Obertrubach
Berufsleben

Fritz Buchfelder hat mit dem Bus 120 mal die Welt umrundet

Fünf Millionen Kilometer ist Busfahrer Fritz Buchfelder in seinen 41 Jahren in beliebte Urlaubsländer gefahren. Seine Gäste schätzten den 72-Jährigen aus der Fränkischen Schweiz, der jetzt in den Ruhestand gegangen ist.
Fritz Buchfelder vor seinem Bus  Foto: privat
Fritz Buchfelder vor seinem Bus Foto: privat
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Zählt man alle Kilometer zusammen, die Fritz Buchfelder in seiner beruflichen Laufbahn als Busfahrer gefahren ist, dann hat er 120 Mal die Erde umfahren. Nun wurde der 72-Jährige aus Hohenmirsberg von Schmetterling-Reisen in den Ruhestand verabschiedet. "41 Jahre ununterbrochene Betriebszugehörigkeit. Eine Bewerbung, ein Arbeitgeber. Wo gibt es so etwas heute noch", betont Daniela Singer, die Geschäftsführerin des Unternehmens. Am 9. Dezember fuhr sie mit dem langjährigen Mitarbeiter die letzte Tour. "Ich kenne Fritz Buchfelder nicht nur seit meiner Kindheit, sondern habe als Jugendliche und junge Erwachsene sowohl als Reiseleiter als auch beim Busfahren sehr viel von ihm gelernt, über die Reiseziele, über den Umgang mit den Gästen und vor allem übers Leben draußen", sagt sie.

Aufregender erster Trip

Das Leben draußen begann mit Buchfelders erster Fahrt nach Berlin, den ersten der insgesamt mehr als fünf Millionen gefahrenen Kilometern. "Da habe ich vorher richtig Angst gehabt", verrät Buchfelder. Denn von zu Hause fort gekommen, ist er damals nicht so oft. Nach Nürnberg zwischendurch, aber nicht Berlin. Und Bus zu fahren ist kein Vergleich zu dem kleinen LKW, den er für die Raiffeisen damals fuhr. Ähnlich wie die Baywa verkaufte die Raiffeisen Futter und andere Ware, die Buchfelder mit einem kleinen Laster transportierte. "Ein Kollege meinte, mein Job wäre der Busfahrer", erinnert sich Buchfelder, der dann auch den Lkw-Führerschein absolvierte.

Wo bewerben? Schmetterling-Chef Willi Müller kannte Buchfelder von der Landwirtschaftsschule in Pegnitz und so schrieb er seine Bewerbung an Schmetterling-Reisen, wo er eine Anstellung erhielt. Bei der ersten Fahrt nach Berlin versuchte er einen Deal mit seinem Chef. Buchfelder wollte mit der Gruppe die Nachtfahrt übernehmen, sein Chef sollte in Berlin fahren. Hinter dem Lenkrad saß dann doch Fritz Buchfelder und die Fahrt gelang.

Sein nächster Auftrag führte den Hohenmirsberger zwei Wochen nach England. "Vor dem Links-Verkehr hatte ich schon Bammel", gesteht Buchfelder rückblickend. Auch diese Fahrt verlief problemlos und somit wusste er, auch in allen anderen Ländern fahren zu können. Auf jede Fahrt bereitete er sich akribisch vor, breitete die Landkarte auf dem Tisch aus und studierte die besten Routen ein. "In den ersten 20 Jahren gab es noch kein Navi", sagt Buchfelder. Auch mit dieser Errungenschaft der Technik hatte er immer eine Landkarte dabei, falls das Navi ausgefallen wäre.

Oft haben die Reisenden geklatscht, wenn sie von Fritz Buchfelder sicher an ihr Reiseziel und wieder nach Hause gefahren wurden. Eine Gruppe Beamter, darunter viele Pensionäre hätten immer mit Fritz Buchfelder fahren wollen. Wenn diese ihre Reise im Winter buchten, war Fritz Buchfelders Name schon fest eingetragen. Ob ans Nordkap, nach Italien oder nach Griechenland. "Mit ihnen habe ich mich gut verstanden", sagt Buchfelder. Auch mit den meisten anderen Reisegruppen, für die es selbstverständlich war, dass sich Buchfelder am Abend im Restaurant oder Hotel zu ihnen setzte.

Ganz Europa und darüber hinaus

Doch es gab auch andere. "Manche dachten, Busfahrer sind minderwertige Leute", sagt Buchfelder. Sie wollten nicht, dass er mit am Tisch saß und sie quartierten ihn in ein anderes Hotel ein. "Wenn man dann abends keine Ansprache hat, das war nicht so schön", sagt Buchfelder über diese Momente. Die vielen anderen Urlaubenden, die seine Art, seine Arbeit und ihn schätzten, entschädigte das. "Ich hatte viele schöne Fahrten. Außer in Albanien und der Ukraine war ich in jedem Land Europas und war mit dem Bus auch in Tunesien und Marokko", sagt Buchfelder. An 170 Tagen im Jahr war er beruflich an den schönsten Reisezielen. Während dieser Zeit führte seine Ehefrau die kleine Landwirtschaft alleine.

Trotzdem waren die Fahrten in die vielen Länder, in denen die anderen Leute Urlaub machten, für Buchfelder kein Urlaub. Als Busfahrer hatte er eine große Verantwortung, der er immer nachkam und sich vor jeder Fahrt vorbereitete. Fritz Buchfelder war über 300 Mal in Paris und an die 100 Mal zur Tulpenblüte in Holland. Durch sein Wissen und seine Erfahrung kann er in fast alle Länder Europas Reiseleitungen führen", lobt Daniela Singer.

"Immer einen der besten Busse"

Eine schönste Fahrt zu benennen, fällt Buchfelder schwer. Aber nach Ungarn, Slowenien, Südtirol oder Holland zu fahren, das waren seine Lieblingsziele. "Ich habe viele schöne Fahrten gehabt und Gott sei Dank keinen Unfall", betont Buchfelder. Aber: "Es gibt Situationen, da muss man binnen eines Bruchteils einer Sekunde reagieren", sagt Buchfelder, gerade in Zeiten, als sich der Verkehr immer mehr verdichtete. So vor einer Mautstelle in Griechenland, als ein österreichischer Lkw auf seinen Bus auffuhr und Buchfelders Bus auf einen anderen Lkw schob. Alle Fahrgäste saßen, alle sind heil geblieben, auch der Bus, sodass Buchfelder weiterfahren konnte. "Ich hatte immer einen der besten Busse und schöne Fahrten", freut sich Buchfelder. Nun lässt er es auch coronabedingt ruhiger angehen und kümmert sich um sein Haustier oder schmökert in einem Buch.