Druckartikel: Fünf Jahre Unternehmernetzwerk BNI Forchheim: Wenn sich die Unternehmen in der Region Forchheim vernetzen

Fünf Jahre Unternehmernetzwerk BNI Forchheim: Wenn sich die Unternehmen in der Region Forchheim vernetzen


Autor: Franziska Rieger

Forchheim, Dienstag, 15. Sept. 2020

Sie schaffen Arbeitsplätze, garantieren einen Branchenmix in der Region und lassen die Gewerbesteuer sprudeln: Unternehmen sind ein Garant für die lokale Wirtschaft. Das Unternehmernetzwerk BNI Forchheim möchte das fördern.
Frank Streit (l.) und Frank Päsler wissen, wie wichtig ein regelmäßiger Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Unternehmen sind. Foto: Ronald Rinklef


Damit das eigene Geschäft gut läuft, sind Empfehlungen und gute Kontakte zu anderen Unternehmen wichtig. Wie wichtig, das wissen die Mitglieder des Unternehmernetzwerkes BNI. Seit fünf Jahren gibt es ein solches Unternehmernetzwerk in Forchheim. Frank Päsler, der ab 1. Oktober der Direktor des Forchheimer BNI ist, und Mitglied Frank Streit haben zum fünfjährigen Jubiläum über die Arbeit des Forchheimer Netzwerkes gesprochen. Seit fünf Jahren gibt es das Unternehmernetzwerk BNI in Forchheim. Was steckt hinter BNI?

Frank Päsler: BNI ist das größte Unternehmernetzwerk der Welt. BNI steht für Business Network International. Also kurz gesagt: Empfehlung, Vernetzung, Verbindlichkeit. Aktuell haben wir rund 34 Mitglieder in unserem Chapter "Ortega" Forchheim. Dabei ist es egal, woher die Unternehmer kommen. Der Leitspruch von BNI ist: Wer gibt, gewinnt. Das bezieht sich darauf, dass wir uns gegenseitig unterstützen, unsere Kontakte vernetzen. In erster Linie geht es darum, das eigene Geschäft und das der Kollegen weiterzubringen. Dass sich dahinter noch Freundschaften oder Verzahnungen entwickeln, das ist on top.

Was genau steckt hinter dem Begriff netzwerken?

Die Ohren aufsperren, die Suche nach Fachpersonal, die Suche nach Aufträgen. Wir treffen uns jeden Donnerstag früh um 6.30 Uhr im Pilatushof. Das ist unser erster Geschäftstermin. Der ist zeitlich sehr hart durch getaktet, endet pünktlich um 8.30 Uhr. Der Ablauf ist dabei immer der gleiche: Jedes Mitglied hat bei den Treffen 60 Sekunden Zeit, um den anderen mitzuteilen, was es finden möchte. Das heißt bei uns, "einen positiven Beitrag leisten". Können Sie ein Beispiel nennen?

Zum Beispiel: Ich möchte gerne einen Azubi finden, der bei mir später als Elektriker arbeitet. So können die anderen Mitglieder dann unter ihren Kontakten nachfragen und gegebenenfalls bei einem ihrer Kontakte eine Empfehlung aussprechen. Ich, der die Empfehlung ausspricht, bereite den Kontakt vor. Sie übergeben quasi einen "warmen Kontakt". Denn es ist ein Unterschied, ob Sie bei jemandem anrufen, weil Sie etwas brauchen, oder ob der andere bei Ihnen anruft, wenn Sie etwas brauchen.

Wenn wir beispielsweise 50 Mitglieder haben und jedes Mitglied hat noch einmal 50 Kontakte, dann sind wir bei 2500 Menschen, die da angesprochen werden. Der Hauptwunsch ist, an das Netzwerk oder an die Kontakte der Kollegen zu kommen.

Wie wird man Mitglied beim BNI?

Per Bewerbung; das heißt aber nicht automatisch, dass man danach auch Mitglied wird. Es gibt einen Ausschuss, der die Referenzen des Unternehmens prüft, der prüft, ob das Unternehmen zum BNI passt. Der Ausschuss beschließt dann, ob dieses Unternehmen aufgenommen wird.

Welche Kriterien gibt es dafür?

Liquidität ist für uns nicht unbedingt prüfbar. Aber wir können uns umhören: Von welchem Unternehmen haben die Mitglieder Gutes gehört, von welchem weniger Gutes? In Forchheim kennt man ja auch den ein oder anderen Namen. Zu 99 Prozent war der Unternehmer außerdem vorher als Gast bei einem unserer Unternehmertreffen. Als Mitglied kann ich nämlich einen Gast mitnehmen, der sich dann vorstellt. Der fünfköpfige Mitgliederausschuss fällt dann die Entscheidung. Der Ausschuss ist zuständig für Neuaufnahmen und Verlängerungen. Es gibt zudem so ein Art Monopol. Jedes Fachgebiet ist nur einmal besetzt: ein Schreiner, ein Autohändler, ein Drucker. Das nennt sich Branchenexklusivität.

Wie lange ist ein Unternehmer Mitglied?

Ein Jahr. Danach kann das Mitglied wieder eine Bewerbung für eine Verlängerung abgeben.

Wie oft wechseln dann die Unternehmen tatsächlich? Ungefähr zehn Prozent tauschen. Bei gewissen Werken ist es so, dass die Bewerber Schlange stehen. Sobald dann ein Unternehmen in einem Fachgebiet rausfällt, stehen die nächsten an.

Welche Fachgebiete sind besonders beliebt?

Vertriebsberufe und Jungunternehmen. Und Industrieunternehmen, weil die dadurch eine Möglichkeit gefunden haben, um Mitarbeiter und Azubis zu finden. Und natürlich Steuerberater.

Was kostet die Mitgliedschaft im BNI Forchheim?

925 Euro im Jahr.

Wie wirkt sich die Arbeit des BNI auf die Region Forchheim und die Bürger aus?

Erstens: Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Unternehmen hier in der Region. Wir haben nicht nur Medizintechnik, sondern auch kleine Handwerksbetriebe, wie hier das Beispiel der Druckerei Streit. So etwas in Forchheim zu haben, ist ein kleiner Juwel. Und das geht nur, wenn ich mich als Unternehmen auf gewisse Dinge spezialisiere und natürlich auch die Kunden dafür bekomme. Und nur mit Forchheimer Kunden würde es nicht funktionieren, es braucht Kunden aus ganz Deutschland.

Eine solche Vernetzung kann ich über BNI gewährleisten: Ich habe Handwerkstradition, die ich halte, außerdem schaffe ich Arbeitsplätze in einem traditionellen Gewerk. Die Gesellschaft hat davon dann wieder etwas durch die Gewerbesteuereinnahmen und die Einkommensteuereinnahmen.

Gibt es auch Kritiker?

Die gibt es natürlich. Das sind dann solche, die Verbindlichkeiten nicht einhalten. Bei BNI wird sehr klar kommuniziert, was erwartet wird: die Verbindlichkeit. Also zum Beispiel jeden Donnerstag bei den Treffen anwesend zu sein. Wer vier Mal gefehlt hat oder unpünktlich gekommen ist, ist raus. Und das sind hier die Regeln: Pünktlich sein, pünktlich aufhören und verlässlich sein. Das Gespräch führte Franziska Rieger.