Franz Stumpf: "Ich hätte vieles gerne fertig gemacht"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Mittwoch, 09. Dezember 2015
In einer bewegenden Pressekonferenz gab Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) Einblicke in die Hintergründe seiner Entscheidung, sein Amt nach 25 Dienstjahren aufzugeben.
Offen umgegangen mit seiner Krebserkrankung war der Forchheimer Oberbürgermeister seit Jahren. Doch bei der Pressekonferenz am Mittwoch sprach Franz Stumpf auch über seine persönliche Betroffenheit. Vor laufenden Kameras offenbarte er, dass er von der "schlechten Nachricht" über seinen Gesundheitszustand selbst überrascht worden sei. Nach der Chemotherapie im August "schienen die Werte gut, doch die November-Werte waren nicht mehr gut".
Gedrückte Stimmung im Rathaus-Gewölbe
Noch ehe der Oberbürgermeister erschien, herrschte gedrückte Stimmung im Gewölbe des Rathauses. Die Medienvertreter lasen in der Erklärung, die Pressesprecherin Brigitte Fuchs vorbereitet hatte. Radikal offen waren hier die Hintergründe zu Stumpfs Entscheidung formuliert: Seit 16 Jahren leide der OB an Prostata-Krebs; vor der Kommunalwahl hätten die Ärzte zwar grünes Licht gegeben, doch ein halbes Jahr nach Antritt der aktuellen Wahlperiode sei der Krebs zurückgekehrt. Er müsse sich erneut einer Chemotherapie unterziehen.Ernüchternd, der letzte Satz des persönlichen Statements: Wegen der überraschend schlechten Nachricht plane er nicht für die Zukunft, weder privat noch politisch. Allerdings sagte Franz Stumpf dann, dass er nach dem Ende seiner Dienstzeit am 31. März auf viele seiner Ehrenämter nicht verzichten werde. Auch die Ärzte hätten ihm geraten, nicht alles aufzugeben, um nicht in ein Loch zu fallen. "Ich behalte die Ehrenämter, die mir Freude machen und mich im weiteren Leben unterstützen."
So kündigte Stumpf an, beispielsweise für die Bayerische Krankenhausgesellschaft oder für das BRK, als Kreisrat und als Bezirksrat aktiv zu bleiben. Gleichzeitig ließ er anklingen, dass "diese Jobs" ihn nicht über die enttäuschte Hoffnung wegtrösten können. "Ich hätte vieles noch gerne fertig gemacht", sagte Stumpf und nannte den Jahn-Wohnpark, das Kolpingshaus oder die Rathaussanierung. "Bei der Wahl 2014 bin ich davon ausgegangen, dass sechs Jahre durchzustehen sind." Die Einweihung des Siemens-Gebäudes oder den Einzug in das neue Rathaus hätte er so gerne als Oberbürgermeister erlebt: "Jetzt erlebe ich nur den Auszug."
Große Anteilnahme
Bis Ende März dürften die Amtsgeschäfte ihren "gewohnten Gang gehen", meinte der Oberbürgermeister. Und deutete lächelnd auf seinen neben ihm sitzenden Stellvertreter Franz Streit. Auch für ihn werde es jetzt wohl nicht einfach werden, fragte jemand. Und der CSU-Bürgermeister meinte lakonisch: "Das ist für mich nicht bloß nicht einfach." Gerührt und zugleich erfreut sprach Franz Stumpf über die große Anteilnahme, die er erfahren habe. Dass er fassungslos sei, das habe ihm beispielsweise Landrat Hermann Ulm geschrieben. Und der Erlanger Ex-Oberbürgermeister Balleis habe ihn getröstet, dass er nun mehr Zeit für die Familie habe. "Ich werde versuchen, es so zu sehen", sagte Stumpf und erzählte, dass seine Entscheidung zum Rücktritt in der Familie durchaus umstritten war. Seine Frau und die drei Kinder hätten abgestimmt. 2:2 sei die Abstimmung ausgegangen: "Dann hab ich entscheiden dürfen".
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Definitiv nichts entscheiden wird Franz Stumpf in der Frage seiner Nachfolge. Vor der Wahl hatte er angekündigt, jemanden "aufzubauen". Nein, darüber denke er jetzt nicht mehr nach, "dafür ist alles zu überraschend", betonte der OB. Und etwas später fand er, nach einem geeigneten Nachfolge-Kandidaten in der CSU gefragt, für einen Moment zu seinem Humor zurück: "Man ist viel zu selbstherrlich, als dass man einen sieht, der genauso gut ist."