Güllefässer haben in der Bevölkerung ein massives Negativ-Image. Zu Unrecht, sagen nicht nur die Landwirte Martin Müller und Heinrich Schwarzmann.
Eine Szene vom Frühjahr ist Martin Müller noch in Erinnerung. In ähnlicher Form hat der 35-Jährige sie im Laufe seines Landwirt-Lebens wiederholt erlebt: Während er sein Feld düngt, wird er von einem Spaziergänger oder Radfahrer hart angegangen: "Sie vergiften das Grundwasser."
Sobald ein Güllefass auf den Feldern zu sehen sei, "wird erstmal geschossen", sagt Martin Müller aus Altendorf. Er und der Eggolsheimer Landwirt Heinrich Schwarzmann bilden seit vielen Jahren eine Betriebsgemeinschaft. Und auch Schwarzmann macht immer wieder die Erfahrung: Das Düngen habe ein beträchtliches "Negativ-Image" in der Bevölkerung.
"Unbegründet", meint Heinrich Schwarzmann und beginnt über die neue Düngeverordnung zu reden; über die jährlichen Untersuchungen; über die Bodenproben, die gezogen, und über die Stickstoffbilanzen, die vor und nach dem Düngen vorgelegt werden müssen.
Wissenslücken
Wenn er mit Dünge-Kritikern ins Gespräch komme, sagt Martin Müller, dann stelle er fest, dass hinter der Kritik meist gewaltige Wissenslücken klaffen. Offenbar sei kaum bekannt, "dass eine Zwischenfrucht ohne Stickstoff keinen Pflanzenbestand hervorbringt". Und auch über die strengen Auflagen bei der Düngemittel-Nutzung herrsche Unwissenheit. Daher wird Dieter Heberlein, Geschäftsführer beim Bildungswerk des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), nicht müde, Aufklärungsarbeit zu leisten. Gerne würde Heberlein "die schlechte Stimmung gegenüber dem Gülle-Fass" aus der Welt bringen. "Die Gülle ist ein wertvoller Bestandteil, den wir in den Nährstoffkreislauf zurückbringen", betont der BBV-Aktivist. "Die Düngeverordnung gibt klare Begrenzungen vor. Für Stickstoffe liegen die Werte bei 60 Kilogramm pro Hektar."
Heinrich Schwarzmann und Martin Müller erinnern daran, dass auch die Bio-Bauern in punkto Düngen nichts anderes tun als die konventionellen Landwirte: Die Technik sei die selbe, das Gärsubstrat werde auf der Fläche ausgebracht. "Auch ein Biobetrieb braucht mehr als eine Großvieheinheit pro Hektar, sonst verarmen die Böden", ergänzt Heberelein.