Girls' Day: Frauen wollen umworben werden

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"Große Maschinen reparieren macht einfach Spaß", sagt die 20-jährige Christina Heim. Fotos: Barbara Herbst
"Große Maschinen reparieren macht einfach Spaß", sagt die 20-jährige Christina Heim. Fotos: Barbara Herbst
"Ich habe schon einen anspruchsvollen Beruf."
"Ich habe schon einen anspruchsvollen Beruf."
 
 
Versteht sich super mit den männlichen Kollegen: Christina Heim.
Versteht sich super mit den männlichen Kollegen: Christina Heim.
 
Immer viel zu tun.
Immer viel zu tun.
 
Die Folie wiegt eine halbe Tonne, Christina Heim nur einen Bruchteil.
Die Folie wiegt eine halbe Tonne, Christina Heim nur einen Bruchteil.
 
"Wir möchten mehr Mädchen gewinnen, die sich bei uns bewerben", sagt Katrin Eger von Huthamaki Films in Forchheim.
"Wir möchten mehr Mädchen gewinnen, die sich bei uns bewerben", sagt Katrin Eger von Huthamaki Films in Forchheim.
 
Auch der Chef ist mit seiner einzigen Frau im Team zufrieden: Peter Roppelt.
Auch der Chef ist mit seiner einzigen Frau im Team zufrieden: Peter Roppelt.
 
Fotos: Barbara Herbst
Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
Fotos: Barbara Herbst
Fotos: Barbara Herbst
 
Möchte keinen Büro-Job: Christina Heim.
Möchte keinen Büro-Job: Christina Heim.
 
"Ich bin die einzige Frau in meiner Abteilung", sagt Christina Heim.
"Ich bin die einzige Frau in meiner Abteilung", sagt Christina Heim.
 
Fotos: Barbara Herbst
Fotos: Barbara Herbst
 

Einen Friseursalon hat sich Christina Heim nicht ausgesucht, um ihre Brötchen zu verdienen. Die 20-Jährige arbeitet in der Industrie. Das ist noch immer etwas besonderes. Trotz vieler Initiativen wie den heutigen "Girls' Day".

Sonnenlicht fällt durch die Hallendecke auf die riesige Maschine, die Christina Heim gerade in der Mangel hat. In den zierlichen Fingern hält die 20-jährige Industrieelektronikerin aus Obertrubach einen kleinen Schraubenzieher.

Mit dem untersucht die Frau das Herz der gigantischen Beschichtungsmaschine. Es ist laut in der Produktionshalle bei Huthamaki Films in Forchheim. Rund 650 Menschen stellen hier Spezialfolien her. Die meisten Mitarbeiter heißen Stefan oder Klaus. Das schöne Geschlecht im blauen Arbeitsdress ist hier immer noch eine Seltenheit.



"Ich bin die einzige Frau in meiner Abteilung", sagt Christina Heim. Und trotzdem: Genau hier hat die 20-Jährige ihren Traumjob gefunden. "Einen Job im Büro konnte ich mir nicht vorstellen", sagt die blonde Frau mit dem schicken Kurzhaarschnitt und steckt den Schraubenzieher wieder tief in den Schaltkasten. "Mein Papa ist auch Elektriker.
Bei mir in der Familie sind alle handwerklich begabt. Sogar meine Mutter versteht was davon", erzählt Christina Heim weiter.


Die Industrie buhlt um Frauen
Die Wirtschaft buhlt um weibliche Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel lässt grüßen. Mit Aktionen wie dem bundesweiten "Girls' Day" versucht sich die Industrie bei Mädchen als potenzieller Arbeitgeber ins Gespräch zu bringen. Mit bescheidenem Erfolg.

An der Ritter-von-Traitteur-Schule in Forchheim haben publikumswirksame Aktionen wie der Girls' Day offensichtlich noch nicht zu einem Umdenken auf breiter Front geführt. Die meisten Mädchen träumen immer noch nicht davon, Mechaniker zu werden, gibt Schulleiter Ulrich Barth zu. "Die Jungs wollen Mechaniker werden, die Mädchen einen sozialen Beruf erlernen." Eine Frau mit technischem Beruf - das ist immer noch eine Seltenheit. Das wollen Arbeitgeber wie Huthamaki ändern. Die Firma hat sich deshalb entschieden, beim "Girls' Day" neue Wege zu gehen. Das Forchheimer Unternehmen kooperiert heuer eng mit der Ritter-von-Traitteur-Schule. Nur Schülerinnen aus dieser Mittelschule dürfen heuer beim Girls' Day einen Blick hinter die Kulissen von Huthamaki werfen. Der Vorteil? "Die Lehrer sprechen die Mädchen gezielt an. Damit nur Mädchen zu uns kommen, die sich wirklich für einen technischen Beruf interessieren", sagt Katrin Eger.


Girls' Day: Sinn und Unsinn
"Wir hatten ganz ehrlich überlegt, ob wir noch beim Girls' Day teilnehmen", sagt die Frau von der Personalabteilung weiter. Der Aufwand hatte sich kaum noch gelohnt. Die Firma nehme schließlich nicht uneigennützig an solchen Aktionen teil. Reale Mitarbeiterinnen sind das Ziel. "Wir möchten mehr Mädchen gewinnen, die sich bei uns bewerben", sagt Eger. "Ich hatte in den vergangenen Jahren noch nie eine Bewerbung von einer Girls'-Day-Teilnehmerin."

Das soll sich ändern. Denn die Industrie habe interessierten Frauen durchaus etwas zu bieten. Beispielsweise Geld. In klassischen Frauen-Berufen verdient "man" einfach weniger. Freilich gibt es auch weiche Faktoren: "Eine Frau in einer Männer-Abteilung - das lockert die Atmosphäre auf", sagt Eger. "Der Umgangston ändert sich." Auch fachlich habe die Firma bislang "nur gute Erfahrungen" mit den relativ wenigen Mitarbeiterinnen in den Produktionshallen gemacht.

Christina Heim fühlt sich als Exotin bei Huthamaki pudelwohl. "Große Maschinen reparieren macht einfach Spaß", sagt sie. Auch der Chef ist mit seiner einzigen Frau im Team zufrieden. Geschenkt werde ihr deswegen trotzdem nichts, sagt Peter Roppelt. Genau das gefällt Christina. "Ich habe schon einen anspruchsvollen Beruf."