Der neue Dorfladen in Obertrubach wird am 13. April mit einem Festakt eröffnet. Das denkmalgeschützte Gebäude ist ein Schmuckstück im Ortskern.
Der große Augenblick der offiziellen Eröffnung des neuen Dorfladens naht in Obertrubach. Am Samstag, 13. April, um 10 Uhr ist es bei einem kleinen Festakt so weit. Es schließt sich quasi ein Kreis in mehrfacher Hinsicht. Am 14. Oktober 2017 hatte hier der alte Dorfladen, das Kaufhaus Wölfel, dichtgemacht. Das Gebäude stand zum Verkauf an. In einem Kraftakt nahmen die Obertrubacher die Geschicke selbst in die Hand. Sie holten sich einen professionellen Berater für Dorfläden aus der Region am Ammersee und bildeten einen Arbeitskreis. Ziel war ein neuer Dorfladen. Die Gemeinde begleitete das Vorhaben und konnte Bianca und Jürgen Häfner als neue Käufer des Hauses gewinnen, indem sie eine zehnjährige Mietgarantie für den neuen Dorfladens abgab. So mutierte das Kaufhaus Wölfel in den Dorfladen Obertrubach. Unermüdlicher Motor des Ganzen waren und sind Thomas Laitsch und seine Frau Elke Stein. Am 29. März öffnete der Dorfladen Obertrubach seine Pforten. Ganz leise, fast heimlich, ohne Werbung, wie Thomas Laitsch sagt, der auch die Geschäftsführung übernommen hat.
Zehn Teilzeitkräfte
Etwa zehn Teilzeitkräfte machen sich als Verkäuferinnen mit dem Geschäft vertraut, wollen einfach noch Zeit zum Üben haben. Der Supermarkt Rewe lieferte die Raumausstattung, der Kunde kauft hier nach Rewe-Konditionen ein. Wer sich in die modernen, hellen Räume schon jetzt verirrt, wird gerne bedient. So wie Erika aus Geschwand. "Ich sah das Schild außen und ging gleich herein, um Brot und eine Zeitschrift zu kaufen", sagt sie. Sie freut sich über die freundliche Bedienung und die einladende Aufmachung. "Ich kaufe schon immer hier ein", meint Veronika aus Obertrubach, "das Angebot muss man nutzen, vor allem, wenn dann auch die Preise stimmen. Man spart Zeit und Weg."
Sortiment wird ergänzt
"Wir sind keine Fachleute, müssen noch lernen", betont Laitsch, der eben für Nachschub von Brot sorgt. Klar, modern und lichtdurchflutet strukturiert zeigt sich der Laden. Die wesentlichen Dinge des Lebens finden sich. Manches Regal ist noch nicht belegt. Platz für die Ergänzung des Sortiments muss sein.
Regionale Theke
Laitsch deutet auf die regionale Theke, wo Produkte aus dem Umkreis von zehn Kilometern Platz finden, wie Honig aus Herzogwind, Streuobstwiesensaft aus Schoßaritz, Fruchtaufstrich und Liköre aus Igensdorf oder auch Whisky aus Thuisbrunn. Erfahrung sammeln und justieren, herausfinden, was die Kunden wollen, wie der tägliche Bedarf ist, beispielsweise an Backwaren, das sind die Herausforderungen. Dafür, dass die "inoffizielle" Eröffnung bisher kaum bekannt ist, ist die Frequenz im Laden bereits beachtlich. Mancher nutzt die gemütliche Ecke beim Plausch und Kaffee. "Wo tote Hose drohte, entsteht wieder so etwas wie die Seele des Dorfes", beobachtet Bürgermeister Markus Grüner (CSU) das Geschehen zufrieden.
Das neue alte Gebäude
Die neuen Eigentümer des Dorfladens haben auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Büro ihres Unternehmens, ein Baugeschäft. Im Beisein von Bürgermeister Grüner gehen sie auf die Geschichte des denkmalgeschützten Hauses mit dem Laden ein. Viele Bilder und alte Dokumente belegen die bewegte Geschichte des Gebäudes im Zentrum des Dorfes. Um 1880 errichtete ein Conrad Brendel den zweigeschossigen Backsteinbau, bereits damals mit einem Dorfladen. Die dekorative Backsteinarchitektur, ein Schiefergiebel und vor allem die aus Lärche geschnitzten Holzverzierungen um die Fenster waren wesentliche Gründe, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, wie Bianca Häfner erläutert. Auf der Rückseite der Holzteile fand man handschriftlich die Namen der damals Mitwirkenden. Die Schreinerei Stephan Kugler hat jetzt diese Verzierungen in Kleinarbeit abgenommen, zerlegt, restauriert, neu gestrichen und wieder befestigt. Jürgen Häfner deutet vor Ort auch auf die Backsteine in Formaten, wie sie heute nicht mehr zu finden sind. In mühevoller Arbeit wurden 14 Tage lang die Steine ausgetauscht, die dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind. Nur bei sehr genauem Hinschauen sind die tadellosen Reparaturen teilweise erkennbar. Man merkt den neuen Besitzern an, dass sie auf das neue Schmuckkästchen im Dorfzentrum stolz sind. Auf der Seite der Teichstraße grenzt der Dorfladen eng an die Kreisstraße. Die Vorbereitungen in der Gemeinde sind getroffen, den Gehsteig so zu verbreitern, dass mindestens ein Kinderwagen mühelos auf dem Weg zum Laden sicher passieren kann. Bei den Reparaturen holte die neuen Eigentümer auch die Geschichte wieder ein. Aus Aufzeichnungen fanden sie heraus, dass der Erbauer der Urgroßvater der neuen Besitzer war. Erbteilungen hatten die Spuren etwas verwischt. Jetzt schließt sich hier ein weiterer Kreis.