andere als euphorisch:
Was habe ich mir da nur angetan, das sei sein erster Gedanke nach dem Wahlsieg gewesen, erzählt der heute 64-jährige Landrat Glauber. Damals war es sein Ziel gewesen, als Pinzberger Bürgermeister wiedergewählt zu werden.
Als Landratskandidat habe er sich nur "breit schlagen lassen", weil die Freien Wähler einen Spitzenkandidat gesucht hatten.
Kurioserweise ist der Zweikampf Glauber gegen Hofmann auch im Wahlkampf 2013 wieder aktuell: Zwar hat sich Walter Hofmann seit 1999 aus der aktiven Politik zurückgezogen und Reinhardt Glauber hat seinen letzten Arbeitstag (30. April) klar im Blick. Und doch begegnen sich die Rivalen von einst im Wahlkampf 2013 - zumindest indirekt.
Väter kleben Plakate für die Söhne Beide haben sie einen Sohn, der sich anschickt, im nächsten Landtag zu sitzen; beide unterstützen sie ihre Söhne im Wahlkampf. Und beide sind sie überzeugt vom Erfolg ihres Sohnes.
"Ratschläge gebe ich ihm keine", sagt Reinhardt Glauber. Aber er begleite seinen Sohn Thorsten eifrig beim Plakate kleben.
"Er hat gute Chancen, das Direktmandat zu gewinnen", ist Glauber Senior überzeugt. Immerhin habe Thorsten "bereits vor fünf Jahren bayernweit das beste Erststimmenergebnis erzielt."
Walter Hofmann klebt ebenfalls Plakate. Bei den Wahlveranstaltungen seines Juniors ist er aber nur manchmal, und dann im Hintergrund anwesend. Er beobachtet "mit Stolz und Freude", wie sein Sohn Michael auftritt. Im Grunde führe er mit ihm "seit 30 Jahren einen politischen Dialog". Den aktuellen Wahlkampf sehe er als Fortsetzung dieses Dialogs, sagt Hofmann. Keinesfalls sei es ein Kampf Hofmann gegen Glauber, betont der 73-Jährige: "Es ist der Kampf um das Direktmandat - und da sprechen alle wichtigen Kriterien für die CSU."
Reinhardt Glauber hält nichts vom Bild des Zweikampfes CSU gegen Freie Wähler: "Diese Vorstellung ist seit dem Landratswahlkampf 1996 eine Forchheimer Spezialität", sagt der amtierende Landrat. Im Bezirk etwa habe diese Rivalität nie eine Rolle gespielt: "Im Bezirksausschuss haben die Freien Wähler sogar einen Sitz von der CSU-Fraktion bekommen."
Mit Bedauern muss ich feststellen, dass für den Leser der Eindruck erweckt wird, und nicht erst seit diesem Artikel, es käme ja eh nur zu einem Zweikampf unter den Landtagskandidaten. Zu allem Überfluss wird jetzt der Vater-Bonus hervor gekramt. Wer soll denn unsere Interessen in München vertreten, die Väter oder die Söhne? Was machen denn die anderen Kandidaten im Stimmkreis, die keinen "prominenten" Vater zum Plakatekleben haben? Ganz einfach, die haben Pech gehabt, und fallen bis auf kleine Randerscheinungen bei der Berichterstattung unter den Tisch.
Was soll das? Man könnte fast meinen, die Wahl wäre bereits vorentschieden.....
Aber zum Glück gibt es sicherlich auch objektivere Wähler, die nicht nur einen Namen wählen wollen!
Das ist der Bayerische Filz. Der ist sehr klebrig, nicht nur bei der CSU. Demnächst werden wir wohl auch einen weiteren Familienklan auf diesem Weg sehen. Ist ja auch klar, die Apanagen sind stimmig und mit den jeweiligen Jobs der Herren (Herren, nie Damen?) nicht in Einklang zu bringen. Will sagen, es lohnt sich halt. Nicht für uns Wähler, denn diese Funktionen werden nur beansprucht zur eigennen Versorgung, nie zum Wohl des Volkes. Warum auch? Die Antwort spare ich mir, denn sie würde die Nettikette nicht überleben.